Scheitern und Versagen – auch das gehört zum Mamasein
Was in den Erziehungsratgebern so gut klingt, ist in der Praxis so schwer. Sich als Versager-Mama zu fühlen, gehört dazu, doch wie kann man gut damit umgehen?
Da liegt er entspannt schlafend auf meiner Brust, unser neugeborener Sohn. Gibt hin und wieder ein wohliges Grunzen von sich und macht eine seiner witzigen Grimassen im Schlaf. Aus dem Wohnzimmer höre ich die Stimmen unserer drei „Großen“, die mit meinem Mann an irgendeiner Bastelsache werken. Dieser Tage – im Wochenbett mit unserem vierten Kind – gibt es wirklich viele kostbare Momente in unserer Familie. Da kann ich mein Mamasein so richtig genießen.
Erziehungsratschläge wie Seifenblasen
Das ist die eine Seite der Medaille. Wenn sich das Familienleben bloß immer in dieser kuschelig-warmen, watteweichen Idylle abspielen würde! Aber wie so oft im Leben liegen Höhenflüge und Abgründe ganz nah beieinander. Vielleicht sind ja die Hormone mit Schuld.
Mehr als einmal fühlte ich mich in diesen Tagen als Versager-Mutter.
So viele Konflikte, von denen ich mich aufreiben lasse. Das Anziehdrama am Morgen, das Essensdrama zu Mittag, das Zahnputzdrama am Abend. Dazwischen die Streitereien zwischen den Geschwistern, fiese Wortgefechte zwischen meinem Mann und mir, Müdigkeit, Nerven gespannt wie Drahtseile. Meine Emotionen übermannen mich wieder einmal. Ich schreie, so richtig.
All die tollen Tipps und Erziehungsratschläge, die ich lese und über die ich selber schreibe, sind nichts als buntschillernde Seifenblasen, schön anzuschauen, nicht zu greifen, geplatzt. Ich fahre über meine Kinder drüber, höre ihnen nicht richtig zu, sage Verletzendes.
In den Ratgebern liest es sich so einfach, im realen Leben sieht es so oft ganz anders aus.
Statt innerlich von zehn rückwärts zu zählen oder in einen Polster zu beißen, lasse ich meine Wut einfach raus.
Ich scheitere immer wieder
Das kann ja nicht so schwer sein!
Mit schlechtem Gewissen nehme ich mir fest vor, das nächste Mal ruhig zu bleiben. Denke: Das kann ja nicht so schwer sein! Schließlich bin ich hier die Erwachsene! Und dann lasse ich mich wieder einmal durch eine Vierjährige zur Weißglut treiben. Weil sie sich weigert, ihren Pulli anzuziehen. Weil sie sich weigert, irgendetwas aus ihrem Kleiderschrank anzuziehen. Als Jesper Juul-Jüngerin weiß ich: Nicht die Kinder, sondern die Eltern sind für die Stimmung in der Familie verantwortlich, immer. Na bravo… Und dann male ich mir aus, wie sich meine Kinder in zwanzig oder dreißig Jahren über all das bei ihrem Therapeuten ausheulen.
So ist das. Da kann man nichts beschönigen. Ja, ich liebe unser Familienleben, ich genieße ehrlich die vielen wunderbaren Momente mit meinen Kindern. Und wenn es super klappt und ich meinem Bild der „idealen Mutter“ entspreche, dann klopfe ich mir auch mal stolz auf die Schulter. Bis ich wieder scheitere.
Fehler akzeptieren und an ihnen arbeiten
Wie wunderbar liest sich da der Artikel meiner Bloggerkollegin Christina Schmidt in der Deutschen Tagespost, die davon schreibt, dass Eltern zu sich und ihrem Charakter stehen sollen. (Was natürlich nicht bedeutet, dass wir nicht auch an unseren lästigen Charakterzügen arbeiten sollen. Das sei das Beste, das wir Eltern für unsere Kinder tun können, schreibt Christina Schmidt.)
Meine Fehler und Schwächen also akzeptieren, und mein Versagen auch vor den Kindern artikulieren: „Es war nicht richtig, dass ich dich vorhin angeschrien habe. Das tut mir leid!“
Schon öfter habe ich zu meinen Kindern gesagt: „Ich weiß, dass ich euch nicht immer ein gutes Vorbild bin.“
Als Mama, die mit Jesus durch ihr Leben geht, lerne ich immer mehr, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein. Sondern darum, bei jedem Hinfallen um Verzeihung bitten, meinen Mann, meine Kinder, Gott. Wie sehr wünsche ich mir, dass ich meinen Kindern das vermittle: Egal, welchen Blödsinn ihr gemacht habt, ihr seid immer geliebt, von euren Eltern und auf jeden Fall vom lieben Gott.