Was tun mit den Wutanfällen von „Kind Numero 2“?
Wir dachten wir wären durch. Vor der Pubertät hatte unsere Große (15) zahlreiche Wutanfälle. Jetzt also auch bei der Kleinen (11). Wie kommen wir durch dieses „Da Capo“?
Eigentlich wären wir ja erfahren ...
Eigentlich hätten wir alles schon einmal durchgemacht. Grundsätzlich ließe sich damit also aus einem reichen Erfahrungsfundus schöpfen und damit anders reagieren. Irgendwie gelassener. Souveräner. Wenn man so will: auch abgebrühter.
Nur: Es gelingt uns leider nicht. Ganz einfach deshalb, weil unsere „Kleine“ anders reagiert.
Sie ist deutlich introvertierter, raste nicht bei jeder (vermeintlichen) Kleinigkeit aus. Sie frisst, offenbar, viel in sich hinein und erzählt uns nur auf Nachfrage, was gerade in ihrem Leben nicht so rund läuft. Meist aber „explodiert“ sie, weil sie nicht den richtigen Ausdruck und das richtige Ventil zur richtigen Zeit zu finden scheint.
Vielleicht machen wir also vor allem einen Fehler: Zu glauben, dass wir Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen und solchen oftmals abrupten Gefühlsregungen haben. Weil wir eben annehmen, dass es so etwas wie Vergleichbarkeit gibt. Zwischen den Kindern. Zwischen deren Gefühle und deren „Abgründe“.
Wir sollten wohl vielmehr von der Individualität des jeweiligen Kindes ausgehen.
Von daher Art und Weise, wie es mit Frust und unschönen Situationen und Phasen umgeht. Und natürlich auf gar keinen Fall vergleichen, denn jedes Gefühl ist in diesem Moment genauso irrational wie impulsiv und einzigartig. Das Kind lernt ja erst selbst damit umzugehen, dass es „vergleichbare Empfindungen“ geht. Meist ist es aber nicht „Herr seiner selbst“ und kann die Emotionen noch zu wenig einordnen.
Wieder zurück auf Start und zurück auf „Null“?
Es schaut wohl so aus. Verhaltensmuster, die wir uns, wenn schon nicht rational zurechtgelegt so zumindest verinnerlicht hatten, schienen ja ohnehin nicht zu greifen. Womöglich hat sich zudem auch eine gewisse „Müdigkeit“ eingeschlichen. Müssen wir denn die Sache „schon wieder“ von vorne erleben und durchmachen, wo sie doch mit der „Großen“ erst überstanden zu sein scheint?
Denn auch das ist gewissermaßen unfair: SIE macht solche Phasen, die unbedingt zur Vorpubertät und in Folge auch zur Pubertät dazugehören, ja auch zum ersten Mal mit.
Warum sollte sie sich also mit abgebrühten Eltern begnügen, die zudem sogar noch „etwas müde“ sind von dem, was sie mit der „Großen“ durchgemacht haben. Wäre es dann nicht so, dass sie nur an Platz 2 stünde, also gewissermaßen „Kind Numero 2“ wäre. Wir müssen also wohl aufmerksamer werden, wacher, weniger vergleichend, mehr aus der Situation heraus reagieren? Oder welchen Rat gibt es sonst noch für uns? Rat wäre sehr gefragt, denn im Moment sind wir von Zeit zu Zeit wirklich ratlos. Und das, obwohl wir eigentlich wüssten, was zu tun wäre…