Partys und auswärts schlafen: Was, wenn das Vertrauen fehlt?
Irgendwann ist es so weit: Das Kind will auswärts schlafen. Doch das ist erst der Anfang. Dann das in Kombination mit Partys kann zu wirklichen Vertrauenskrisen führen.
Es gibt viele Abstufungen. Zuerst war da – ganz harmlos und kindlich – die Übernachtung bei einer Freundin. Meist kannte man die Eltern gut, schließlich war man sich im Kindergarten und in der Volksschule schon öfter in verschiedensten Kontexten über den Weg gelaufen. Nicht selten ergaben sich dadurch auch gute Bekanntschaften oder gar Freundschaften der Eltern untereinander.
In diesem Fall ist das Vertrauen wahrlich nicht schwer: Man kennt ja die betreuenden Personen, weiß oft genug über deren Erziehungsmethoden Bescheid und weiß, wie die Eltern der Freunde ticken und einzuschätzen sind.
Das alles wird aber mit dem zunehmenden Alter der Kinder komplizierter.
Gemeinsame Elterntermine werden von Jahr zu Jahr seltener, zudem vergrößert sich die Freundinnen- und Freunde-Schar augenscheinlich mit jedem Lebensjahr.
Irgendwann hat man nur noch einen groben Überblick darüber, mit welchen Kindern und Jugendliche das eigene Kind zu Verkehren pflegt. Im besten Fall – ich kann da nur für mich als Vater sprechen – bekommt man es dann hin, alle Namen fehlerfrei aufzusagen und damit Schritt zu halten, welche Personen gerade angesagt sind und welche eher schon nicht mehr so.
Anders gesagt: Es gibt zwar nach wie vor die besten Freundinnen unserer Töchter, 15 und 12 Jahre alt, jedoch verändert sich der nicht so harte Kern rundherum ständig.
Und dann wird die Sache wirklich kompliziert und alles zum Vertrauensbeweis.
Man behilft sich zuerst mit einfach Mitteln: Das Kind dürfe nur hier und dort übernachten, wenn es einem denn die Nummern der Eltern geben. Das klingt zwar wunderbar, doch wer als Elternteil dann dort wirklich anruft, um seiner Kontrollsucht nachzukommen, ist ganz schnell unten durch und stellt nur unter Beweis, dass es mit dem eigenen Vertrauen nicht allzu weit her ist. Nur logisch, dass so etwas die Vater- oder Mutter-Tochter-Beziehung belastet.
Also gilt es, die Sache lockerer anzugehen. Cool zu bleiben.
Oder zumindest den Anschein zu erwecken. Oder die Fäden zumindest lässig und mehr im Hintergrund zu ziehen. Sich Brücken zu legen mit den anderen „betroffenen“ Eltern. Im Stillen und Verborgenen agieren.
Oder halt einfach sich in Vertrauen üben. Letzteres ist natürlich immer eine gute Idee. Zumal dann, wenn es bisher nichts zu beanstanden gab und das Kind oder der/die Jugendliche sich stets an Vereinbarungen hielt und noch nie über die sprichwörtlichen Stränge geschlagen hat.
Was aber, wenn sich die Sachlage ganz anders darstellt?
Wenn es schon den einen oder anderen „Zwischenfall“ gab und gesundes Misstrauen die richtige Reaktion wäre? Auch dann gilt es meiner Ansicht nach einigermaßen locker und gelassen zu bleiben. Zu viel Strenge, zu viel Kontrolle oder ähnliches engen ein – und zwar beide Seiten. Das Kind fühlt zu kontrolliert, die Eltern müssen diese Kontrolle ausüben. Das ist nicht nur lästig, sondern schränkt beide Lebensweisen ein.
Im Hintergrund zu agieren, schickt sich mehr: Hinschauen, was ist. Realistisch einschätzen. Und wenn es notwendig ist, dann ist es auch absolut angebracht, die Notbremse zu ziehen und eine Übernachtungsparty oder eine Party an sich einfach nicht zu erlauben. Denn: Zusagen und dann kontrollieren, ist sicherlich nicht der richtige Weg.
Was also tun, wenn das Vertrauen fehlt?
Vielleicht zuerst einmal an sich arbeiten. Misstrauen ist legitim, solange es keine wahnhaften Züge annimmt. Denn dieser Wahn führt im Endeffekt nur dazu, dass man das, was tatsächlich ist, falsch sieht, überschätzt und damit auch die falschen Konsequenzen daraus zieht – für Eltern und für die Kinder. Das führt letzten Endes zu nichts, aus zu Missgunst.