Aus dem Tagebuch: Unser Haustier zieht nun ein!

„Mami, ich hätte so gerne ein Haustier,“ sagte mein Sohn und ich haben gewusst – dieser Tag wird irgendwann kommen. Dennoch traf es mich recht unvorbereitet. Ganz ehrlich bin ich ein großer Fan von Haustieren, ich selbst bin mit einem Hund, zwei Katzen, zwei Kanarienvögel und einer Schildkröte großgeworden. Sogar im erwachsenen Alter hatte ich noch einen Hund. Auch deshalb war mir bewusst, wie viel Arbeit dahintersteckt. Und wie viel Liebe, Freude und schöne Zeit. Deshalb sagte ich nicht nein, sondern, dass ich darüber mit dem Papa reden werde, und dann schauen wir weiter.

Wir haben uns recht viel Zeit gelassen und waren uns sofort einig – ein Hund wird es nicht sein, denn die berufliche Situation und das Familienleben ist gerade so intensiv, dass ein Hund viel zu kurz kommen würde. Eine Katze haben wir auch aufgrund von Allergie ausschließen müssen, ebenso wie Hasen, Meerschweinchen, Hamster und andere Nagetiere. Es blieben also nur noch Fische, Schildkröten oder Vögel übrig. Ein Aquarium ist schön zum Anschauen aber auch recht pflegeintensiv und unsere Kinder wollten auch keine Fische haben. Meine erste Idee war also: Wir kaufen uns eine Schildkröte. Ich habe mich mit einer Züchterin in Verbindung gesetzt und nach wochenlanger Recherche habe ich mich aus diversen Gründen dagegen entschieden.

Aus nostalgischen Gründen, weil meine Kindheitserinnerungen so schön waren, habe ich angefangen darüber nachzudenken, ob Kanarienvögel nicht die richtige Wahl wären. Als Kind habe ich Stunden vor dem Käfig verbracht – mit dem Ergebnis, dass meine zwei Kanarienvögel irgendwann so zahm waren, dass sie mir auf die Hand flogen oder auf dem Kopf saßen. Es reichte, dass ich meine Hand ausstreckte und sie flogen zu mir. Dahinter steckten sehr viel Geduld und Übung, aber es zahlte sich aus. Ich präsentierte meine Idee also meinem Mann und nach seiner Zustimmung unseren Kindern. Wir haben besprochen, welche Tiere zu uns nicht passen und warum. Das haben sie auch sehr gut nachvollziehen können. Als wir zum Thema Vögel gekommen sind und ich die Kanarienvögel vorgeschlagen habe, wollten sie wissen, warum gerade diese. Ich erzählte denen von dem wunderschönen Gesang und davon, wie ich sie als Kind gezähmt habe und wie zutraulich sie waren. Ich habe denen aber auch erklärt, dass dahinter viel Arbeit, Geduld und Vertrauen steckt und dass Vögel grundsätzlich keine Kuscheltiere sind. Mir war wichtig, dass die Erwartungen nicht falsch sind.

Wir bekommen einen Kanarienvogel

Nachdem wir uns einige Videos angesehen haben, waren meine Kinder Feuer und Flamme und hätten am liebsten sofort die kleinen Vögelchen geholt, aber mir war wichtig, dass sie sich damit gründlich auseinandersetzen und dessen bewusst werden, dass wir nun eine Verantwortung für zwei kleine Lebewesen übernehmen werden. Also fingen wir damit an, viel zu lesen, was so ein Kanarienvogel braucht.

Wir recherchierten gemeinsam, lasen wie groß ein Käfig sein muss und suchten einen Standort in unserem Haus aus, wo der Käfig hinkommen soll. Wir schauten uns einige Dokus an, eine Folgen von „Anna und die Haustiere“, in der es auch um die Kanarienvögel ging, schauten wir fast täglich. Ich bestellte zeitnah einen Käfig und wir besuchten mehrmals eine Zoohandlung. Zum Glück trafen wir dort einen Verkäufer, der sich sehr gut auskannte und der sich auch ausreichend Zeit für uns nahm. Er führte uns durch die Abteilung und erklärte uns, was wir alles brauchen werden und wozu es gut ist. Ich hatte bereits eine Liste angefertigt, aber ich fand es gut, dass auch die Kinder erfahren, was wir benötigen.

Die Vorbereitung wird zum Erlebnis

Danach begann eine großartige Zeit für uns, denn wir haben beschlossen, viel von der Ausstattung selbst zu basteln. Wir haben also mehrmals einen Wald besucht und nach passenden Ästen und Holzstücken gesucht. Wir bastelten Sitzstangen, Schaukeln, eine kleine Terrasse, auf der unsere Vögel immer kleine Leckereinen zur Verfügung haben, verschiedene Sitzmöglichkeiten und ergänzten alles mit mehreren Ess- und Trinkstellen, sowie mit einem Badebereich. Da wir einen sehr großen Käfig besorgt haben, gab es genügend Platz für alles und die Vorfreude wuchs von Tag zu Tag. Als wir unseren Käfig gemeinsam aufgebaut haben, wussten wir, es wird nicht mehr lange dauern. Kinder waren aufgeregt und haben überall herumerzählt, dass wir nun endlich ein Haustier bekommen werden. Viele freuten sich mit uns, doch es gab auch kritische Stimmen und diese brachten mich zu einem wichtigen Thema: Tiere in Gefangenschaft halten.

