Hausarrest: Immer noch eine zeitgemäße Strafe?
Es ist quasi der Klassiker unter den Erziehungs-Strafen: Der Hausarrest. Doch: Funktioniert er oder gibt es doch schon deutlich bessere Methoden?
Es war wieder einmal zu viel. Die Tochter (14) hatte den Bogen deutlich überspannt. So sehr, dass alle vereinbarten Methode nicht mehr zu Rate gezogen wurde, wie etwa längeres Handyverbot, sondern zum äußersten gegriffen wurde: Dem Hausarrest.
Das bedeutet natürlich nicht „Arrest“ im eigentlich Wortsinn, den einsperren will man das eigene Kind ja nun wirklich nicht. Aber es bedeutet absolute Kontaktbeschränkungen, keine Freundinnen, kein Shopping, Spaziergänge nur im nahen Umfeld der Wohnung und vor allem auch Beweisbilder via WhatsApp oder ähnlichem, dass die Spaziergänge tatsächlich nur in diesem Bereich gemacht werden.
Hausarrest
Nun könnte man argumentieren, dass es sinnvoll ist, Strafen so anzusetzen, dass sie unmittelbar etwas mit der „Tat“ zu tun haben. Das wäre etwa Handyverbot dann, wann Datenvolumen & Co. deutlich überschritten worden sind oder Ausgangssperre am Abend, wenn sie nicht zur pünktlichen Zeit zuhause waren. Im Vergleich zu diesen Methoden, die immer Ursache und Wirkung mitdenken, wirkt der Hausarrest wenig subtil, gar ein wenig nach „Holzhammer“.
Doch man kann es auch anders sehen: Wenn es zum „Äußersten“ kommt, also etwa Vater oder Mutter schwer beleidigt werden und auf sonstige Weisen das Vertrauen absolut verspielt wird, dann ist der Hausarrest quasi eine General-Strafe, die all das blockiert, was die Tochter sonst gerne tut. Er ist eine Art Sanktion, die so gut wie alle Bereiche ihres Lebens umfasst, vor allem das so wichtige soziale Leben, das in diesem Alter absolut zentral ist.
„Hausarrest“ zeigt also an, dass auf allen Ebenen das Vertrauen missbraucht wurde und die Beziehung temporär wirklich geschädigt ist.
Damit die Methode etwas an Subtilität gewinnt, wäre es aber denkbar, dass sie dieses Vertrauen Schritt für Schritt zurückgewinnen kann und damit Schritt für Schritt wieder mehr Freiheiten erlangt. Apodiktischer Hausarrest über eine längere Zeit erscheint mir deshalb also als nicht zielführend und sinnvoll.
Möglich wäre es etwa, das der Radius des Spaziergehens wieder erweitert wird, dass Freundinnen unter bestimmten Bedingungen wieder getroffen werden dürfen, der Zeitraum für diese Treffen aber strikt eingeschränkt bleibt.
Wichtig scheint jedenfalls, in diesem Zeitraum des mehr oder weniger strengen Hausarrestes als Eltern die Zügel in der Hand zu halten und nicht lockerzulassen.
Nach wie vor müssen neue Freiheiten verhandelt und auf Punkt und Beistrich eingehalten werden. Das Kind hat in diesem Fall definitiv eine Bringschuld und muss fragen, wenn es etwas tun will, was eigentlich nicht im „Vertrag“ steht. Denkbar auch, dass sie, um diese gewünschten Freiheiten zu erlangen, etwas Bestimmtes tun oder leisten muss.
Hausarrest ist eine harte Methode
Ist Hausarrest also noch zeitgemäß? Jein. Er ist natürlich eine harte Methode. Aber man kann ihn adaptieren, anpassen, neu denken. Dass er immer nur das letzte Mittel bleiben sollte, liegt aber auf der Hand. Aber wenn das Vertrauensverhältnis so angeknackst ist, dann bleibt manchmal wenig anderes übrig.