Wie Autofahrten mit Kindern zum Kinderspiel werden

Der Sommer und auch der frühe Herbst eignen sich hervorragend für Ausflüge. Fährt man weiter weg, dann lässt es sich kaum vermeiden, dass man als Familie sehr viel Zeit gemeinsam auf engem Raum in einem Auto verbringt. Das ist nicht immer konfliktfrei.

Als Vater von zwei Töchtern muss ich vorab schon mal Illusionen zerstören: Musik oder Radiosender eignen sich meiner Meinung nach nur sehr bedingt, um den Familienfrieden und die Harmonie im Auto über längere Zeit aufrecht zu erhalten. „Kindermusik“ nervt die Eltern schnell, „Erwachsenenmusik“ sagt den Kindern weniger zu. Hat man dann auch noch einen angehenden Teenager im Auto, der primär auf Trap-Rap abgeht, dann sollte man Musikversuche im Auto gänzlich unterlassen.

Zudem definieren sich Radiosender meist über Zugehörigkeit und „Szenen“. Hört man den Radiosender selten, kann man meist wenig mit Sendungen anfangen, die dem anderen wiederum überaus vertraut sind. Auch die Running-Gags bei Sendern funktionieren dadurch nur überaus bescheiden.

Die Lösung: Hörspiele!

Wir haben sämtliche in den ersten beiden Absätzen angedeuteten Probleme und mehr schon durchgespielt. Gekommen sind wir dann irgendwann auf Hörspiele. Noch besser ist es, wenn man sich diese zuerst gemeinsam mit den Kindern in der Buchhandlung aussucht. Die Auswahl ist groß, die Bilder schön bunt, meist kann man auch direkt vor Ort Probehören. Und dass will wahrlich getan sein, dann so ein Hörspiel kann auch schon mal ein paar Stunden dauern und sollte allen Anwesenden gefallen.

Interessanterweise fällt es uns relativ leicht, dort einen Konsens zu finden.

Zu beachten ist dabei womöglich aber, dass es beiden Seiten zusagt. Bei uns klappt das so, dass die Inhalte natürlich kindgerecht aufbereitet sind, zugleich aber ein paar Häppchen für Erwachsene beinhalten. Die besten Hörspiele sind die, die die Kinder verstehen, die Erwachsenen aber noch ein wenig tiefer verstehen. Sei es, wenn es um Zitate geht, deren Bezugnahme die Kinder nicht auf den ersten Blick entschlüsseln können oder ähnliches.

Hörbuchtipps

Besonders gut gelingt uns das im Moment mit dem Hörbuch „Ich, Zeus und die Band vom Olymp“. Bei diesem Hörbuch kommen Götter und andere Gestalten auf höchst amüsante zu Wort. So amüsant, dass sich unsere Kinder darüber sehr amüsieren. Wir Erwachsene erfreuen uns an so mancher Anspielung, die Kindern verborgen bleibt. Vor allem daran, dass es im Olymp nicht immer sehr züchtig zuging und das mit allerlei Euphemismen kindgerecht dargestellt wird.

Auch gut funktioniert auf längeren Autofahrten haben beispielsweise die „Känguru Chroniken“. Das Känguru, Alter-Ego des Erzählers, ist Kommunist und hat allerlei Weisheiten für philosophisch gebildete und bewanderte Menschen zur Hand. Der Anspielungsreichtum auf kulturtheoretische Schriften ist fast unüberblickbar und zaubert Erwachsenen allein schon deshalb ein Lächeln auf die Lippen. Die Kinder amüsieren sich wiederum über die Götter, die auf sehr direkte Weise über ihre Erlebnisse und Abgründe erzählen. Sie kommen ihnen so anders vor als der christliche Gott, was wiederum Diskussionen im Auto anregt und damit auch zur gefühlten Zeitverkürzung der Autofahrt beiträgt.

Lange Zeit haben wir auch „Anna Apfelbaum“ gehört. Die Füllen an interessanten und schrägen Charakteren sind wirklich einzigartig. Auch hier gilt: Für Kinder ist das was, weil die Geschichten phantasiereicht und originell sind, für Erwachsene, weil ihnen die überspitzten Charaktere gefallen, die man auch in der „realen“ Welt trifft. Es scheint als sei der Ort, an dem dieses Buch spielt, ein Ort, an dem alle Menschen ihre Schrulligkeit voll ausleben können.

Mit diesen drei Hörbüchern, die ich hiermit noch einmal ausdrücklich empfehlen möchte, sind wir gut über die Runde und zahlreiche Kilometer gekommen. Und wenn alles gut geht und, Hörspielen sei Dank, der Familienfrieden intakt ist, kann man zwischendurch auch mal gemeinsam Musik hören. Dazu empfiehlt es sich, dass jeder seine Lieblingsmusik nur eine vereinbarte Zeit lange hören darf/kann.

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