Tagesmutter: Fragen & Antworten
Antworten rund um die Betreuungsform Tagesmutter im Überblick.
Was spricht für die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter?
Tagesmütter betreuen tagsüber maximal fünf Kinder bei sich zuhause und können dadurch auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen. Meist werden Kinder zwischen einem halben Jahr und drei Jahren betreut, die familiennahe Umgebung und die konstante Bezugsperson sind besonders für junge Kinder wichtig.
Wie finde ich eine Tagesmutter?
In Wien stellen vier Trägervereine Tagesmütter an: Volkshilfe, Hilfswerk, Kinderdrehscheibe und Eltern für Kinder Österreich. Die Vereine kümmern sich um die arbeits- und sozialrechtliche Absicherung und unterstützen bei der Vermittlung von Tageskindern. Zudem gibt es selbstständige Tagesmütter.
Im Unterschied zu institutioneller Kinderbetreuung können Eltern bei den Vereinen die für sie passende Tagesmutter selbst wählen, indem sie mehrere kennenlernen und Gespräche führen. Ruth Auer-Tischina, Verein Eltern für Kinder, empfiehlt: „Je früher Eltern anfangen, eine Tagesmutter zu suchen, desto mehr Chancen haben sie.“ Es komme auch auf die Bezirke an, wie viel Angebot und Nachfrage dort bestehe. Das Hilfswerk bietet ein Probemonat, innerhalb dessen man die Betreuung jederzeit beenden kann, ohne Gründe angeben zu müssen. „Wir wollen, dass eine gute Zusammenarbeit möglich ist“, sagt Brigitte Popprath vom Wiener Hilfswerk.
Je nach Handhabung des Vereins können Eltern die freien Betreuungsplätze online selbst einsehen oder ihren Bedarf beim Verein melden, um zu den Bedürfnissen passende Tagesmütter vorgeschlagen zu bekommen. Jedenfalls können Eltern die Tagesmutter kennenlernen und selbst feststellen, ob sie ihren Erwartungen entspricht und sie einen Betreuungsvertrag abschließen möchten.
Wie viel kostet die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter?
Die Kosten für die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter sind abhängig vom Trägerverein und dem Bundesland.
In Wien fördert die Stadt Wien die Kinderbetreuung ab einer Betreuungsstundenanzahl von 16 Wochenstunden: Verbringen die Kinder 16 oder 20 Stunden pro Woche bei einer Tagesmutter, übernimmt die Stadt Wien alle Kosten. Eine höhere Betreuungsstundenanzahl kostet Eltern zwischen 20 und 85 Euro pro Monat. Die Werte gelten für Kinder zwischen null und sechs Jahren, die ihren Wohnsitz in Wien haben. Schulpflichtige Kinder und Kinder mit Wohnsitz außerhalb Wiens erhalten keine Förderung, hier kosten 20 Betreuungsstunden den Eltern beispielsweise 185 Euro pro Monat, 40 Wochenstunden kosten 320 Euro pro Monat.
Hinzu kommt ein Beitrag für Essen, Ausflüge und Bastelmaterialien, der unterschiedlich hoch ausfällt.
Haben Tagesmütter eine Ausbildung?
Ja, Träger wie die Kinderdrehscheibe bieten eine eigene Ausbildung für Tagesmütter, in dessen Rahmen auch Praktika bei Tagesmüttern absolviert werden. Haben Interessenten bereits eine pädagogische Ausbildung abgeschlossen, wird ihnen trotzdem nahegelegt, in die Arbeit der Tagesmutter hineinzuschnuppern. Tagesmütter brauchen außerdem eine Tagesbetreuuungsbewilligung der MA11, haben organisationsinterne Kontrollen und absolvieren regelmäßig Fortbildungen.
Woher weiß ich, dass die Wohnung der Tagesmutter kindgerecht ist?
