Achtsam durch die Trotzphase: 5 Tipps für den Alltag
Trotzanfälle stellen alle Eltern auf harte Geduldsproben. Da ist es nicht leicht, ruhig und gelassen zu bleiben. Meine praktischen Tipps für den Alltag mit Kindern in der Trotzphase können dir helfen, die Situationen zu entschärfen.
„Trotzanfälle“ sind Anzeichen für die Autonomiephase, die alle Kinder durchleben. Trotz ist ein Meilenstein in der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung, denn er zeigt, dass die Selbstwahrnehmung begonnen hat.
Die Häufigkeit und das Ausmaß der Trotzreaktionen sind in jedem Alter und von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Trotzanfälle sollen grundsätzlich nicht vermieden werden, weil diese wichtig für die Entwicklung sind. Natürlich können häufige Trotzanfälle aber zur Belastungsprobe für deine Familien werden. Mit ein paar Tipps kannst du ein gesundes Maß erreichen.
Die Art und Weise, wie du dein Kind erziehst, beeinflusst die Häufigkeit der Trotzreaktionen.
Das Ausmaß der Trotzreaktion ist je nach angeborenem Temperament von Kind zu Kind unterschiedlich stark ausgeprägt. Genauso wie Erwachsene verschieden heftig auf Situationen reagieren, gibt es Kinder, die der Aufforderung, ins Bett zu gehen, folgen, während andere einen Wutanfall bekommen. Gegen solche temperamentsvolle Auftritte können auch Eltern nichts ausrichten. Die Häufigkeit aber, mit der die „Trotzanfälle“ auftreten, ist wesentlich vom Verhalten der Eltern abhängig.
Gründe für Trotzreaktionen
Wut und Trotz werden in unterschiedlichen Situationen ausgelöst. Während dein Kind nach Unabhängigkeit strebt, seinen Willen schult und von sich aus (intrinsisch) motiviert ist eigenständig zu sein, stößt es dabei immer wieder an Grenzen. Oft sind es seine eigenen körperlichen, sprachlichen und emotionale Grenzen, die Frustration auslösen, aber auch Grenzen von außen, z.B. von den Eltern. Kinder unter drei Jahren sind stark ich-bezogen und können die Folgen und Konsequenzen ihres Handels noch nicht einschätzen. Das bedeutet, sie verstehen manche Grenzen noch nicht und können auch noch nicht alle Regeln nachvollziehen. All diese Faktoren führen dazu, dass dein Kind frustriert ist und darauf mit Wutausbrüchen reagiert.
5 Tipps für den Alltag
Die folgenden Tipps können euch helfen, die Situation zu entspannen. Aber: Ein Patentrezept, mit denen sich Trotzanfälle verhindern lassen, gibt es nicht. Ihr müsst ausprobieren, welche Maßnahme euch und eurem Kind in der jeweiligen Situation am besten hilft.
#1 Bedürfnisse wahrnehmen
Wenn du mit deinem hungrigen oder müden Kind in den Supermarkt gehst, ist der Trotzanfall gewissermaßen vorprogrammiert. Müdigkeit, Hunger oder Durst fordern einen Trotzanfall geradezu heraus.
Ist dein Kind müde bzw. hungrig, dann wird es wahrscheinlich schneller ungeduldig oder überfordert.
Nimm die Bedürfnisse deines Kindes wahr, so kannst du z.B. Situationen beim Einkaufen entschärfen.
#2 Veränderungen ankündigen
Trotzanfälle entstehen auch oft, wenn Kinder in ihr Spiel vertieft sind und dann herausgerissen werden. Das Zauberwort heißt: Vorbereitung. Beginne rechtzeitig mit der Ankündigung und sag deinem Kind was du vorhast. So hat dein Kind noch Zeit, das Spiel zu beenden und darauf einzustimmen was kommt.
#3 Eigenständigkeit zulassen
Kinder sehr stolz auf Dinge, die sie selber tun können. Sie wollen autonom sein und werden selbständiger! Da hilft es, genug Zeit einzuplanen und Kinder dabei zu unterstützen. Zum Beispiel erleichtern ihnen Schuhe mit Klettverschluss oder Hosen mit Gummibund das Anziehen – so schaffst du Erfolgserlebnisse. Dein Kind kann seine Fähigkeiten erproben und verbessern und wird immer selbstbewusster. Für alltägliche Vorhaben solltest du also ausreichend Zeit einplanen.
#4 Mit Entscheidungen nicht überfordern
Dein Kind entwickelt eine klare Vorstellung davon, was es möchte und will nun eigene Entscheidungen treffen. Aber zu viele Optionen und große Entscheidungen belasten kleine Kinder. Am einfachsten ist es daher für dein Kind, sich zwischen zwei Varianten zu entscheiden, z.B. das rote oder das blaue T-Shirt zu wählen. Die Frage „Was willst du anziehen?“ würde dein Kind überfordern.
#5 Viel Bewegung
Bewegung hebt die Stimmung und baut Stress ab. Regelmäßige Bewegung ist wichtig für die gesunde Entwicklung deines Kindes und „bewegte“ Kinder sind ausgeglichener. Bewegung an sich kann Anspannungen und Aggressionen reduzieren und Entspannung fördern. Kinder suchen meist selbst Möglichkeiten, Dampf abzulassen und ihre Kräfte zu messen. Wut bringt sehr starke Energien mit sich, die abgeführt werden müssen, um sich von inneren Spannungen zu befreien. Dabei hilft laufen, hüpfen, stampfen, boxen, kneten, matschen. Also nichts wie raus in die Natur, in den Park oder auf den Spielplatz.
Passend zum Thema haben wir eine Geschichte zum Downloaden für dich: „Ich wollte dir von meinem Zorn erzählen“ von Folke Tegetthoff: