Wie schafft man es, dass Kinder mehr kooperieren? – 7 Tipps
Kooperation ist wohl in den meisten Familien ein Dauerbrenner, so auch bei uns! Die Zusammenarbeit mit einem Kleinkind ist nicht immer ganz einfach. Kleinkinder sind von Natur aus neugierig, sie sind impulsiv und sie haben ihren Willen.
Würde wahren
Uns ist ein wertschätzender Umgang wichtig. Wenn ich kooperativ vorgehe, finde ich dies viel effektiver. Kinder wollen grundsätzlich kooperieren, auch wenn es für uns Eltern manchmal so scheint, als ob sie genau das Gegenteil vom dem tun, was wir uns wünschen. Wichtig finde ich, dass Kinder das Gefühl haben, dass ihre Gefühle und Meinungen wichtig sind. Wenn ich mir einen Moment Zeit nehme, um die Dinge aus der Perspektive meiner Tochter (2,5 Jahre) zu betrachten, fühlt sie sich besser verstanden, respektiert und ist daher eher geneigt, anzunehmen, was ich von ihr verlange.
Jesper Juul sagte Eltern immer wieder, „Kinder wollen kooperieren“. Kooperation bedeutet jedoch nicht, dass Kinder ihren Bezugspersonen widerspruchslos gehorchen müssen. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul (1948–2019) betont: „Wenn Kinder keine Möglichkeit haben, Nein zu sagen, können sie auch nicht Ja sagen.“ Kinder müssen und wollen eigene Entscheidungen treffen. Nur so werden sie auch mit ihren Eltern kooperieren. Kinder führen Machtkämpfe aus, weil sie das Gefühl haben, dass ihre eigene Würde von den Eltern nicht gewahrt wird. Sobald die Kinder merken, dass sie ernst genommen werden, werden sie auch nicht mehr so viel Energie darauf verwenden, ihren eigenen Willen durchzusetzen.
Es ist unvernünftig zu erwarten, dass unsere Kinder offen, flexibel und kooperativ sind, wenn wir dies nicht selbst praktizieren!
Das heißt, dass wir ihre Vorbilder sind. Die Kooperationsbereitschaft wird erhöht, wenn Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Eltern, Geschwister oder andere Personen ihre Bedürfnisse und Wünsche ernst nehmen.
Alle Gefühle akzeptieren
Wenn ich in der Erziehung nicht mehr weiß, was das Richtige ist, versuche ich, mich daran zu erinnern: „Akzeptiere alle Gefühle, aber nicht alle Verhaltensweisen.“ In emotionalen Situationen benenne ich die Gefühle meiner Tochter Gefühle und halte meine Stimme ruhig. Ich sage Dinge wie „Jetzt bist du wütend, weil ich sagte, wir müssen gehen. Ich weiß, wie schwer es ist zu gehen, wenn es schön ist “.
Wenn sie weint, frage ich sie, ob sie zu mir auf den Arm will und ich sie trösten soll? Ich sage ihr, dass ich sie verstehe. Kinder sind darauf angewiesen, dass wir ihnen dabei helfen, ihre Emotionen richtig zu interpretieren und zu regulieren. Ich finde es hilfreich darüber nachzudenken, wie sich für meine Tochter diese Situation gerade anfühlt. Je mehr wir auf das Niveau unserer Kinder kommen und erkennen, wie sie sich fühlen, desto besser werden wir sie verstehen.
Das Erkennen und Benennen von Gefühlen hilft ihnen auch dabei, ihre eigenen Emotionen zu verarbeiten.
Ein guter Ratgeber für mich ist dabei “The Montessori Toddler” von Simone Davies. Sie zeigt eine positive Sicht auf das Kind auch bei Wutanfällen und anderen Herausforderungen und bietet viele Anregungen für eine achtsame Begleitung.
