10 Lebenskompetenzen für gesunde und stabile Kinder: Wie wir sie im Alltag stärken können – Teil 1
Damit Kinder stabile und gesunde Persönlichkeiten werden, die in sich selbst und ihre Fähigkeiten Vertrauen haben, Lebenskrisen bewältigen können und im Idealfall auch daran wachsen können, macht es Sinn, ihre Lebenskompetenzen zu stärken. Dabei ist es wichtig, dass sie in den Austausch mit realen Menschen gehen können und die Interaktion mit anderen nicht zu oft online oder in einer fiktiven Welt stattfindet, da hier ein wesentlicher Teil der nonverbalen Kommunikation, aus der man viel Information bezieht, verloren geht. Wie du die Lebenskompetenzen deines Kindes im Alltag und durch Spiele stärken kannst, erfährst du hier.
1994 wurden von der WHO bestimmte Lebenskompetenzen (Life Skills) definiert, deren Förderung und Stärkung bei Kindern und Jugendlichen maßgeblich zum Schutz vor Sucht und Gewalt, einem resilienten Leben und somit auch zur Salutogenese (Gesundheitsförderung) beitragen. Im Idealfall zieht sich diese Arbeit durch die gesamte Entwicklung eines Kindes und wird in allen Lebensbereichen verfolgt (Elternhaus, pädagogische Einrichtungen).
Die 10 zentralen Lebenskompetenzen laut WHO:
- Selbstwahrnehmung
- Empathie
- Kritisches Denken
- Kreatives Denken und Handeln
- Effektive Kommunikation
- Emotionale und soziale Kompetenz
- Entscheidungsfähigkeit
- Problemlösung
- Bewältigung von Gefühlen
- Bewältigung von Stress
Kompetenz Nr. 1: Selbstwahrnehmung - wie kann ich sie bei meinem Kind stärken?
Unter Selbstwahrnehmung versteht man die Fähigkeit seine eigenen Gefühle, Fähigkeiten und sich selbst als eigenständige Person wahrzunehmen, richtig einschätzen und zu anderen abgrenzen zu können. Die Eigenwahrnehmung beginnt in der Mitte des zweiten Lebensjahres. Kinder erkennen sich nun selbst im Spiegel und halten sich selbst nicht mehr für ein anderes Kind. Die Selbstwahrnehmung ist ein Grundstein des Selbstwertes und die Voraussetzung für das Einfühlen in andere Menschen.
Die Selbstwahrnehmung ist ein Grundstein des Selbstwertes und die Voraussetzung für das Einfühlen in andere Menschen.
Um sich selbst wahrnehmen zu können ist der Austausch mit Bezugspersonen und anderen Kindern notwendig, was bei Spielen in Apps oder Spielkonsolen zu kurz kommt. Kinder bekommen dabei wenig bis keine Rückmeldung zu ihren Gefühlen, Fähigkeiten oder ihrem Verhalten.
Wie kann ich sie stärken?
- Kunstwerke besprechen
Anstatt: „Wow, das hast du schön gemalt“, „Das ist ein schöner Regenbogen“ oder „Das hast du ganz toll gemacht.“
Lieber: „Wie hast du dich dabei gefühlt, woran hast du gedacht?“, „Wieso hast du gerade diese Farben genommen?“ oder „Was möchtest du denn jetzt mit deinem Kunstwerk machen?“
- Gefühle benennen mit z.B. einem Gefühlstagebuch oder Büchern, Karten
- Ich-Steckbrief um sich selbst zu reflektieren (hier findest du ein Beispiel)
- Merkmal-Spiel mit mehreren Kindern oder in der Familie: Alle sitzen im Kreis. Jemand gibt ein Merkmal vor und alle die dieses Merkmal besitzen wechseln die Plätze. Alle Kinder, die dunkle Haare haben, wechseln die Plätze. (rotes T-Shirt, grüne Socken,...) Alle Kinder, die gerne Spaghetti essen, wechseln die Plätze. (Eis essen, keinen Spinat mögen,...) Alle Kinder, die noch eine Sprache außer Deutsch sprechen, wechseln die Plätze. Anmerkung: Es empfiehlt sich, mit äußeren Merkmalen zu beginnen. Später können persönliche Merkmale (wer gut rechnen kann, wer gut im Fußball spielen ist, usw.) hinzukommen. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass jeder Mitspieler einmal Platz wechseln kann.
Im nächsten Artikel werden die Kompetenzen Empathie und Kritisches Denken behandelt. Unsere Autorin Melanie gibt auch hierzu wieder Anleitungen für den Alltag.