Wenn das Kind die Schule nicht mehr ernst nimmt
Bisher war in Sachen Schule eigentlich alles so gut wie problemlos. Doch, fast wie über Nacht, wirkt es so, als ob Schule nicht mehr wichtig wäre und alles gewissermaßen schleifen gelassen wird. Was tun?
Irgendwie hat man sich diese Situation gewünscht. Wie oft hat man schließlich darüber diskutiert, zumal vor Schularbeiten oder größeren Tests, dass die Tochter (mittlerweile 13) die Schule ein wenig lockerer nehmen und sich nicht selbst mit dem eigenen Perfektionismus im Wege stehen soll.
Nach den ersten Schulwoche im neuen Schuljahr wirkt es so, als ob alles ins Gegenteil gekippt wäre. Hausübungen werden erst im letzten Abdruck gemacht, es wird lässig darüber schwadroniert, dass man dieses oder jenes noch schnell „abgeschrieben“ habe, und insgesamt scheinen Freundinnen wichtiger geworden zu sein als die Schule.
Nach ebenjenen wird das eigene Arbeitspensum vorsorglich ausgerichtet. Ermahnung, dass man es doch umgekehrt machen sollte, nach dem Motto zuerst die Arbeit und dann das Spiel, verhallen so gut wie ungehört und führen meist zum schieren Gegenteil.
Damit befinden wir uns als Eltern in gewisser Weise in einer Zwickmühle. Hatten wir doch immer wieder gefordert und gehofft, dass vermehrt die Selbstständigkeit und die Selbstorganisation Einzug halten würde. Jetzt fehlt uns im Detail der Einblick in ihre Pläne, Strukturen und Ziele. Sie setzt sich selbst, zumindest nach außen hin, Prioritäten, die wir so nicht gutheißen.
Auf der anderen Seite ist ja auch der Weg das Ziel. Womöglich braucht es uns als elterliche Instanz weniger und weniger und die eigentliche Instanz bleibt das Notensystem der Schule. Muss man als Eltern auch loslassen und vertrauen und vor allem auch zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden lernen?
Muss man als Eltern auch loslassen und vertrauen und vor allem auch zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden lernen?
Denn das ist es auch, was wir immer wieder erleben. Nach außen hin ist ganz viel Coolness da, ganz viel Erzählung und Vortäuschung, die sich dann bei genauer Betrachtung zwar nicht als Lüge, aber als Übertreibung erweisen. Das elterliche Machtwort wird zudem zwar oft rhetorisch rasch zur Seite gewischt, hat dann aber im Endeffekt doch Gewicht. Vieles ist also nur symbolhafte Abgrenzung, die dann in den realen Handlungen kaum eine Rolle spielt.
Gut möglich also, dass es sich auch bei der Schule so verhält. Dass ihr Verhalten lediglich der etwas tollpatschige Versuch ist, sich von impliziten und expliziten elterlichen Erwartungen und Vorstellung freizumachen und eine eigenes Werte- und Leistungssystem zu implizieren. Radikale Abgrenzung und zur Schau getragene Lässigkeit sind da wohl Zutaten und Ideen, die in ihrem Kopf einen Startschuss dazu bilden können.