Pikler für zuhause

Inspirationen die Entwicklung Ihres Kindes achtsam zu begleiten.

Was steckt hinter Emmi Pikler und ihrer Pädagogik? Der Name Emmi Pikler ist nur wenigen bekannt, doch Piklers Überzeugung, dass Kinder nicht unbedingt angeregt werden müssen, sondern Bewegungsfreiheit, freies Spiel und Zeit für eine gesunde Entwicklung benötigen, ist vielen nicht neu.

Lasst mir Zeit

„Lasst mir Zeit“ – dieser Satz ist wohl aktueller denn je. Meine Tochter und ich besuchen einmal in der Woche eine Pikler-Spielgruppe -Spielraum – in der wir beide diese besondere Haltung erfahren. Immer wieder beobachte ich, dass meiner Tochter selbständig ihre Entwicklungsschritte macht, wenn ich ihr die Zeit lasse, die sie braucht.

Unser Pikler-Dreieck ist für unsere Tochter frei zugänglich. Wir haben ihr nie gezeigt, was sie damit machen kann, sie nie angeleitet hoch zu klettern oder durch zu krabbeln. Wir lassen ihr Zeit, dieses Dreieck selbst zu erkunden. Und immer wieder überrascht sie uns mit ihren Ideen, dieses Gerät für sich zu nützen. Sie erforscht es und spielt, ist aber nie frustriert beim Üben. Mit jeder Erfahrung macht sie einen Schritt in ihrer Entwicklung und in ihrem eigenen Tempo.

Anders verhält es sich, wenn wir ihr ein Ziel vorgeben, dass sie erreichen soll. Zum Beispiel beim Tripp Trapp: wo wir sie hinein heben, damit sie mit uns am Tisch sitzen kann. Immer wieder versucht sie hinauf zu klettern, schafft es aber nicht und ist dann sehr verärgert.

Spielgerät

Emmi Pikler, die renommierte Kinderärztin, vertrat die Ansicht, dass Kinder sich selbstständig entwickeln, wenn man sie nur lässt.

Die vorbereitete Umgebung

Kinder sind neugierig. Sie wollen das Neue, das Unbekannte erforschen, ganz von selbst. Unsere Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, einen Rahmen, der sie einlädt ungestört und in Ruhe ihre Sinne zu entfalten. Diesen ungestörten Raum zu schaffen ist nicht immer leicht und gelingt auch uns nicht immer. Am besten allerdings, wenn ich in ihrer Nähe bin, mich zurückhalte, aber dennoch mit der Aufmerksamkeit bei ihr bin und nichts störendes tue.

Es ist unsere Aufgabe als Eltern, dem Kind Geborgenheit in sicheren Beziehungen zu vermitteln und seine Umgebung so zu gestalten, dass das Kleinkind entsprechend seinem Entwicklungsstand selbstständig aktiv werden kann.

 

 Hier einfache Anregungen für zu Hause für Babys im Alter 0-15 Monate

  • In den ersten drei Monaten ist noch alles neu, und das Baby gewöhnt sich erst an die vielen neuen Geräusche, Stimmen und Farben in seinem Umfeld. Der erste große Entwicklungsschritt ist das Entdecken der eigenen Hände.
  • Erstes gezieltes Greifen: Hat das Baby Zeit, sein Spielzeug selbst zu entdecken, wird es sich ganz von selbst dafür interessieren, bald schon wird es danach greifen und es betasten. Legt einfach ein kleines Kuscheltier oder ein Stoffpüppchen zur Seite, so dass es danach greifen kann.
  • Im ersten halben Jahr reichen wenige Spielsachen, so etwa fünf, mit denen sich das Kind vertraut machen kann z.B. Holzringe, ein Greifball, kleines Stoffpüppchen oder ein Stofftier, eine kleine Schüssel, ein Korb etc.
  • Mit allen Sinnen die Welt begreifen: Ab 9 Monate ist es gut, dem Kind möglichst vielfältige Spielmaterialien anzubieten. So kann es Verschiedenes ausprobieren und die Unterschiedlichkeit von Dingen erforschen wie z.B. Kugeln, erstes Auto zum Schieben und Rollen, Bälle, Becher und Schälchen, Rassel
  • Spielmaterialien in Körben sind viel einladender und das Kind behält den Überblick. Das Aufräumen geht dann auch viel schneller.
  • Es gibt wunderbare Gegenstände des täglichen Lebens, die sich hervorragend eignen entdeckt zu werden z.B. Tücher, Eierbecher, große breite Pinsel, Schneebesen, usw.
  • Materialien ohne Vorgabe – Offenes Material ohne didaktischen Hintergrund, ohne Lernziel, ohne Erklärung, Begleitung und Beschreibung, ohne falsch oder richtig sind zum Selbst-Entdecken ideal. Niemand zeigt den Kindern, wie „man damit spielt“ oder was damit möglich ist. Das entdecken sie alles selbst.
  • Vorbereite Umgebung: Eltern bereiten das Spielangebot vor, das Kind wählt aus. Unsere Aufgabe als Eltern besteht darin, die Spielsachen immer wieder neu zu ordnen und so dem Kind wieder neue Spielmöglichkeiten zu bieten.
  • Neue Gegenstände kann man in die Sichtweite des Kindes legen und sich davon überraschen lassen, was es von sich aus damit tun wird. Wahrscheinlich findet es noch ganz andere Spielmöglichkeiten, als wir dachten.
  • Aus- und Einräumen: Mit unermüdlicher Hingabe widmen sich die Kinder ab ca. 9/10 Monaten dem Aus- und wieder Einräumen, z.B. in Körbe oder Schüsseln, dem Öffnen und dem Schließen von allen verfügbaren Schubladen und Türen, Einsammeln, Stapeln, Sortieren und wieder Umsortieren … mit vielen Wiederholungen und Varianten.
  • Erkunden, was alles zusammen passt: Ab ca. 10/12 Monate erkundet das Kind gerne, welche Gegenstände ineinander passen oder zusammengehören, z.B. welcher Deckel auf die Flasche oder die Dose passt, das immer nur die kleinere Schüssel in der größeren Platz hat …
Spielgerät
  • Schieben, Klettern und Verstecken: Mit dem freien Gehen erobert Ihr Kind die Wohnung aus einer anderen Perspektive. Es läuft durch die Räume, schiebt Gegenstände hin und her, sucht Ecken, in denen es sich versteckt, klettert in den Wäschekorb, krabbelt wo durch und versteckt sich.

 

Was die Kinder brauchen ist vor allem eines: Freiheit im Tun. Ihre eigenen Ideen, ihren eigenen inneren Antrieb auszuprobieren, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Das fördert so vieles: Kreativität, Lösungsfindung und Selbstvertrauen. Ohne dass wir es gezielt unterstützen oder fordern. Es treibt sie weiter an, noch mehr zu erforschen, wenn wir sie nur lassen und ihnen zutrauen, dass sie kompetent sind.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Marie-Thérèse Schmiedleitner

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