Wie uns Kooperation besser gelingt
#1 Selbst tun lassen
Ich dreh nicht einfach den Wasserhahn ab, während unsere 2 jährige Tochter spielt, sondern bitte sie dies zu tun oder ich reiß ihr nicht die Schere aus der Hand, sondern bitte sie die Schere wieder auf den Tisch zu legen. Möglichkeiten für ein Kleinkind zu finden, Dinge selbst zu tun, gibt ihnen Autonomie. Wir beziehen unsere Tochter in viele Tätigkeiten mit ein; lehren ihr Fähigkeiten, wie z.B. sich selbst anzuziehen, Dinge zu holen, Hände zu waschen usw. Damit geben wir ihr das Gefühl der Unabhängigkeit, nach dem sie sich so sehr sehnt.
#2 Nichts überstürzen bzw. überstülpen
Ich stülpe ihr nicht den Pullover über, wenn sie das nicht möchte. Wenn ich Widerstand spüre, warte ich etwas ab. Meist ist es ein paar Minuten später ganz einfach. Ich steige also aus der Situation aus bevor sich diese zuspitzt und akzeptiere auch ein „Nein“. Nach kurzem Abwarten kooperiert sie meistens bereitwillig.
#3 Ordnung & kindgerechtes Zuhause
Wir haben versucht unser Zuhause so zu gestalten, dass unsere Tochter Ordnung halten kann, z. B. Schuhe an derselben Stelle, niedrige Haken für Jacken, Körbe für Spielzeug. Damit wollen wir den Sinn für Ordnung wecken und es ihr einfacher machen, Dinge wegzuräumen. Durch diese Struktur ersparen wir uns manche Debatten.
#4 Zeit
Wir versuchen so gut es geht Eile zu vermeiden, das ist natürlich nicht einfach. Wenn wir mit unseren Kindern kooperieren wollen, ist es ratsam langsam zu sein. Ich habe beobachtet, wenn ich immer „Wir sind schon wieder spät dran“ rufe, stresse ich meine Tochter und sie leistet eher Widerstand, dann sind wir noch später dran. Wir üben auch gerade, unsere Tochter nicht zu unterbrechen, wenn sie beschäftigt ist. Warten ab, bis sie ihre Aktivität beendet hat, oder teilen ihr mit, dass sie noch ein bisschen Zeit (z.B. eine Runde) noch hat und kündigen an, was ansteht.
#5 Situationen spielerisch gestalten
„Möchtest du wie ein Pferd zum Auto galoppieren?“ Die Stimmung aufzuhellen und eine Situation spielerisch zu gestalten, entspannt uns beide meistens. Eine andere Möglichkeit ein Kleinkind aus dem Unmut zu bringen, besteht darin zu singen oder zu flüstern – dies ist ein überraschender Weg, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
#6 Blickkontakt
Anleitung und Bitten klappen besser, wenn ich zu meiner Tochter gehe und mit ihr auf Augenhöhe spreche, als wenn ich ihr etwas zurufe und mich nicht zu ihr wende, weil ich gerade mit etwas beschäftigt bin. Augenkontakt kann sehr nützlich sein und kann auch noch durch eine Hand auf der Schulter unterstützt werden.
#7 Miteinbeziehen
Kinder in Problemlösungen einbeziehen, erhöht die Kooperationsbereitschaft. Das Teilhaben bereitet ihnen Freude und sie haben das Gefühl fähig und wichtig zu sein.
– Die Wahl zu haben erleichtert Vieles: „Möchtest du zuerst deine Jacke oder deine Schuhe anziehen?“
– Kinder ins Boot holen und beteiligen: „Uns bleiben noch 5 Minuten am Spielplatz, bevor wir gehen. Was möchtest du noch ein letztes Mal machen?“
– Das Problem (ohne Urteil) zu beschreiben und das Kind den Rest erledigen lassen: „Ich sehe, du hast nackte Füße und wir gehen gleich nach draußen.“ „Das Wasser auf dem Tisch ist verschüttet.“