Wie unsere Gedanken und Glaubenssätze unsere Kinder prägen

Elterliche Glaubenssätze haben einen enormen Einfluss auf die kindliche Entwicklung.

Wie Sie das für Ihre Familie zum Positiven nutzen können, erfahren Sie in diesem Artikel. Inspiriert von einem Interview von Jennifer Pepper mit Marina Hoffmann, christlicher Elterncoach für bindungsorientierte Erziehung.

Was sind Glaubenssätze?

Innere Glaubenssätze sind gedankliche Grundannahmen, nach denen wir Erlebtes beurteilen. Oder einfacher gesagt: Gedanken, die wir häufig denken. Sie prägen nicht nur unser eigenes Leben, sondern auch das unserer Kinder. Grund genug, sie einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind sehr durstig und bekommen ein Trinkglas in die Hand gedrückt, das bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Was denken Sie nun? Vielleicht denken Sie: “Das ist ja halb leer! Wie soll denn das meinen Durst stillen?” und ärgern sich. Oder aber Sie denken: “Endlich Wasser, das tut gut!” und fühlen sich dankbar.

Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Beides ist faktisch korrekt und dennoch wird die Art und Weise, wie Sie die Sachlage beurteilen, Einfluss auf Ihre Emotionen und Ihr Verhalten haben. Dieses Beispiel zeigt: Bei inneren Glaubenssätzen geht es nicht darum, die Realität zu verändern, sondern vielmehr unseren Blickwinkel auf das Leben.

Was braucht mein Kind zum Wachsen?

Kinder brauchen zum inneren Wachstum vor allem eines:

"Das Gefühl, bedingungslos geliebt und angenommen zu sein”

, so Marina Hoffmann, christlicher Coach für bindungsorientierte Erziehung, in einem Interview im Lass-es-leuchten-Online-Kongress 2023.

Erst wenn dieses Bedürfnis erfüllt sei und das Kind spüre, dass es nicht um Liebe und Annahme kämpfen muss, werden Energien für neue Entwicklungsschritte frei, so der Tenor des bindungsorientierten Erziehungsansatzes. Eine sichere, liebevolle Bindung sei daher die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Kindes.

Eine Denkfalle, in die viele tappen

Doch leider geschähe es in unserem leistungsorientierten System viel zu schnell, dass Eltern (unbewusst) in die Falle des Mangeldenkens tappen, so Hoffmann.

Ein Beispiel, das bestimmt viele Eltern kennen: Wir sehen das Baby unserer Freundin und hören, dass es schon durchschläft. Das Baby unserer Schwester auch und das der Nachbarin ebenfalls. Wir beginnen zu vergleichen und fragen uns: “Ist mit meinem Kind etwas falsch? Oder mache ich etwas falsch? Warum schläft mein Baby noch nicht durch?”

Wenn das Kind älter ist, sind es dann andere Fragen, die uns allzu schnell beschäftigen: “Warum kann mein Kind noch nicht gehen? Warum kann es seinen Namen noch nicht schreiben? Warum ist mein Kind mit seinem Studium noch immer nicht fertig?”

Die Gefahr des Vergleichens

Das Denkmuster dahinter ist immer das Gleiche: Wir vergleichen unser Kind mit anderen und geraten in ein Mangeldenken.

Marina Hoffmann dazu: “Dann ist das Ziel unserer Erziehung nicht mehr herauszufinden: Was macht mein Kind in seiner Einzigartigkeit aus? Was macht es besonders gerne? Was nicht? Wie hat Gott mein Kind geschaffen? Wie kann ich es in seinen Interessen fördern? Sondern nur noch: Wie kann ich dafür sorgen, dass mein Kind so normal wie möglich ist?”

Ständiges Vergleichen sei daher Gift für die Eltern-Kind-Beziehung, so Hoffmann.

Elterliche Glaubenssätze prägen unterbewusst

Hier kommen nun die inneren Glaubenssätze ins Spiel. Denn unsere inneren Glaubenssätze bestimmen, wie wir über unsere Kinder denken und wie wir ihr Handeln, ihr Fühlen, ihr Erleben und auch ihr “anders sein” beurteilen.

Natürlich lieben wir Eltern unsere Kinder! Doch Kinder haben feine Antennen und spüren sehr schnell, wann diese Liebe vielleicht doch ein kleines bisschen an Bedingungen geknüpft ist oder unsere bedingungslose Annahme ins Wanken gerät. Auch, was Mutter und Vater unterbewusst empfinden, prägt sie.

Ein Beispiel: Die Mutter aus dem Beispiel oben hatte damit zu kämpfen, dass ihr Baby nicht durchschlief, während andere Babys es bereits taten. Aufgrund des “anders sein” ihres Babys fragte sie sich: “Ist etwas mit meinem Baby falsch? Mache ich etwas falsch?”

