Wie ich mir mit dem Tragetuch den Alltag erleichtere
Die Dreijährige muss den Kuchen unbedingt gemeinsam mit Mama fertig stellen! Da gibt es aber noch das winzige Baby, das Zuwendung braucht und überhaupt nicht gerne irgendwo abgelegt werden möchte. Das Baby wird also ins Tragetuch gegeben. So hat die Mama die Hände frei und das Baby ist versorgt.
Meine zweite Tochter kam schon mit sieben Tagen ins Tragetuch. Bei der ersten Tochter hat es etwas länger gedauert, sie war etwa zehn Wochen alt, als ich sie das erste Mal „umgeschnallt“ habe. Damals habe ich einen Tragekurs besucht, in dem die Vorzüge des Tragens genau erläutert werden, vor allem jedoch wurde die richtige Technik gezeigt, wie man das Tragetuch bindet.
*ich schreibe hier immer „Mama“, aber natürlich darf auch der Papa tragen. Oder Opa oder Oma oder die Tante.
Der Haushalt lässt sich mit dem Baby im Tragetuch gut erledigen
Für mich war es eine gute Methode den Haushalt zu erledigen, ich war mobil und das Baby versorgt. Vor allem meine zweite Tochter kam oft in diesen Genuss. Weil es praktisch ist. Mama hat so immer zwei Hände frei, kann kochen oder mit der großen Schwester Puzzle bauen. Auf dem Spielplatz ist es kein Problem, die Große in der Schaukel anzutauchen oder ihr beim Klettern behilflich zu sein. Aufräumen lässt sich gut mit dem Trageling umgeschnallt. Nur auf lärmendes Staubsaugen oder das Hantieren mit Putzmitteln habe ich immer verzichtet.
Im Winter, wenn der Schnee hoch liegt und die Räder des Kinderwagens stecken bleiben, hatten wir keine Probleme einen Schneespaziergang zu machen.
Apropos Winter – ich habe in einen „Trageoverall“ investiert. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er längere Beine hat, der Stoff rutscht nicht nach oben und lässt die kleinen Füßchen gut gewärmt.Weiterer Vorteil im Winter: das Baby hat es immer warm. Oft ist es ja schwierig abzuschätzen, ob dem Kleinen im Kinderwagen wohlig warm ist, an der Brust der Mama, mit einer großen Jacke darüber, kann das nicht passieren. Einige Hersteller bieten „Tragejacken“ oder spezielle Einsätze an, die es ermöglichen, das Baby mitsamt der Trage warm und regenfest zu verpacken. Ich habe mir mit einer übergroßen Strickjacke und einer (großen) Regenjacke meines Mannes beholfen.
Was man beim Tragen beachten muss
Babies haben eine natürliche „M-Haltung“ oder „Spreiz-Anhock-Stellung“, das kann man ganz gut beobachten, wenn man die Kinder zum Wickeln ablegt. Augenblicklich ziehen sie ihre Füßchen an, sie sehen aus wie kleine Frösche. Die Beine bilden ein „M“. Darauf ist in der Trage zu achten.
Der Popo des Babies muss der tiefste Punkt sein, die Beinchen sind leicht angezogen, formen ein M und der Rücken einen Bogen. Um das Baby gut zu stützen, darf das Tuch oder die fertige Trage ruhig sehr fest gezogen werden. Das Baby wird sich daran nicht stören, ist es doch nach neun Monaten im Bauch der Mama an Enge gewöhnt. Viele Babies suchen sogar nach Begrenzungen und kuscheln sich im auch im Bettchen an den Rand, auf Kontakt bedacht.
Das Köpfchen des Babies muss zu Mamas Brust zeigen. Die umgekehrte Blickrichtung, also von der Mama weg, überfordert das Kind schnell. Zu viele Eindrücke stürzen auf das Baby ein, Mama aber sieht es nicht und kann nicht darauf reagieren. Schläft das Baby ein, fällt der Kopf ungestützt nach vorne.
Zeigt das Gesicht hingegen zur Brust, sinkt das Köpfchen auf die Brust der Mama, da ist der Nacken gut geschützt und überdies riecht es nach der vertrauten Bezugsperson. Baby fühlt sich wohl.
Die Kehrseite des Tragens
Dieser Artikel ist ganz klar ein Plädoyer fürs Tragen. Die Vorteile liegen für mich auf der Hand: Es ist praktisch und das Baby stets gut versorgt. Natürlich gibt es auch ein paar Nachteile. Der Kinderwagen als Transportmittel fehlt. Ausflüge zum Spielplatz mit viel Sandspielzeug im Gepäck und der Supermarkteinkauf werden schwieriger, aber nicht unmöglich. Ich hatte stets einen Rucksack mit Jause und Wickelzeug für die Große dabei und eine kleine, faltbare Tasche, in der der schnelle Einkauf verstaut werden konnte. Hat man zwei Kinder, ist die Sachlage schon wieder anders – das etwas größere kommt in den Buggy (Transportmittel für Kind, Jause und Spielzeug), das Baby wird getragen.
Im Sommer schwitzt man unterm Tuch und am Rücken unterm Rucksack. Dagegen habe ich keine Abhilfe gefunden.
Darüber hinaus geht das Tragen auf den Rücken. Daher unbedingt in ein gutes, hochwertiges Tragesystem investieren, das man vor dem Kauf probiert. Nur so kann man wissen, ob es zur tragenden Person und zum Baby passt. Ein paar Rücken-Übungen helfen auch. Schließlich das Argument, dass das Anlegen des Tragetuches kompliziert ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Da hilft nur üben. Anfangs mit einem Polster oder einem Teddybären. Und wenn das Knoten dann noch immer nicht funktioniert, auf ein anderes System umsteigen. Die Auswahl ist riesig, es ist sicher das richtige dabei.
Worauf sollte man beim Tragen achten?
- Blickkontakt zum Baby
- Korrekte Spreiz-Anhock-Stellung/M-Position in der Trage
- Runder Rücken
- Popo des Babies ist der tiefste Punkt
- Köpfchen stützen
- Der Abstand von Mamas Kinn zum Köpfchen des Babies sollte so sein, dass Mama ganz einfach ein Bussi auf den Kopf geben kann (also ziemlich ‚weit oben‘)
Vorteile des Tragens
- Flexibel
- Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit wird gestillt
- Mama hat die Hände frei
- Alltag mit weniger Stress meistern
- So kleine Babyköpfchen riechen echt gut J
Nachteile
- Der Buggy als Transportmittel fehlt
- Starker Rücken erforderlich
- Im Sommer schwitzt man leicht
Ich habe übrigens ab etwa 14 Monaten nicht mehr getragen, meine Kinder wurden schlichtweg zu neugierig und wollten auf ihren kleinen Füßchen selbst die Welt erkunden. Und sie wurden zu schwer.