Kindergarten- Freundschaften, über die wir nicht so begeistert sind
Seit meine Tochter im Kindergarten ist, beschäftigt mich ihre Beziehung zu einem anderen Mädchen. Denn irgendwie ist das Miteinander so intensiv und aufeinander fixiert, dass meine Tochter oft sehr unausgeglichen nach Hause kommt.
Was ist zu tun? Ist überhaupt etwas zu tun?
Und wie bestärken wir unsere Kinder so, dass sie gesunde und gute Beziehungen und Freundschaften aufbauen können?
Das ungute Gefühl - Hinschauen
Ich glaube, es ist oft gar nicht so einfach, die Situation zu durchblicken. Denn viel Einblick in den Kindergartenvormittag unserer Tochter hatten wir nicht. Nach außen sah das Miteinander der beiden stimmig aus. Es freute mich, dass es da dieses Mädchen gab, dass meine Tochter Lisa so ins Herz geschlossen hatte und andersherum. Wenn ich meine Tochter zum Kindergarten brachte, wartet ihr „beste Freundin“ meist schon auf sie. Und spätestens beim Betreten des Gruppenraums rief sie lautstark nach ihr. Dann stürzten sich Lisa und ihre Freundin Klara aufeinander und verbrachten den gesamten Vormittag gemeinsam.
Am Mittag beim Abholen musste ich meine Tochter wie „aus dem Bann“ des anderen Kindes ziehen und sie war sehr unausgeglichen. Und bei den Erzählungen, was sie so erlebt hatte, gab es stets den Zweiklang: „Klara und ich“, „Klara und ich“
Zuerst warteten wir ab und hofften, dass sich diese so intensive Beziehung ein wenig lockern würde. Doch das war nicht der Fall. Und so folgten wir unserem unguten Gefühl und überlegten, was zu tun sei. Denn obwohl die Erzieherin nichts dazu gesagt hatte, sind wir als Eltern eben doch die Hauptverantwortlichen und Experten unserer Kinder.
Das eigentliche Problem erkennen - Die Freunde der Kinder wertschätzen
Lisas Freundin Klara fing an, mich ein wenig zu strapazieren. Es war so mühsam, dass sie Lisa sagte, sie solle sich verstecken, wenn ich sie abholen wollte. Uns Lisa machte es auch noch.
Mir fiel auf, dass Klara sich auch in manch anderer Hinsicht „auffällig“ verhielt und erklärte sie kurzerhand zum Problem. Doch was half das?
Und vor allem: Lisa hatte an ihr etwas Liebenswertes entdeckt und ich wollte ihre Freundschaft nicht komplett hinterfragen, geschweige denn ihre Freundin schlechtmachen.
Schlechtmachen ist nicht aufbauend, sondern zerstörerisch.
Was war denn das Problem? Die Antwort war nicht unbedingt Klara, sondern die einengende und – so schätzten wir es ein – manipulative Beziehung, die die Kinder hatten.
Was war dagegen zu tun?
Wir entschieden uns für folgende 3 Punkte:
- Andere Beziehungen fördern (interessanterweise war es, glaube ich, nur ein einziges Mal Thema, dass Lisa noch im Kindergarten fragte, ob Klara zu uns kommen könne bzw wir sie am Nachmittag treffen könnten. Ansonsten war dieser Wunsch nicht da. Dies bestärkte unsere Vermutung, dass die Beziehung etwas Ungesundes hatte und unsere Tochter das zwar nicht benennen konnte, aber doch merkte.)
- Das Gespräch suchen und das Kind ermutigen, das zu tun, was es möchte. Auch einfach mal „alleine“ zu sein im Kindergarten und wegzugehen. Auch wenn das andere Kind dann die Freundschaft verbal beendete. Hier war ein Aha-Erlebnis der Austausch mit einer anderen Mami: Während ich Lisa sagte, es wäre wichtig Klara zu sagen, dass sie gerade etwas anderes machen möchte, meinte die andere Mutter, dass sie bemerkt hätte, dass im Kindergarten weniger das Reden, sondern das Tun von Vorteil wäre: einfach weggehen, einfach zum Maltisch setzen, ein Buch nehmen und anschauen etc.- also nicht lange Fackeln- sicher auch eine gute Sache für andere Situationen!
- Gebet und Segen: Da ich glaube, dass alles immer auch eine geistige Dimension hat, haben wir auch viel gebetet: Für Lisa und Klara, zu ihren Schutzengeln, für die Familien, den Kindergarten etc. Wir haben auch bewusst „im Namen Jesu binde ich jeglichen Geist der Manipulation, der Einengung, der Unfreiheit“ laut ausgesprochen und „im Namen Jesu setze ich frei den Geist der Freiheit, des Wohlwollens, der Freude, der Gelassenheit..“- das sind sehr wirkungsvolle Gebete bzw. war es schön, durch die Situation überhaupt erst den Kindergarten und die Kinder, Erzieher etc. vermehrt ins Gebet zu nehmen.
Mit Erziehern und Eltern sprechen
Die meisten Betreuer haben zwar viel zu tun und oft ganz andere „Kaliber“. Dennoch empfehle ich unbedingt das Gespräch mit den Betreuern zu suchen. Ihr Eindruck kann sehr hilfreich sein, denn sie erleben ja den Vormittag hautnah mit und können dann auch ein bisschen bewusst auf „das Problem“ achten. Bei uns hat es echte Erkenntnis gebracht und uns geholfen zu verstehen, warum unser Kind überhaupt in diese nicht nur gute Beziehung hineingerutscht war.
Es hat uns auch bewusst gemacht, dass unsere Tochter beispielsweise außerhalb des Kindergartens ältere Kinder als sehr enge, dominante Freunde hat und es kaum Vertrautheit zur Erzieherin gab, weil das andere Kind diese Rolle quasi übernommen hatte. So fanden wir Lösungen, die Beziehung zur Erzieherin zu stärken und bspw. simple Gelegenheiten im Kindergartenalltag zu nutzen, Lisa mit anderen Kindern in Verbindung zu bringen.
Zu guter Letzt sprachen wir sogar auch mit den Eltern von Klara.
Es war spannend herauszufinden, dass sie einen ganz anderen Blick darauf hatten.
Trotzdem konnten wir auch unsere „andere Meinung“ „deponieren“ und das Wichtigste: in Wertschätzung auseinandergehen.
Was also tun, wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Kinder unter einer Beziehung leiden bzw. eine Freundschaft nicht so guttut?
Unsere Antwort hat 4 Teile:
- Hinschauen und das Problem benennen
- mit Wertschätzung eingreifen und dem Kind helfen, für sich einzustehen
- die Situation und die beteiligten Kinder und Familien ins Gebet nehmen
- Lösungen suchen, wenn möglich mit Erziehern und Eltern
Natürlich hängt das auch von der Auswirkung und Einflussnahme der Freundschaft ab, ich glaube aber, dass es immer hilft, auch die Chance einer mühsamen Kindergartenfreundschaft-Situation zu sehen. Für mich war das Bewusstmachen, dass die Kinder sich durch Schwierigkeiten bewähren und fürs Leben wappnen lernen, ein großer Trost.
Wie schön, dass unsere Kinder dabei uns Eltern an ihrer Seite haben und auf unsere Unterstützung setzen können.