Fasten: 40 Tage stark sein – eine Herausforderung, die ich annehme!

Fastenzeit – mein lachendes Auge schaut auf den sicher heranwachsenden Frühling, vor meinem kritischen Auge taucht mein Verwandter auf, der jedes Jahr von Aschermittwoch bis Ostersonntag streng fastet, keine festen Speisen zu sich nimmt und dabei im täglichen Zusammenleben unerträglich wird.

Wo soll da der Sinn sein? Sich selber etwas zu beweisen, dabei aber unzumutbar für die Mitmenschen zu werden, kann nicht im Sinne einer Festvorbereitung sein. Das möchte ich mir näher anschauen!

Ursprung

Auf „religion.orf.at“ lese ich, dass das Wort „fasten“ vom gotischen Wort „fastan“ kommt und ein Sich-Festmachen meint. Dabei geht es nicht nur um eine Reduktion im Essen, sondern um ein Einüben von Verzicht, um sich innerlich „fest“ zu machen. Das Fasten soll also den Glauben festigen. Dem Ansatz ist durchaus etwas abzugewinnen:

Ich bin Frau meiner selbst, ich möchte selber über mein Verhalten bestimmen und nicht über mich bestimmen lassen.

Fasten your seatbelt – ergreife die Chance

Wie schnell kann es gehen:

Ich habe fünf Lebensmittel auf den Einkaufszettel geschrieben, aber kaufe acht, weil drei sehr leckere mich anlachen. Schnell bin ich bereit, den Vorsatz der Begrenzung auf fünf Dinge umzustoßen. Da wäre die Fastenzeit doch eine Chance, das „Sich-Fest-Machen“, das Durchhalten, zu üben. So finde ich es durchaus sinnvoll, weil es in mir ein Bewusstsein dafür schärft, was ich denke und was ich tue.

Ich fühle mich innerlich freier, wenn ich mich bewusst entscheide.

In dieser Weise möchte ich die Fastenzeit nutzen. Ich schnalle mich also fest an – „Fasten your seatbelt“, denn in den nächsten 40 Tagen möchte ich mich im Verzicht üben, stark sein. Stur auf Essen zu verzichten finde ich für mich persönlich aber nicht zielführend – mich jedoch in Bewusstheit und Begrenzung zu üben, wie beim Einkauf, das mag ich!

Ready, Set, Go – der Start

Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch. An diesem Tag kommt von der katholischen Kirche der Auftakt – mit Asche wird ein Kreuz auf meine Stirn gemalt. Danach heißt es 40 Tage lang durchhalten. Bewusst durchhalten und sich in Erinnerung rufen, weshalb man sein Ziel erreichen möchte.

In den nächsten 40 Tagen, insgesamt 6 Wochen, habe ich Zeit meine Wahrnehmung zu schärfen. Einerseits eine lange Zeit, andererseits brauche ich sie wahrscheinlich, um gut hineinzufinden in die Achtsamkeit des Augenblicks.

Die Zahl 40 spielt in der Bibel eine wichtige Rolle: Jesus war 40 Tage in der Wüste, Mose war 40 Tage am Berg Sinai, 40 Tage floss ununterbrochen Regen auf die Arche…

40 Tage scheinen mir eine angemessene Zeit zu sein, etwas Neues ins Leben herein zu lassen. 40 Tage auf etwas verzichten, das ist durchaus machbar. Das schaffe ich.

Wieso Asche? Asche ist doch schmutzig!

Früher habe ich in der Asche nur das Restmaterial der Verbrennung gesehen, das für Zerstörung und Vergänglichkeit steht.

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurück kehrst“ höre ich die Worte zum Aschenkreuz.

Ja, das mag die eine Bedeutung der Asche sein, die andere liegt aber in ihrer großen Reinigungskraft.

Mir fällt ein, wie ich mit meiner Klasse auf Selbstversorger-Woche in den Bergen war. Kein fließendes Wasser zum Abwaschen und selbstverständlich keine chemischen Reinigungsmittel. Wir mussten unsere Kochtöpfe mit Asche säubern. Meine Mutter erzählte mir, dass in ihrer Kindheit Seife aus Aschenlauge und Schweineschmalz hergestellt wurde. Ob die Wäsche oder der Fußboden – Asche war noch vor 80 Jahren der Universalreiniger.

Ich möchte meinen Blick auf diese Bedeutung der Asche fallen lassen.

In der Fastenzeit stelle ich mich auf einen Prozess der inneren Reinigung und Sensibilisierung meiner Achtsamkeit ein. Die Asche sehe ich als Symbol dafür.

Reinigung in der Art und Weise wie ich konsumiere – bewusster kaufen, bewusster leben.

Die Fastenzeit Kindern näher bringen

Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, sogenannte Jahresfestkreisgruppen zu leiten. Dazu treffen sich Eltern, Großeltern und Kinder sechs mal im Jahr. Die Themen der Treffen sind Erntedank, Allerheiligen, Advent, Fastenzeit, Ostern und Pfingsten.

# Praxistipp

Beim Fastenzeit – Festkreis male ich mit den Kindern mit Asche. Kinder lieben es, ihre Finger in Asche zu tauchen, damit zu malen und zu experimentieren. Mit Kohle kritzeln oder den Namen zu schreiben gefällt auch den Älteren.

Ich möchte Kindern und ihren Eltern in meinem „Jahresfestkreis“ durch das „Angreifen“ der Asche und durch ihre Verwendung, erklären, was es mit der Fastenzeit und dem Aschermittwoch (in dem ja das Wort „Asche“ steckt) auf sich hat. Die Bilder die entstehen, bestechen besonders durch das samtige tiefe schwarz der Asche. So entstehen ganz besondere Kunstwerke.

Besonders lustvoll ist es, Asche mit ein wenig Tapetenkleister zu vermengen und damit zu schreiben.

# Veranstaltungstipp

Alle, die sich mit den Hintergründen der Fastenzeit und weiteren Feiertagen und Festen beschäftigen wollen – um zu verstehen „Warum“ und „Wieso“ diese Dinge in Österreich so tief verwurzelt und wichtig sind, lade ich ganz herzlich dazu ein, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich veranstalte regelmäßig „Jahresfestkreisgruppen“: 6 mal im Jahr treffen sich interessierte Familien um gemeinsam mehr zu den Themen Erntedank, Allerheiligen, Advent, Fastenzeit, Ostern und Pfingsten zu lernen. Spielerisch wird den Kindern vermittelt worum es geht – durch gemeinsames Backen, angreifen, ausprobieren, essen, riechen, fühlen… Es wird gebastelt, gesungen, gespielt und miteinander geplaudert.

Für Fragen und Antworten stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung – rufen Sie mich an oder schicken Sie mir ein E-Mail.

Kontakt:

Anita Nussmüller
Tel.: 0676 / 82 66 15 328
E-Mail: a.nussmueller@kirche.at

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Ein Artikel von

Anita Nussmüller

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