„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“ – Selbstwertgefühl von Kindern
Scheinbar harmlose Bemerkungen können tief ins Unterbewusstsein einsickern und so das Selbstwertgefühl von Kindern stark mindern. Eine bedachte Kommunikation ist unbedingt notwendig, um emanzipierte Kinder zu haben.
Alltagsszene, im Vorbeigehen „aufgeschnappt“: „Mama, mir ist kalt!“ – „Du bist eine Jammersuse. Mein Gott, du bist wirklich kein Bub!“ Das Mädchen, etwa 5 Jahre alt, reagiert weder trotzig noch beleidigt und Mutter und Tochter steuern auf das nahe liegende Wohnhaus zu.
Eine harmlose Szene? Nicht wirklich, finde ich. Die Mutter scheint die Tendenz zu haben, dem Kind unbewusst abwertende Botschaften zu senden. „Du bist eine Jammersuse“ wenn auch nicht böse gemeint, ist eindeutig. Und was bedeutet „Du bist wirklich kein Bub“ eigentlich zwischen den Zeilen? Doch etwa: „Du bist NUR ein Mädchen.“ Wie soll da dieses Kind eine selbstbewusste weibliche Identität aufbauen? Ist es nicht schade, dass es oft gerade Mütter sind, die eine natürliche Emanzipation der Töchter behindern?
Vermeintlich „harmlose“ Bemerkungen prägen das Selbstwertgefühl
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen jemand auf die harmlose Bemerkung „Mir ist kalt“ mit „Jammersuse“ kommt? Ist es nicht ein natürliches Bedürfnis, Befindlichkeiten mitzuteilen?
Abwertungen bleiben in der Seele haften.
Wie könnte die Mutter sonst noch darauf antworten? Ich meine, sie könnte einfach zur Kenntnis nehmen: „Wirklich?“ Oder nachfragen: „Ist es sehr schlimm?“ Vielleicht wollte sich das Kind nur verstanden fühlen und antwortet: „Nein, bis wir zu Hause sind, halte ich es schon aus.“ Selbst wenn es weiter klagen sollte, ist es besser, Lösungen oder Trost anzubieten („Möchtest du meinen Schal haben? Wir sind bald da!“) statt Abwertungen. Denn diese bleiben in der Seele haften.
Nicht nur traumatische Ereignisse haben nachhaltige Wirkung. Auch die scheinbar harmlosen Botschaften zwischen den Zeilen, weil sie ins Unterbewusste sickern und unser Selbstbild entscheidend beeinflussen.