"Stell dir vor, du wärst dein Kind" - eine Empathie-Übung

Ich habe diese Übung geschrieben, weil ich mir wünsche, dass Menschen sich geliebt fühlen. Denn wenn sie sich verstanden, gesehen und wertgeschätzt fühlen, können sie andere lieben, sie verstehen, sehen und wertschätzen.

 

Bist du bereit für eine kleine Übung?

Meine Einladung an dich ist, dass du dich hinsetzt und ausatmest. Lass die Schultern fallen, lockere deinen Kiefer, deine Stirn.

Sei offen für das, was sich zeigen möchte oder was Gott dich wissen lassen will.

Und dann…. stell dir vor, du wärst dein Kind. Wenn du mehrere hast, wähle das aus, an das du gerade denkst oder das dir der Heilige Geist gerade zeigt. Lehn dich zurück, wenn du möchtest.

 

Lass eine Situation von heute oder der letzten Zeit kommen, in der du mit deinem Kind warst.
Stell dir nun vor, du bist dein Kind. Atme aus.

Was siehst du? [Pausiere. Schließ kurz deine Augen. Nimm wahr.] …

Was hörst du?...

In welchem Raum bist du? Wie ist dieser Raum für dich? Welche Dinge siehst du um dich herum? Was davon ist gerade interessant für dich?

Welche Menschen sind da? Wie siehst du die Mama (den Papa)? Welches Gefühl hast du in Bezug auf deine Mama? …. Was spürst du? (Körperkontakt, die Zahnbürste, …) Was ist dir wichtig? Was ist deiner Mama gerade wichtig? Seid ihr gerade „ein Herz und eine Seele“ oder habt ihr unterschiedliche Bedürfnisse?

 

Wenn Jesus für dich da wäre – wo wäre er für dich? Was würde er für dich tun oder dich wissen lassen wollen? Was macht das mit dir, wenn Jesus das sagt oder tut?

 

Und für deine Mama (deinen Papa bzw. wer sonst noch gerade da ist): Wo wäre Jesus für sie? Was möchte er für sie gerade tun oder sie wissen lassen wollen? Wie würde er auf deine Mama schauen?

…..

Wenn du möchtest, bleib noch ein bisschen in dieser Situation (so, wie sie jetzt gerade durch Jesus geworden ist).

……

Und jetzt …. Wie ist es jetzt gerade für dich? Wie war es, aus der Sicht deines Kindes etwas wahrzunehmen? Was hast du erkannt?

Was ist das Geschenk, das Jesus dir aus dieser Übung mitgeben mag?

……

Wie war es für mich?

Ich habe die Übung selber gemacht, um zu schauen, ob sie stimmig ist. Ich habe mich in die Situation hinein versetzt, wie ich unsere Tochter vor einer Stunde ins Bett gebracht habe.

Was ich (als Kind) sehe: ein halbdunkles Schlafzimmer mit einer kleinen Leuchte. Der Raum strahlt prinzipiell Geborgenheit für mich aus. Ich höre die Geräusche von der Mama, wie sie geht und sich ins Bett legt. Ich sehe die Decken, das Jesusbild, die Salzlampe und den Korb mit den Büchern. Und nur das ist interessant: wird die Mama mir noch etwas vorlesen (oder ist es für heute schon zu spät)? Welches Buch will ich heute hören, und wie lang wird sie vorlesen? Wie kann ich sie dazu überreden, mir laaaaange was vorzulesen? Ich mag das so gern, an sie gekuschelt, gemütlich eine Geschichte zu hören. Oder 2. Oder 3. Heute will ich Conni hören.

Ich seh‘ die Mama in ihrem Pyjama und ihren kurzen Haaren. Mein Gefühl in Bezug auf sie ist prinzipiell Sicherheit und Geborgenheit, aber jetzt gerade wirkt sie ein bisschen gestresst (das heißt wahrscheinlich: keine Geschichte). Ich spüre ihren Oberkörper, die Wärme und die Weichheit.

Mir wäre wichtig, vorgelesen zu bekommen, aber ich glaube, meiner Mama ist wichtig, dass ich schnell schlafe.

Wenn Jesus für mich da wäre, dann würde er mit uns im Bett sitzen und uns beiden vorlesen. Wir würden uns an ihn kuscheln und seiner schönen Stimme und den Geschichten lauschen, die er liebevoll vorliest. Ich würde mich dann sicher und geborgen fühlen und mit ihm und meiner Mama kuschelnd wohlig und friedlich einschlafen.

Jesus wär‘ auch für meine Mama da, sie könnte sich an ihn anlehnen, sie wirkt müde. Er würde gaaaaanz liebevoll auf sie schauen und sie ein bisschen streicheln. Sie würde auch gleich mit einschlafen.

 

Fazit

Die Übung war für mich aufschlussreich: zuerst hat sie mich ein bisschen traurig gemacht, weil ich mir bewusst bin: mein Kind spürt es, wenn ich gestresst bin.

Dann, als Jesus dazugekommen ist, ist Frieden eingekehrt.

Er will, dass es uns gut geht und schaut liebevoll auf mich (nicht so kritisch wie ich mich selbst oft betrachte).

Das Geschenk dieser Übung ist, so denke ich, eine Weite im Herzen und ein wohliges Gefühl.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Rebecca Thums

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