Neue Rituale in der Fastenzeit
Kinder, schwangere, kranke und alte Menschen sind nach kirchlichem Recht von der Fastenzeit ausgenommen. Sie benötigen einfach die Energie, welche uns Nahrung gibt, zum Wachstum, für das neue Leben, für die eigene Heilung. Dennoch gibt es Möglichkeiten den Geist der Fastenzeit weiter zu geben und als Familie gemeinsam zu leben.
Die Fastenzeit dauert vom Aschermittwoch bis Gründonnerstag. Heuer vom 26. Februar 2020 bis 9. April 2020. Seit der Synode von Benevent im Jahr 1091 zählen die Sonntage jedoch nicht mehr als Fasttage. Das ist auch der Grund warum beim genauen Nachzählen im Kalender mehr als 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag herauskommen.
Warum gerade 40 Tage?
40 Tage dauert die Fastenzeit, eine symbolträchtige Zahl. In der Bibel steht die Zahl 40 für Zeiten der Trauer, der Vorbereitung und des Übergangs von einer Lebensphase in die andere. Altes und Neues Testament sind voll mit Beispielen, in denen die Zahlensymbolik eingesetzt wurde.
40 Tage dauerte die Sintflut, König David regierte 40 Jahre über Israel und Moses verbrachte 40 Tage am Berg Sinai. Das Volk Gottes wanderte 40 Jahre durch die Wüste und auch Jesus weilte nach seiner Taufe durch Johannes den Täufer 40 Tage in der Wüste. Ebenso wird die Grabesruhe Jesu mit 40 Stunden angegeben. Die starke Bedeutung der Zahlensymbolik ist auch im Namen der Fastenzeit festgelegt. So lautet die richtige Bezeichnung der Fastenzeit „Österliche Bußzeit“ oder einfach nur „40 Tage (Quadragesima)“. Und es ist auch kein Zufall, dass Christi Himmelfahrt 40 Tage nach Ostern gefeiert wird.
Um was geht es wirklich?
Was bedeutet Fasten in der Tradition und in der heutigen Zeit?
In Gedenken an das Leiden Christi wurde ursprünglich an zwei Tagen der Woche auf Fleisch verzichtet. Am Mittwoch, da Jesus von Judas an diesem Tag verraten wurde und am Freitag, da Jesus an diesem Tag gekreuzigt wurde. Es war eine Zeit der inneren Umkehr (Buße) und des Gebetes. Vor allem der Aschermittwoch und Karfreitag galten als strenger Fasttag.
Viele Menschen fasten heutzutage aus gesundheitlichen Gründen freiwillig.
Doch neben dem Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßigkeiten, geht es in der kirchlichen Fastenzeit vor allem um spirituelle und soziale Aspekte. Der Verzicht ermöglicht neue Freiräume für Spiritualität und Ressourcen für soziales Engagement. Fasten entschlackt nicht nur gesundheitlich den Körper, sondern schafft auch Freiräume für neue, gesündere Familienrituale und Lebensgewohnheiten.
Die Chance nutzen
Wir können die Chance nutzen, um unsere Kinder liebevoll darauf hinzuweisen, dass es andere Völker gibt, denen es derzeit nicht so gut geht. Und ihnen so ein Stück weit Achtung und Dankbarkeit für alltäglich erscheinende Dinge mitgeben. Als Auftakt eignen sich die Fastensuppen für einen guten Zweck, am Aschermittwoch gut, die von Pfarren oder der Kath. Frauenbewegung angeboten werden.
Neue Rituale in der Fastenzeit
Mir persönlich geht es um mehr Lebensqualität, die durch den bewussten Verzicht auf bestimmte Dinge entsteht. So haben wir uns vorgenommen unsere tägliche Videozeit zu verringern und stattdessen gemeinsam als Familie ein Spiel zu spielen, einfach nur zu Kuscheln oder vorzulesen.
Mein persönlicher Vorsatz lautet, meinen Sohn wenigstens einmal pro Woche statt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß von der Schule abzuholen. Der Weg dauert genauso lange und führt durch einen Park. So habe ich statt „handywischend“ in den Öffis zu sitzen, die Möglichkeit, ein kleines Stück Natur zu genießen und in Ruhe darüber nachzudenken, was mich wirklich glücklich macht.
Regelmäßiges Ausmisten
Normalerweise bin ich diejenige die regelmäßig ausmistet und aufräumt, während mein 7-Jähriger sowie mein Mann, die Sammler in der Familie sind. Doch wie wäre es mit einem leeren Korb, in den jeder etwas hineinlegen darf, das er nicht mehr benötigt?
Wir könnten auch wieder Handtücher, Waschlappen und Bettwäsche aussortieren und gemeinsam in ein Obdachlosenheim bringen.
Oder einige Spielsachen einige Zeit lang bewusst wegräumen um den Fokus auf etwas anderes zu lenken. Obwohl das Zimmer meines 7-Jährigen überquellt mit Spielsachen lautet der Tenor meist „mir ist langweilig“! So habe ich damit begonnen einige Spiele in Schachteln zu packen und auf den Kasten oder in den Keller zu stellen. Hole ich sie dann nach einiger Zeit wieder hervor, freut er sich umso mehr darüber und plötzlich sind auch diese Spielsachen wieder interessant.
Euren Bedürfnissen und Werten sind keine Grenzen gesetzt
Nutzt doch einfach einmal den Aschermittwoch um darüber nachzudenken was euch wichtig ist, was ihr euren Kindern mitgeben möchtet und wie ihr dies in den Alltag integrieren könnt. Wir wünschen euch gutes Gelingen!