Bewusstsein schaffen

Ich wollte dieses Thema vor meinen Kindern nicht verschweigen, denn wir haben es auch in einer Doku gesehen, dass Kanarienvögel normalerweise in der freien Natur leben. Mein Sohn fragte dann auch, ob es denn in Ordnung sei, wenn wir sie in einen Käfig sperren, und so habe ich ihm erklärt, dass diese Vögel von einem Züchter kommen und wahrscheinlich schon viele Generationen freie Natur gar nicht kennen. Ich erklärte aber auch, dass es dennoch wichtig sei, dass sie ausreichend Freiflug haben, damit sie fit und glücklich sind. Und wir sprachen auch darüber, dass wenn niemand mehr diese Vögelchen kaufen würde, die Züchter auch keine Motivation hätten welche zu züchten, somit gäbe es irgendwann keine Vögel in Käfigen mehr. Das ist eine wunderschöne Vorstellung. Ich einer idealen Welt gäbe es keine artgerechte Haltung, denn es gäbe gar keine Haltung und Tiere wären frei.

Aber wir leben in keiner idealen Welt und ich habe bewusst beschlossen, einen Züchter zum weiteren Züchten zu motivieren, indem ich zwei Vögel gekauft habe. Ich bin mir auch dessen bewusst, dass ich hätte anders handeln und gar kein Haustier anschaffen können, aber meine Kinder machen immer wieder Abstriche: Es gibt bei uns keine Trinkflaschen aus Plastik, egal wie schön die Elsa darauf ausschaut und egal wie cool das Minecraft-Bild darauf ist. Oft kaufe ich bestimmte Obstsorten nicht, weil sie eine lange Reise hinter sich haben. Oder Süßigkeiten, die zu viel Verpackungsmaterial mit sich bringen. Es gibt keine Getränke aus Plastikflaschen, es werden viele Dinge second hand gekauft und ich erinnere meine Kinder immer daran, dass sie Wasser und Strom sparen sollen. Deshalb habe ich in diesem Fall beschlossen Kanarienvögel zu kaufen. Auch wenn ich schon das Bewusstsein dafür geschafft habe, dass wir dadurch einen Züchter unterstützen. Dafür, und das sage ich meinen Kindern auch immer wieder, schulden wir diesen zwei Tierchen das bestmögliche Leben. Heißt – sie haben einen riesigen Käfig, der eigentlich für bis zu 8 Vögel noch immer artgerecht wäre und die Käfigtür ist fast immer offen, so dass die zwei freifliegen können.

Der Tag des Einzugs

Aus taktischen Gründen nannten wir keinen Termin, wann wir die zwei Vögelchen holen werden, denn unsere Kinder neigen dazu, nicht zu schlafen, wenn etwas Großartiges ansteht. Also überraschten wir sie einfach eines Tages und fuhren nach der Schule und nach dem Kindergarten direkt zur Tierhandlung. Die Freude war groß, die Aufregung noch größer. Vor Ort standen wir dann vor einem riesigen Fenster und suchten zwei Vöglein aus. Ein gelbes Männchen und ein Weibchen, das mit der bräunlichen Färbung wie ein Spatz aussah. Bei all den bunten, leuchtenden Vögleins hat gerade dieser Spatz das Herz meines Sohnes erobert und ich musste so lachen, denn ich hätte definitiv eine exotischere Farbe ausgesucht, doch mein Sohn war bereits verliebt. Also sind „Yellow“ und „Spatz“ unsere neuen Familienmitglieder geworden. So heißen die zwei, obwohl wir ursprünglich andere Namen ausgesucht hatten. Aber Yellow und Spatz passen so gut zu den beiden.

Wir haben die beiden mit einem Transportkäfig mit nach Hause genommen und ließen sie ihr neues Zuhause begutachten. Anfangs waren sie vorsichtig, doch schon nach wenigen Minuten sind sie durch den Käfig geflogen und schauten sich alles sehr genau an. Am Abend schliefen sie aneinander gekuschelt ein.

Yellow und Spatz wohnen bei uns

Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Euphorie sehr schnell abflachen wird, da die Vöglein einfach keine Kuscheltiere sind. Doch nach wenigen Monaten kann ich sagen, sie sind unsere Familienmitglieder und werden jeden Tag begrüßt, verwöhnt und gehören einfach dazu. Täglich erfreuen wir uns, wenn Yellow seine wunderschönen Gesangkünste zur Schau stellt, wir haben für die beiden ein Weihnachtsgeschenk und einen „Weihnachtsbaum“ besorgen müssen, weil es den Kindern sehr wichtig war. Nun planen wir einen Geburtstag von den Beiden, denn meine Kinder sind der Meinung, dass jeder eine Geburtstagsfeier haben sollte. Auch beim Putzen sind die Kinder hilfsbereit und der Große übernimmt die Arbeit manchmal sogar ganz allein. Und Yellow und Spatz? Die fühlen sich offensichtlich wohl bei uns. Wenn wir an den Käfig herantreten, hüpfen sie neugierig zur Tür und schauen, ob es etwas Leckeres für sie gibt. Paar Mal haben sie sich sogar schon getraut, aus meiner Hand das Essen anzunehmen. Und Spatz schläft grundsätzlich immer auf der Seite, auf der das Bett meines Sohnes steht. Als würde er sich nachts an ihn kuscheln wollen.

Yellow und Spatz sind keine Kuscheltiere, dennoch bereiten sie meinen Kindern sehr viel Freude vor. Beide haben schon viel dazu gelernt und sind sehr vorsichtig, wenn sie sich denen nähern, um sie nicht zu erschrecken. Auch alle Freunde werden vorgewarnt und müssen sich ruhig verhalten, wenn sie Spatz und Yellow anschauen möchten. Es ist schön zu sehen, wie viel Bindung meine Kinder zu diesen zwei kleinen Lebewesen aufgebaut haben und ich bin froh, dass wir diesen Weg gegangen sind.

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