Mögliche innere Glaubenssätze, die dahinter stecken könnten, sind:

  • Anders sein ist schlecht.
  • Ich muss mich anpassen.
  • Ich muss mit anderen mithalten.
  • Ich bin eine schlechte Mutter, wenn mein Baby noch nicht durchschläft.

 

Dabei ist Andersartigkeit doch gar nicht per se ein Zeichen dafür, dass etwas mit uns oder unserem Kind falsch ist. Im Gegenteil: Es kann auch ein gutes Zeichen sein, ein Hinweis darauf, dass wir genau richtig sind. Denn Gott selbst wollte, dass jeder Mensch einzigartig ist und einzigartig sein bedeutet eben auch: anders zu sein als die anderen.

Der innere, unbewusste Glaubenssatz der Mutter bestimmt also maßgeblich mit, wie sie auf diese Situation reagiert und ob sie ihr Kind in all seiner Einzigartigkeit - auch beim Thema Schlaf - bedingungslos annehmen kann oder an der Andersartigkeit ihres Kindes verzweifelt.

Fazit: Unsere (oftmals unbewussten) inneren Glaubenssätze prägen unsere Kinder und ihr Selbstbild. Sie beeinflussen, ob  unsere Kinder sich bedingungslos geliebt und angenommen fühlen.

Eine gute Nachricht, denn nun, da Sie sich dessen bewusst geworden sind, können Sie dieses Wissen gezielt für Ihre Familie nutzen.

Was können Eltern tun? 3 konkrete Schritte

1. Bei Gott anfangen

Wenn wir mehr darüber lernen, wie unfassbar bedingungslos und vollkommen geliebt und angenommen wir Eltern IN GOTT sind, dann können wir diese bedingungslose Annahme auch viel besser weitergeben.

“Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der Herr, der sich über dich erbarmt!”

Jesaja 54:10

2. Eigene Glaubenssätze hinterfragen

Wenn wir unsere eigenen Gedanken genau beobachten, können wir Muster in unserem Denken erkennen. Wir können negative Gedankenmuster (=Lügen Satans) identifizieren und durch neue, positive Glaubenssätze gemäß dem Wort Gottes (=Wahrheiten Gottes) ersetzen. Warum Wort Gottes? Weil nur das Wort Gottes so vollkommen gut, wahr und mächtig ist. Nichts anderes kann unser Denken so sehr zum Guten verwandeln wie das Wort Gottes!

“Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.” 2. Timotheus 3, 16

Letzten Sommer nahm ich an einem Seminar teil, in dem ich genau das unter Anleitung lernen und umsetzen durfte. Unsere neuen Glaubenssätze nannten wir “neue Entscheidungen”. Für meine Kinder schrieb ich diese Entscheidung, um sie regelmäßig laut aufzusagen.

“Ich habe die Entscheidung getroffen, dass ich meine Kinder (Namen einsetzen) von ganzem Herzen liebe und sie voll und ganz so akzeptiere und annehme, wie sie sind. Meine Kinder sind wunderbar und einzigartig von Gott gemacht, das erkenne ich .”

Ich entdeckte, dass sich die Zeit der abendlichen Einschlafbegleitung besonders gut für das Aufsagen meiner neuen Entscheidungen eignet. Zum einen, weil ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin nichts anderes zu tun habe, als darauf zu warten, dass meine so wunderbar kuschelnden Kinder einschlafen und zum anderen, weil so auch meine Kinder diesen wertvollen Satz hören und verinnerlichen können. Was uns auch schon zum dritten Punkt führt:

3. Unseren Kindern die Wahrheit einprägen

Ganz viel und ganz oft und mit ganz viel Liebe, damit diese so essenzielle Wahrheit auch in ihrem Unterbewusstsein Halt findet:

“Du bist bedingungslos geliebt und angenommen. Von uns, deinen Eltern, und von Gott. Du bist von Gott wunderbar und einzigartig gemacht. Das war kein Unfall. Gott wollte dich nicht machen wie alle andern. Er wollte dich anders machen und er spricht zu dir in all deiner Einzigartigkeit: Du bist sehr gut! Ich finde es schön, dass es dich gibt.”


Weiterführende Links:

*Das erwähnte Seminar ist ein christliches, überkonfessionelles Seminar und trägt den Namen "Neue Entscheidungen - Neues Leben". Es findet einmal monatlich statt und wird von Menschen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum besucht. Teilnehmer dürfen dort in einem umbeteten Rahmen alte Ballasten ablegen und neue Perspektive (Gottes Perspektive) auf ihr Leben empfangen.

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