Der (ganz normale?) Schulwahnsinn beginnt wieder

Noch bevor die Ferien zu Ende sind ist es so weit: Erste Termine, Unterlagen und Dokumente flattern den Eltern ins E-Mail-Haus. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Sache rasant an Fahrt auf.

Gerade noch war man zusammen mit den Mädels (11 und 15 Jahre alt) ins Meer gesprungen. Dann, als man eigentlich für eine Mittagspause ins Hotelzimmer ging, passiert es: Ein Dokument mit dem sinnigen Titel „Erste Schulwoche“ fand seinen Weg in den E-Mail-Posteingang.

Dahinter stehen gleich zwei Fehler: Man hatte wohl vergessen, die Abwesenheitsnotiz einzustellen oder war generell dem Vorhaben untreu geworden, in den Ferien überhaupt erst keine E-Mails zu lesen.

Doch in diesem Fall half es nichts: Man klickte drauf.

Schließlich wollte man ja doch irgendwie wissen, was auf einen wartete. Dann könnte man wieder beruhigt in den Pool springen im Wissen, dass es dieses Mal halb so wild werden würde. Weil man ja organisiert war und jetzt schon einen groben Überblick hatte.

Doch dem war nicht so: Ab diesem Zeitpunkt war die Ferienlaune irgendwie dahin.

Oder zumindest war alles in gewisser Weise schwieriger geworden. Es war klar, dass der Schulalltag bevorstand. Auch die Mädels hatten schon angemerkt, dass sie sich eigentlich ganz und gar nicht auf die Schule freuten. Viel zu wenig hatten sie in den Ferien für die Schule getan und geübt.

Bald würden wir jedenfalls wieder Hefte kaufen, Bustickets organisieren, Bleistifte spitzen und die tägliche Jause packen.

Der ganz normale Alltag also, den wir eigentlich ganz gut meisterten. Doch eine Frage sei erlaubt: Wann ist uns eigentlich die Leichtigkeit, die Gelassenheit und die Ruhe abhandengekommen?

 

Wann wurde die Schule zu einem potenziellen Stressfaktor?

Das mussten wir natürlich mit unseren Mädels bereden. Waren in Wahrheit wir Eltern der Stressfaktor? Anders gefragt: Überträgt sich unser Stress, dass wir den Schulstart ganz alleine so gut wie ohne Unterstützung von Eltern und Großeltern bewältigen müssen, etwa auf euch? Sollten wir uns tunlichst in mehr Gelassenheit üben, in Gleichmut, in Pragmatismus, in der Gewissheit, dass bisher immer alles geklappt hat?

Sollten wir somit gewissermaßen „lautloser“ sein, uns nichts anmerken lassen, einfach in Ruhe den Rahmen bilden, den unsere Mädchen brauchen, um gut lernen und wachsen zu können? Womöglich ist das so. Aber genauso gut wäre es möglich, dass sich der Stress unserer Kinder aus anderen Quellen speist und wir Eltern nur ein weiterer Mosaikstein in einem System sind, das mehr auf Druck, denn auf kreativen Freiraum und Leistungswillen basiert.

 

Was also tun?

Wir hüpfen wohl noch einmal in den Pool. Entspannen uns noch einmal so richtig. Genießen ein paar Tage noch Freiraum und lassen die E-Mails und Ankündigungen E-Mails und Ankündigungen sein. Denn im Endeffekt, und auch das sollten wir bereits seit geraumer Zeit gelernt haben, genügt es, wenn man sich am Wochenende vor dem wirklichen Start die Details ansieht und dann darauf reagiert.

Im besten Fall aber so, dass man noch reagieren kann und besorgen kann, was eben zu besorgen ist.

Womöglich ist aber auch ein gewisser „Vorlaufzeit“ gut? Damit es nicht soweit kommt, dass alles auf den letzten Drücker passiert. Der letzte Drücker, der zwar funktioniert, aber der in gewisser Weise doch immer wieder ein wenig für Chaos und Unordnung sorgt.

 

Einige Gedanken

Genügend Vorbereitungszeit finden, sich mental auf die Schule einstellen, ohne sich Stimmung und Laune verderben zu lassen. Weil wir als Familie gelassen damit umgehen, im Wissen, dass wir einen gewissen Erfahrungsschatz vorzuweisen haben, ein Repertoire an Handlungen, die bisher immer – mehr oder weniger – tragfähig waren.

Vielleicht müssen wir diesbezüglich auch noch kurz reden: Was hat in den letzten Jahren funktioniert, was nicht?

Was wollen wir wieder so machen und was sollte eigentlich ganz anders funktionieren?

So könnten wir unter Umständen zu einem guten Rüstzeug gelangen, das uns jetzt und auch in den ersten Schulwochen gut begleitet. Wir arbeiten daran.

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