Ein Kind zu verlieren, ist für die meisten Menschen sehr hart. Wir haben das drei Mal erlebt.

Ich bin die Mama von 5 Kindern: 2 leben auf der der Erde und 3 (hoffentlich) im Himmel.

Unser erstes, drittes und viertes Kind sind im Alter von vier bis zehn Wochen gestorben.

Oft wird es „Fehlgeburt“ genannt, und auch wenn ich es selber meistens so benenne, gefällt mir der Ausdruck nicht so gut. Ich glaube, dass wir ab dem Moment der Empfängnis eine Seele haben und Menschen sind.

„Fehlgeburt“ trifft es nicht: Eher „sehr frühe Geburt“ oder „Totgeburt im ersten Trimester“.

Freude

Alle unsere Kinder waren erwünscht, erhofft, und bei jedem positiven Schwangerschaftstest war die Freude sehr groß.

Wow, da wächst ein Mensch in meinem Bauch! Unser Kind!

Gedanklich habe ich den Geburtstermin ausgerechnet, mich gefragt, ob es ein Bub oder ein Mädchen ist, wie und wann ich es meinem Mann sage, habe geplant, bis wann ich arbeite, und was bis dahin gut abgeschlossen werden soll. Und gestaunt. Dass ich nur ungefähr weiß, wie viele Knochen ein Mensch hat, und ich keine Ahnung habe, wie sich z.B. ein Auge zusammensetzt – und dass das einfach in meinem Bauch passieren wird!

Wahnsinnig gerührt bin ich vor dem Ultraschall gesessen, wo schon in der 5. SSW ein Herzschlag sichtbar war!!!  Wow. Einfach nur wow.

Angst

Und dann war da auch die Angst. Dass es passiert, bzw. wieder passiert. Dass wieder ein Traum platzt, dass es wieder Trauer statt Freude über ein Baby gibt. Was wohl mit mir falsch ist? Ist mein Körper zu schwach? Bin ich Schuld daran, hab ich was falsch gemacht? Sind meine Gene zu schlecht?

 

Wenn du selber auch eine sehr frühe Totgeburt erlebt hast, und/oder gerade im Trauerprozess bist: Fühl dich gedrückt. Ich fühle mit dir.

Ich möchte jetzt von meinen Erfahrungen berichten, wie es war, was herausfordernd war und was geholfen hat.

 

So habe ich unsere Fehlgeburten erlebt:

Nachdem wir beim ersten Ultraschall den Herzschlag unseres Babys gesehen haben, sind wir freudig und aufgeregt zum zweiten Termin beim Frauenarzt gegangen. Gespannt haben wir auf den Monitor geschaut und uns gefreut, dass wir gleich wieder unser Kind sehen werden: Jaaaaaa, hier ist er, der weiße, böhnchenförmige Embryo, unser Baby! Wow! So süß, so unglaublich! Ein bisschen gewachsen seit dem letzten Mal! Was für ein Wunder! Wow! Nur, wo ist der kleine pochende Punkt, das klopfende Herzchen? Warum ist der Arzt jetzt ein bisschen stiller? Was sagt er? Er sieht keinen Herzschlag!? Was? Ob er bitte nochmal genauer schauen kann? Nein, da ist leider nichts. Was?

Betroffene Stille. Eine Beileidsbekundung.

Was? Wir wollten uns doch über unser süßes Baby freuen und jetzt werde ich aufgeklärt über Abgänge und Curettagen und Medikamente, mit denen man den Abgang einleiten kann? Was? Dabei wollte ich doch Fragen stellen zu Mutterbändern, und welchen Sport ich machen kann und über Toxoplasmose und auf welche Lebensmittel ich besser verzichte und ab wann man das Geschlecht sieht und …. !? Was?

Das war für mich der furchtbarste Moment: beim letzten Termin einen Herzschlag gesehen zu haben und jetzt keinen mehr zu sehen.

Jetzt mit einem toten Kind im Bauch nach Hause gehen, statt der Freude über weiteres Wachstum. Jetzt mir Gedanken über den Zeitpunkt des Abgangs zu machen, anstatt bald zu erfahren, ob es ein Mädchen ist oder ein Bub. Die Übelkeit bleibt - noch wochenlang.

Trauer

Nach Hause kommen, und alles fühlt sich anders an. Leerer, einsamer, kälter. Gemeinsam auf der Couch weinen. Das Ultraschallbild anschauen. Fassungslosigkeit. Fallen, ohne Boden zu spüren. Leugnen. Mir wünschen, es wäre anders.

Die intensivste Phase der Trauer hat bei mir zwei Tage gedauert, die nächsten zwei Wochen waren immer wieder sehr schmerzhaft. Danach war ich überrascht, dass der Trauerprozess bei uns beiden doch recht schnell gegangen ist. Ich glaube an Gott und den Himmel. Vermutlich ist es mir deshalb leichter gefallen, den Verlust zu verkraften, weil ich hoffe und daran glaube, dass unser Baby im Himmel ist. Dass es ihm gut geht. Dass seine Seele lebt und freudig ist. Und dass wir es auch noch kennen lernen werden.

Dann das Hinwarten auf den Abgang

Der Arzt hat gemeint, es kann ca. zwei bis sechs Wochen dauern.

Ich war gerade beim Adventkranzbinden mit meiner Jungschargruppe, in der Arbeit, als die Krämpfe und die Blutung begonnen haben. Ich bin mit der Rettung geholt worden, habe Schmerzmittel bekommen und im Krankenhaus wurde dann geschaut, ob alles herausgekommen ist.

 

Falls du auch schon eine Fehlgeburt erlebt hast: hast du ein paar Gemeinsamkeiten finden können?

 

In Teil 2 möchte ich dir erzählen, was für mich während der Verarbeitung herausfordernd war, was mir geholfen hat und was vielleicht auch dir helfen könnte.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Rebecca Thums

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