Aschermittwoch – das Vergrößerungsglas am Beginn einer neuen Zeit
Ähnlich wie zum Jahreswechsel war auch der Aschermittwoch eher karg. Keine großen Feierlichkeiten, auf das Wichtigste beschränkt. Doch irgendwie scheint uns dieser Gedanke gar nicht so unpassend für den Aschermittwoch: immerhin geht es darum, dass wir uns auf die „Wurzeln“, das Wesentliche besinnen.
Es ist seltsam, darüber nachzudenken, was sein wird. Wie wird die Fasten- und Osterzeit aussehen? Können wir zu Ostern wieder unsere Familien besuchen, Osternester suchen, die Auferstehungsmesse mitfeiern? Es ist noch so gar nicht plan- und greifbar.
Denk einmal nach!
Sinngemäß heißt es an diesem Tag im Gottesdienst: Mensch, denk einmal darüber nach, woher du kommst und wohin dein Lebensweg dich führt, was schlussendlich wichtig ist. Denk darüber nach und ändere, was nicht dazu passt!
Der Aschermittwoch möchte ein Umlenken unseres Fokus bewirken.
Die Coronazeit hat bei vielen Menschen in unterschiedlichsten Lebensbereichen ein Umdenken ausgelöst. Sicher, schön langsam sind wir alle ziemlich Corona-müde. Ganze elf Monate begleiten uns mittlerweile Lockdowns, Einschränkungen und Maßnahmen. Trotzdem sehen wir hier auch einen Gewinn, denn vieles von außen ist weggefallen, wir hören unsere innere Stimme wieder und spüren, worauf es wirklich ankommt.
Der Aschermittwoch möchte genau das bewirken: ein Umlenken unseres Fokus, wie ein Vergrößerungsglas das Wesentliche hervorheben, einen Startpunkt setzen für den Weg in Richtung Ostern.
Wo wollen wir hin?
Wir Christen wissen, dass unser Weg nach dem Tod nicht zu Ende ist. Wir dürfen daran glauben, dass es noch mehr gibt, etwas noch viel Besseres! Das wurde uns durch Jesus geschenkt und trotzdem ist es ein Weg, den wir bewusst gehen müssen. Deshalb ist es immer wieder nötig, genau darauf zu schauen:
Leben wir nur so vor uns hin? Womit verbringen wir unsere Zeit?
Macht unser Leben „Sinn“, wenn wir auf das endgültige Ziel schauen?
Mit dem Beginn der Fastenzeit verbinden viele – auch nicht gläubige – Menschen das Verzichten auf Genussmittel. Doch der Aschermittwoch ist viel mehr als das, er stellt Fragen und lädt dazu ein, in der Fastenzeit alles Unwichtige zur Seite zu rücken. Der Weg bis Ostern sollte vor allem ein innerliches Fasten sein, ein Verzichten auf Unnötiges und ein Hinschauen auf Wichtiges.
Nimm dir Zeit!
Der Aschermittwoch als Vergrößerungsglas ist vielleicht ein ungewöhnliches Bild. Wir finden es deshalb passend, weil man damit einerseits langsamer und bewusster hinschaut, andererseits Kleines plötzlich ganz groß und sichtbar wird. Dafür muss man sich zuerst einmal Zeit nehmen.
- Sich Zeit nehmen – auch das kann ein Vorsatz für die Fastenzeit werden!
- Sich Zeit nehmen mit der ganzen Familie, jeder mit seinem eigenen Schwerpunkt.
- Zeit nehmen, mit Gott wieder ins Gespräch zu kommen – gerade jetzt!
- Zeit nehmen, im Herzen und auch räumlich Platz für Gott zu machen, eine Gebetsecke, ein Fach im Bücherschrank, ein Bibelspruch auf der Kommode.
- Zeit nehmen, etwas Neues über den Glauben zu lernen, alleine oder mit anderen.
- Zeit nehmen, Inventur über gute und schlechte Angewohnheiten zu machen und zu überlegen, womit ich mir und dem Nächsten – den Freunden, Familie, Kollegen… etwas Gutes tue oder schade.
- Zeit nehmen, beichten zu gehen und in manchem von vorne zu beginnen.
- Zeit nehmen, noch einmal etwas auszuprobieren, woran man gescheitert ist und diesmal nicht aufzugeben.
- Zeit nehmen, bewusst das Gute zu sehen inmitten von vielen traurigen, bösen und einschränkenden Dingen.
- Zeit nehmen, Danke zu sagen, auch wenn es manchmal nur Kleinigkeiten sind, für die man danken kann.
- Zeit nehmen, Frieden zu schließen, Beziehungen zu reparieren oder neue Wege zueinander zu finden.
- Zeit nehmen, jemandem etwas Gutes zu tun ohne Dank dafür zu erwarten.
- Zeit nehmen, sich ganz bewusst auf Ostern vorzubereiten, abseits von Dekoration und Geschenken.
Eine besondere Zeit
Die Zeit vor Ostern (und eigentlich auch vor Weihnachten) ist nicht zufällig eine Fastenzeit, die jedes Jahr wieder kommt. Wir brauchen wohl regelmäßig eine Erinnerung, dass wir nicht nur für uns selbst und in den Tag hinein leben.
Der Weg bis Ostern sollte vor allem ein innerliches Fasten sein, ein Verzichten auf Unnötiges und ein Hinschauen auf Wichtiges.
Je älter wir werden, desto deutlicher wird, dass das Leben nicht endlos ist. Noch dazu zeigt uns die Corona-Situation, dass es wenig planbar ist. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, inne zu halten und immer wieder ganz bewusst drauf zu schauen, wo in unserem Leben der Mittelpunkt ist.
Wir möchten euch einladen, euch diesmal am Aschermittwoch bewusst Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, wie ihr eure Zeit nutzt und wofür ihr euch Zeit nehmen möchtet – als Person, als Paar und als Familie. Vielleicht möchtet ihr uns ja eure Ideen dazu in einem Kommentar hinterlassen!