Anders als gedacht: Naschboxen für Kinder (Teil 2/2)
Die erste Woche unseres Naschboxen-Experiments liegt hinter uns.
Wie es uns dabei gegangen ist, erfährst du >>hier!
Nun frage ich mich langsam: „Bringt das ganze eigentlich was?“
Eine Gratwanderung
Meine ganze Vorgehensweise zeigt mir vor allem eines: Das Bedürfnis nach Süßem ist tief verankert und nicht zuletzt auch von Medien, Werbung sowie von Freunden und Familie beeinflusst.
Eine vollständige Überwachung von Naschereien würde wahrscheinlich das Verlangen danach noch verstärken. Andererseits macht die „freie Einteilung“ in der Theorie offensichtlich mehr her als in der Praxis - zumindest bei meinen Kindern.
Es ist eine ständige Gratwanderung.
Denn ja, natürlich wünsche ich mir, dass meine Kinder lernen, nicht alles auf einmal zu essen und im Idealfall haben sie nach einer Portion (die übrigens der Handfläche eines Kindes entspricht) genug. Gleichzeitig gibt es aber auch Erwachsene, die sich Süßes gar nicht einteilen können, andere, die Süßes gar nicht reizt und noch einen Teil, die gar keine Probleme damit hat, nach einer Portion aufzuhören. Wieso sollte es also bei Kindern anders sein? Das ganze funktioniert wohl am besten mit Kindern, die zu letzter Kategorie gehören. Wir alle sind nun mal verschieden.
Kleine Schritte und das große Ganze
Ein Jahr in diesem System hat mir gezeigt, dass auch kleine Schritte Fortschritte sind. Es mag manchmal drei Tage dauern, bis die Box leer ist, und in den restlichen vier Tagen gibt es eine Menge Gemurre und Hintertürchen.
Manchmal heben sie sich aber sogar auch etwas für die nächste Woche auf und ich denke: „Vielleicht wird es mit der Zeit wirklich leichter.“
Dieser Prozess lehrt mich Geduld – mit meinen Kindern und mit mir selbst.
Manchmal merke ich, dass meine Erwartungen zu hoch sind. Nicht alles, was in der Theorie funktioniert oder uns Erziehungs-Gurus predigen, lässt sich im Alltag eins zu eins umsetzen oder ist für jedes Kind passend. Und das ist völlig in Ordnung.
Fazit
Wenn ich eines aus dieser Erfahrung mitnehme, dann, dass Erziehung und Wertevermittlung ein fortlaufender Prozess sind. Mein Versuch mit der Naschbox ist nicht das Allheilmittel, aber es ist ein Weg, unseren Kindern Selbstbestimmung und Verantwortungsbewusstsein näherzubringen – auf eine kindgerechte Art und Weise. Auch wenn der Weg holprig ist und nicht immer nach Plan verläuft, habe ich das Gefühl, dass er auf lange Sicht sinnvoll ist.