Ganz Österreich macht Homeschooling
Dass die Corona-Krise derartige Ausmaße annehmen würde, hätte zuerst keiner gedacht. Nun befinden wir uns in einer wahren Ausnahmesituation.
Das bisher gut durchorganisierte Familienleben mit Kindergarten, Schule und Berufstätigkeit wird total umgekrempelt. Plötzlich sind fast alle Familien mit „Homeschooling“ konfrontiert.
Eine ungewohnte Situation
Viele Eltern finden sich nun in einer Situation, die für alle Familienmitglieder ungewohnt ist. Alle oder fast alle sind nun den ganzen Tag zu Hause, viele Eltern arbeiten im Homeoffice oder sind vorläufig beurlaubt und man muss den Tagesablauf ganz neu strukturieren.
Alle Verpflichtungen und Aktivitäten außer Haus sind abgesagt, es gibt keine Musikschule, keine Sportstunden, keine Jungschar etc. Dadurch fallen zwar viele Taxi-Dienste für uns Eltern weg, aber es ist trotzdem gewöhnungsbedürftig. Dieses dichte Beisammensein der Kernfamilie gibt es normalerweise nur in den Ferien. Deshalb dauert es etwas, bis jeder seinen Alltagsrhythmus und seinen Platz im Familiengefüge findet.
Schule zu Hause
Die Verantwortung für die Zusammenstellung des Lernstoffes liegt zwar immer noch beim Lehrpersonal, im Kontrast zum „richtigen“ Homeschooling, wo diese Aufgabe auch von den Eltern übernommen wird.
Das erleichtert die Sache sehr. Mit viel Aufwand und Mühe stellen die Lehrer Lernmaterial zur Verfügung, das von den Schülern zu Hause genützt werden soll. Per E-Mail oder School-Fox werden Arbeitsaufträge bzw. auch Tipps für den Unterricht zu Hause weitergeleitet.
Vielen Dank dafür! Die Erledigung der Aufgaben wird vom Lehrpersonal auch kontrolliert und benotet. Es ist also für die Kinder ganz klar, dass das nun keine verlängerten Ferien sind, sondern einfach „Schule zu Hause“.
Neuer Alltagsrhythmus
Die neue Situation erfordert ein großes Maß an Flexibilität und Toleranz von allen Familienmitgliedern. Der Alltag soll natürlich weiterhin möglichst reibungslos funktionieren. Die Erledigung der Schulaufgaben ist notwendig, allerdings kann man sich die Zeit frei einteilen.
Das hat viele Vorteile, denn man hat die Möglichkeit, die Sonnenstunden zu nützen, um ins Freie zu gehen und kann die Aufgaben dann später machen. Doch dazu ist auch einiges an Disziplin notwendig.
Tagesplan aus dem Homeschooling-Alltag
Ich möchte hier nun einige praktische Tipps geben aus unserem früheren Homeschooling-Alltag. Während der fünf Jahre Hausunterricht haben wir vieles probiert und sind auf folgende Tagesstruktur gekommen:
Morgens: gemütlicher Start, Frühstück ca. 7.30-8h
Unterrichtsbeginn: zwischen 8.30 und 9h
Pause von 10.30 bis 11h, gesunde Obstjause und möglichst Bewegung an der frischen Luft
Unterricht von 11-12.30h
Mittagessen um ca. 13h
Nachmittags Aktivitäten im Freien, bei Regen Kreatives wie Basteln oder Werken, Zeichnen, Musizieren, Theaterspielen, Brettspiele…
Für die älteren Kinder noch ein Lernblock am späten Nachmittag bzw. Abend.
Das klingt für manche nun vielleicht etwas eigenartig, erst so spät zu beginnen. Auch die Anzahl der Stunden ist nicht ganz mit den üblichen Schulstunden gleichzusetzen.
Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder morgens eine gewisse Anlaufzeit brauchen umdann in konzentrierten Blöcken zwischen 1,5 und 2 Stunden mehr und intensiver arbeiten können.
So wird das gewünschte Pensum in kürzerer Zeit gut erledigt. Die Pausen mit körperlicher Aktivität fördern zusätzlich die kognitive Leistungsfähigkeit.
Jedem seinen idealen Lernort lassen
Bei uns war es üblich, dass die Kinder am Esstisch ihre Aufgaben gemacht haben. Allerdings kann es bei vier Kindern da schon mal zu Interessenskonflikten kommen, wenn der eine laut rechnen möchte und der andere Ruhe braucht. Deshalb ist es auch hier wichtig, flexibel zu bleiben.
Manche Kinder erledigen ihre Aufgaben gewissenhaft und selbständig beim eigenen Schreibtisch, andere brauchen Aufsicht, da sie sonst nur herumtrödeln. Das braucht etwas Fingerspitzengefühl von Seiten der Eltern.
Weitere Tipps
Da ja die Kinder im Homeschooling den ganzen Tag zu Hause verbringen, müssen auch Tätigkeiten wie Kochen, Haushalt etc. nebenbei erledigt werden. Manches davon habe ich in den Unterricht eingebaut, wir haben z.B.: im Sachunterricht über gesunde Ernährung gesprochen und dann gemeinsam eine Gemüsesuppe gekocht.
Oder wir haben die Frühblüher im Garten erforscht und dabei gleich essbare Kräuter für einen Frühlingssalat gesammelt. Sehr oft waren wir auch am Nachmittag im Wald unterwegs, dem meiner Meinung nach perfekten Spiel- und Lernort überhaupt. Auch dort lässt sich viel Brauchbares finden: Material zum Basteln wie Tannenzapfen oder Holzstücke oder aber auch je nach Jahreszeit Kräuter oder Pilze.
Einzelne kleinere Aufgaben im Haushalt habe ich auch an die Kinder delegiert, denn ich finde, wenn alle zusammen leben, soll auch jeder etwas dazu beitragen.
Man kann das mit Listen machen, in die jeder eingetragen ist oder nach Bedarf. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir haben meist eine fixe Anzahl von Haushaltsdiensten pro Tag festgelegt, z.B.: für die älteren Kinder 3, für die jüngeren 2 Tätigkeiten wie Geschirrspüler ausräumen oder Müll raustragen. Das lässt sich am besten in einer Familiensitzung besprechen.
Ich wünsche nun allen Mamas und Papas viel Geduld, mit der neuen Situation zurechtzukommen, Freude an den vielfältigen Aufgaben und gute und lehrreiche Stunden mit den Kindern!
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