Warum basteln für Kinder wichtig ist
Kindergartenbetreuer und Volksschullehrer klagen zunehmend über die motorischen Defizite der Kinder. Das liegt auch daran, dass Zuhause immer weniger gebastelt wird. Die Folgen reichen aber weiter als „nur“ bis hin zur Motorik.
Basteln ist nicht nur ein schöner Zeitvertreib. Basteln vermag es nicht nur Kinder stundenlang zu beschäftigen und damit notorisch gestresste Eltern zu entlasten. Diese ganz besondere handwerkliche Tätigkeit hat für Eltern und Kinder noch eine gänzlich andere Funktion.
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Diese basiert primär auf der Basis, dass wir Dinge fertig zur Hand bekommen und sie dann, wenn sie nicht mehr ihren Zweck erfüllen, wegwerfen. Wie sie hergestellt werden interessiert uns dabei kaum. Wir nehmen es hin, dass sie einfach so da sind und wieder weg sind, wenn sie kaputt sind. Da wir uns nicht für das Dahinter, für die Herstellung, interessieren, versuchen wir erst gar nicht sie zu reparieren.
Die Blindheit gegenüber den Dingen
Wir können also eine gewisse „Blindheit“ gegenüber den Dingen, ihrer Herstellung und ihrer Funktionsweisen attestieren. Die Dinge sind, was sie sind, wir hinterfragen nicht, wir interessieren und nur für ihre Funktionsweisen und ihren Nutzen, nicht für die Art und Weise der Fertigung und dafür, ob man sie womöglich nicht doch noch reparieren könnte.
Was tut aber ein Kind, wenn es bastelt? Es stellt her, es produziert, es konstruiert. Es lernt Ausgangsmaterialien kennen und sieht, wie etwas konstruiert ist, woraus es besteht, was es im Innersten zusammenhält. Nicht nur deshalb, weil es das „Ding“ mit den eigenen Händen geschaffen hat, wird das Kind sein „Produkt“ höher schätzen als etwas, das bereits fertig gekauft ist.
Kinder werden damit zu Tätigen, zu Handelnden, verlassen die passive Rolle. Diese Passivität ist zentral für den Konsum, der von der Wegwerfmentalität gut lebt. Wir sind in einer passiven Haltung, wenn wir konsumieren. Wir lassen uns berieseln, einlullen, kaufen was gerade angesagt ist und wollen das Produkt nicht mehr haben, wenn es wieder „out“ ist oder seinen Geist aufgegeben hat.
Umdenken
Es mag ein wenig pathetisch klingen. Aber das Basteln kann den Kindern tatsächlich von klein auf ein anderes Denken vermitteln. Sitzen die Kinder nicht vor Tablet, Konsole und Co., sondern leisten etwas Kreatives mit ihren Händen, dann folgen daraus auch andere Denkmuster und Zugänge zur Welt und deren Produkte in unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt entsteht dadurch, natürlich neben den ebenfalls nicht zu vernachlässigenden motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kreativität. Kreativität bedeutet, es Dinge und Situationen zu bearbeiten, anstatt sie einfach so hinzunehmen. Wer kreativ ist, findet Lösungen, wo andere schon am Endpunkt angekommen sind und kapitulieren.