Kinder, ihr fordert mich heraus! – Teil 1/2
Hier sitze ich mit meinem Campari-O und dem Bauch voll Haribos. Ich bin aber nicht allein. Da ist nämlich noch seeeehr viel Frust, der mir (schlechte) Gesellschaft leistet. So richtig, richtig gefrustet bin ich. Genervt, überfordert und auch irgendwie verzweifelt. Was soll das bloß? Warum lasse ich mich so aus der Bahn werfen? Die Antwort wie so oft: die Kinder….!
Denn neben all dem Schönen und offensichtlich Bereichernden, ist es beinhart, Mutter zu sein.
Und wirklich immer wieder weit mehr als nervtötend! Wenn die Grenzen erreicht sind und kein Ausweg da ist, weil ich eben nicht raus aus der Situation kann oder „weg“ von den Kindern.
Heute war so ein Tag. Ich war kurz vorm Heulen, habe geschrien und mich als unfähigste Mutter der Welt gefühlt.
Grenzen, Freiheit und die eigenen Beschränkungen
Die Dehnung ist oft schmerzhaft oder es funktioniert einfach nicht: dieser Spagat, wo ich auf der einen Seite den Kindern zeigen möchte, wo die Grenzen sind und es notwendig ist, dass sie folgen, ihnen aber auf der anderen Seite auch die nötige Freiheit zugestehen will, damit sie nicht nur „gefällig“ werden, sondern sich ohne Druck und mit Freude so entfalten, wie sie sich Gott erdacht hat.
Meine Undehnbarkeit bzw. Beschränktheit kann ich nicht leugnen: Da ist mein Kontrollfreak-Dasein einerseits, und meine Trägheit und Überforderung andererseits. Na bravo.
Nicht selten stelle ich dann alles komplett infrage: ob ich überhaupt jemals liebevoll mit meinen Kindern bin oder eigentlich meine Wunschvorstellungen mit ihnen verwirkliche und sie parieren müssen, damit ich zufrieden bin und – das ist das allerschlimmste – ich mich bei den Entscheidungen viel mehr von der Außenwelt (also Menschen, die mir lange nicht so viel bedeuten wie ja meine Kinder selbst) bestimmen lasse.
Oh, was geht es mir gegen den Strich, dass ich mich immer und immer wieder dem (vermeintlichen) „Blick der anderen“ beuge und mein Kind anfahre, weil eventuell irgendwelche wildfremden Menschen sein Verhalten gerade kritisch beäugen!?
Oder habe ich nicht schleichend Entscheidungen meinen Kindern überlassen, die eigentlich ich treffen müsste?
Warum diskutiere ich schon wieder und ist mein NEIN nicht einfach einmal ein NEIN. Nicht selten triggert es mich, wenn meine Tochter mit ihrem kleinen Bruder spricht. So gschaftig und vor allem mit den gleichen „Wenn..dann“ und „es gibt Regeln“, das sie von mir tagein tagaus hören muss.
Fehler machen - und dadurch Verletzungen und Prägungen verantworten müssen
Heute fühlt es sich nach einem ordentlichen Knacks in unserer Beziehung an.
Und ich fürchte, da ist tatsächlich einer reingekommen. Denn es hat etwas mit mir gemacht, dass meine Tochter mich beim Kindergartenabholen geschlagen und gekratzt hat. Einfach so. Bzw. weil es da eine schwierige Beziehung mit einem Mädchen gibt und wenn’s stimmt (oft geht nämlich auch die Fantasie ein bisschen durch mit Paula), dann wird sie von diesem Mädchen permanent zu irgendetwas gedrängt und schafft es nicht, „NEIN“ zu sagen.
„Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und was, was bloß habe ICH falsch gemacht?!?!?!“, geht es weiter in der Talfahrt in meinem Kopf.
Ich bin also gerade emotional. Seeehr emotional.
Gekränkt, wütend und enttäuscht, dass so etwas überhaupt passieren konnte. Denn so kenne ich meine Tochter nicht. Wir sind doch so ein gutes Team. Wie konnte sie sich in Windeseile so „disconnecten“ von mir. Diese Grundsätze - dass man nicht schlägt und kratzt habe ich als „gesetzt“ betrachtet und nun sind sie einfach über den Haufen geworfen? Trotz meines Versuches, ruhig zu bleiben, ist es leider mit mir durchgegangen. Auch, weil es so überfordernd ist, dieses Ausloten zwischen „einfach in den Arm nehmen“ oder „spürbare Konsequenzen“?
Mit meinem Mann habe ich mich für Letzteres entschieden, aber am Schluss – weil sie während unseres Gesprächs über die KiGa Situation wieder etwas machte, das sie nicht sollte – habe ich sie angeschrien. So richtig. Oh nein. Denn ja, ich glaube fest daran, dass wir unsere Kinder noch viel mehr verletzten, als sie uns und dass wir vor allem sämtliche Prägungen mitzuverantworten haben. Wie schrecklich. Zumindest, wenn es um die negativen Dinge geht.
Fazit
Gott sei dank gibt es aber eben auch viel Positives in meinem Mama-Alltag. In meinen Beiträgen „Ich bin gerne Mama“ versuche ich zu schildern, warum all die Herausforderungen und Mühsamkeiten NICHTS im Vergleich sind zu dem, was das Mami-Dasein so unvergleichlich schön und bereichernd macht. Dennoch nehme ich meinen Frust zum Anlass, in einem Teil 2 zu dem gerade Geschriebenen noch auf die Themen Krankheit und Einsamkeit als Mami einzugehen.