Bedürfnisse erkennen und ausdrücken
Als ich das erste Mal das Buch „Coach dich selbst, sonst liebt dich keiner“ von Talane Miedaner las änderte dies mein Leben von Grund auf. Der Grundgedanke, dass hinter unserem Verhalten bestimmte Grundbedürfnisse stehen, die erfüllt werden wollen, ist an sich nicht neu. Doch als ich damit begann die Grundbedürfnisse hinter dem – für mich auch schwierigem – Verhalten meiner Mitmenschen zu verstehen und darauf einzugehen, hatte dies weitreichende positive Auswirkungen.
Persönliche Erfahrung im Job
Damals litt ich besonders unter eine Chefin, die mich nach jahrelanger, treuer Mitarbeit – meiner Meinung nach – zu sehr kontrollierte. Ich empfand dies als demütigend, es nagte an meinem Selbstwertgefühl. Nach der Lektüre dieses Buches jedoch erkannte ich, dass sie wahrscheinlich aus eigenen Ängsten heraus, nur das Bedürfnis hatte, den Überblick zu bewahren. Als ich damit begann ihr unaufgefordert viele meiner Mails, die nach draußen gingen, in Kopie zu schicken, damit sie einfach besser informiert ist, hörten die fragenden, kontrollierenden Anrufe plötzlich auf und wir waren beide ausgeglichener.
Bedürfnisse des Kindes erkennen
So habe ich es mir auch bei meinem Sohn angewöhnt, die Bedürfnisse hinter bestimmten Verhaltensweisen zu suchen. Hinter lautem und meist sehr unruhigem Verhalten steckt, besonders jetzt im Winter, oft nur mangelnde Bewegung. Nach dem Kindergarten steht meist eine Handvoll frierender Eltern vor dem Kindergarten herum, während die Kinder am Vorplatz herumtoben und es genießen, sich frei bewegen zu können. Das Bedürfnis nach Bewegung wäre damit erfüllt.
Doch wundern wir uns regelmäßig darüber, dass die Kinder jedes Mal beim Abholen nach Essen verlangen, und behaupten sie hätten Hunger, obwohl wir sie direkt von der Nachmittagsjause abholen. Mein Nachfragen ergab, dass es im Kindergarten zwar gesunde, aber anscheinend nicht sättigende Jause gibt, wie Joghurt, Obst, Apfelmus, etc.; mehrere Gespräche mit der Kindergartenleiterin später gab es wenigstens schon Brot dazu. Nur änderte dies nichts am Verhalten. Wenn ich sehe, dass mein Sohn sich mit seinen Freunden hinter den Büschen versteckt, um heimlich die Süßigkeiten seiner Freunde zu essen, werde ich regelmäßig ärgerlich. Doch was steckt in diesem Fall dahinter? Abgesehen vom natürlichen Verlagen aller Kinder nach Süßem? Vielleicht das Bedürfnis Freunde zu gewinnen, indem stolz die eigene Jause geteilt wird? Ich weiß es bis heute nicht, jedoch ließ sein „Hunger“ nach, wenn er Spielzeug mit hatte, das er nach dem Kindergarten seinen Freunden borgen konnte, um gemeinsam zu spielen. Ich tippe daher auf das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe.
Identifizieren schafft Ausgleich
Im Buch „Coach dich selbst, sonst liebt dich keiner“ von Talane Miedaner geht es auch um das Erkennen und Ausdrücken der eigenen Bedürfnisse. Kurz nach der Karenz beispielsweise hatte ich eine Phase, in der ich in jeder freien Minute wie besessen vor dem Laptop saß und auf YouTube die Sendung „Topmodel“ in mich hineinsog. Verärgert und peinlich berührt von meinem eigenen kindischen Verhalten, fing ich an, mich zu fragen, warum ich dies tat, und vor allem was genau mich daran so faszinierte. Als ich schließlich herausfand, dass mir die Sandkisten- und Parkkleidung so was zum Hals heraushing und mir meine weiblichen Business Kleider fehlten, machte es plötzlich Klick in meinem Hirn. Ich legte mir wieder ein paar schöne Stücke zu, schaffte Gelegenheiten diese auch auszuführen und mein destruktives Verhalten verschwand von alleine.
Konflikte lösen bevor sie entstehen
Auch wenn es nicht immer leicht zu erkennen ist, was wirklich gebraucht wird, und alle Bedürfnisse nicht gleich erfüllt werden können, egal ob bei mir oder meiner Mitwelt. Allein der Versuch die ureigensten Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen, und vor allem zu benennen führt zu einer viel ehrlicheren, liebevolleren Kommunikation. Zu einem besseren, leichteren Miteinander zwischen meinem Sohn, Mann und mir. Und das ist die Mühe letztendlich wert.