Die Tagesbetreuungsbewilligung der MA11 stellt sicher, dass das Zuhause der Tagesmutter den Sicherheitsvorschriften entspricht, zudem führt die MA11 jährlich einen Hausbesuch durch. Auch die Vereine, bei denen die Tagesmütter angestellt sind, machen Hausbesuche. Ruth Auer-Tischina vom Verein Eltern für Kinder: „Die Tagesmütter müssen uns ihre Türen öffnen, denn das eigene Zuhause ist ihr berufliches Umfeld. Wir müssen ein gutes Gefühl dabei haben.“
Brigitte Popprath, Abteilungsleitung beim Wiener Hilfswerk, erklärt außerdem: „Wir legen auch jedem, der Tagesmutter werden möchte, nahe, sich zu überlegen, wie er die private mit der beruflichen Situation verbinden kann. Dazu gehört, wie man sich privat zurückziehen kann, dass die eigenen Kinder beispielsweise nicht das Gefühl haben, nach der Schule ins Chaos zu kommen.“
Wie kann ich sichergehen, dass Kinder bei einer Tagesmutter gut betreut sind?
„Manche Eltern meinen, Tagesmütter sind einfach Hausfrauen, die Kinder beaufsichtigen. Doch es ist ein vollwertiger Beruf. Eine Tagesmutter hat Kollegen, einen Verein, bei dem sie angestellt ist, sie hat Supervision, bildet sich weiter und bekommt Spielmaterial zur Verfügung gestellt. Bei uns bekommt jede Tagesmutter bekommt eine Sozialarbeiterin zugeteilt, bei der sie sich jederzeit melden kann – wir unterstützen sehr umfangreich, dass es letztendlich auch den Tageskindern gut geht“, sagt Ruth Auer-Tischina vom Verein Eltern für Kinder. In ähnlicher Form betreuen auch die anderen Vereine die Tagesmütter, die bei ihnen angestellt sind.
Wie läuft ein Tag bei der Tagesmutter ab?
„Der Tagesablauf bei der Tagesmutter orientiert sich an der Bedürfnislage der Kinder und ist daher den üblichen Tagesabläufen ähnlich, die man in der Pädagogik kennt“, erklärt Brigitte Popprath vom Wiener Hilfswerk. Kinder haben ein Hunger-, Schlaf- und Spielbedürfnis, all das wird im Tagesablauf gestillt.
Die Ankommenszeit liegt in der Regel zwischen 8 und 9 Uhr. Die Kinder frühstücken bei der Tagesmutter, dann ist Spielzeit. Es gibt Mittagessen, eine Schlafenszeit und eine Freispielphase am Nachmittag. Je nach Vereinbarung gibt es auch Eltern, die die Kinder nachmittags zur Tagesmutter bringen.
In diesem Rahmen können sich die Tagesmütter frei bewegen. Ob sie in der Freispielphase hinausgehen, Freizeitaktivitäten und Ausflüge machen – Kasperltheater, Schwimmkurs – hängt von den Vorstellungen und dem Temperament der Tagesmutter ab. „Jede Tagesmutter hat individuelle Schwerpunkte“, sagt Brigitte Popprath.
Der Tagesablauf ist aufgrund der kleinen Gruppe flexibel, und doch bräuchten Eltern das Bewusstsein, dass ein Rhythmus Kindern Sicherheit gibt, ergänzt Ruth Auer-Tischina, Verein Eltern für Kinder. „Es kann zum Beispiel alle durcheinanderbringen, wenn die Kinder schon frühstücken, und währenddessen noch ein Kind gebracht wird. Der Rahmen ist für ein Kind wichtig, genauso Ruhe und Regelmäßigkeit. Ganz individuelle Betreuungszeiten, am Abend, einmal am Vormittag, dann am Nachmittag, das geht nicht.“ Für solche Ansprüche empfehlen wir Kinderbetreuung durch eine Leihoma.
Wie funktioniert die Eingewöhnung bei einer Tagesmutter?
Bei der Eingewöhnung ist es wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen. „Umso jünger das Kind, desto mehr Zeit muss man ihm für die Eingewöhnung geben“, rät Ruth Auer-Tischina vom Verein Eltern für Kinder. In der Anfangsphase bleiben Eltern gemeinsam mit dem Kind bei der Tagesmutter, dann erfolgt die Loslösung in kleinen Schritten. Es helfen persönliche Gegenstände, an denen sich das Kind festhalten kann, wie das persönliche Flascherl oder die Decke. „Was ich wichtig finde, ist, mit der Tagesmutter zu reden, Sorgen und Ängste anzusprechen, Vertrauen aufzubauen. Je kleiner das Kind ist, desto schwieriger ist das Loslassen“, sagt Auer-Tischina. Schlussendlich braucht es das Vertrauen der Eltern, dass die Tagesmutter ihr Kind gut betreut.