Taschengeld - Von klein auf den Umgang mit Geld erlernen

Seit einer halben Stunde stehe ich mir im Spielzeuggeschäft die Beine in den Bauch, doch ein Ende ist nicht in Sicht. Denn mein Sohn hat noch nicht sein ganzes Taschengeld ausgegeben.

All meine Zusicherungen, dass wir jederzeit wieder kommen können, scheitern kläglich. Denn sein Ritual sieht folgendermaßen aus: Zuerst spart er wochenlang diszipliniert sein Taschengeld an, bis er einen Betrag von 10 - 20 Euro zusammen hat, um diesen dann bis auf den letzten Cent auszugeben.

Und genau das ist sein Problem!

Er hat LEGO um 9,90 Euro gefunden, allerdings noch € 8,- über. Gefühlt jede zweite Schachtel haben wir bereits umgedreht und den Preis abgelesen, doch es gibt nichts um den Betrag, den er zur Verfügung hat. Verzweifelt schlage ich ihm vor, mehrere Kleinigkeiten zu nehmen. Und endlich – dem Rechenunterricht sei Dank – versteht er, was ich meine. Wir finden zwei Playmobil Männchen um je 3,99 Euro, die ihm gefallen, inhaltlich zu dem Spielzeug passen, das er bereits hat, und die Welt ist gerettet.

Taschengeld empfohlen

Beginnend mit der Auszahlung des Taschengeldes in der 1. Klasse Volksschule, tat sich für uns eine neue Welt auf. Unser Sohn machte die positive Erfahrung, nicht mehr auf Geschenke angewiesen zu sein, sondern selbst bestimmen zu können, was er sich kauft. Und wir stellten überrascht fest, wie schwer es uns fällt, ihm diese Selbstbestimmtheit auch wirklich zu gewähren.

Unseren Kindern Taschengeld auszuzahlen ist zwar keine gesetzliche Verpflichtung, wird jedoch aufgrund des hohen pädagogischen Nutzens empfohlen. Um einen maßvollen Umgang mit Finanzen erlernen zu können, brauchen Kinder die Erfahrung, eigenes Geld zu besitzen, über dessen Verwendung sie selbst entscheiden dürfen. Denn nur so können sie üben, sich dieses einzuteilen, Preise zu vergleichen und Entscheidungen zu fällen.

Aufgrund der dafür notwendigen mathematischen Kenntnisse gilt der Schuleintritt als gutes Alter für den Beginn einer Taschengeldauszahlung.

Um ein besseres Verständnis für Geld zu bekommen, habe ich folgende Tabelle erstellt:

Tabelle "Unsere Währung"

3 Tipps für den ersten Kontakt mit Geld

Ein erfolgreicher Umgang mit Geld beginnt schon Jahre vor der Taschengeldauszahlung.

#1. Bereits bei Spielen wie „Kaufmannsladen“, „Papiergeld“ oder „Taschengeld“ (Tiptoi) sowie „DKT“ im späteren Alter können rechnerische und wirtschaftliche Fähigkeiten geübt werden.

#2. Vor allem ein grundlegendes Verständnis für die eigene Währung ist wichtig. Was ist ein Schein Papiergeld wert und wie vielen Münzen entspricht er?

#3. Wie viele Eier, Liter Milch oder Semmeln bekomme ich um wie viel Geld? Dies alles kann spielerisch nach dem Familieneinkauf besprochen werden. So kontrollierte unser Sohn immer die Rechnungen nach. Damit erhielt er ein Gefühl dafür, was viel kostet und lernte, dass es unterschiedliche Preise für ähnliche Inhalte gibt.

 

5 Taschengeld-Tipps für den Familienalltag

#1. Zahlen Sie das Taschengeld unaufgefordert und pünktlich aus. So erfährt Ihr Kind, dass es sich darauf verlassen kann.

#2. Taschengeld bedeutet, dass Ihr Kind selbst und eigenständig darüber verfügt, was es sich dafür kauft. Auch wenn wir diese Dinge als unnötig empfinden oder es vor schlechten Erfahrungen aufgrund nicht hochwertiger Qualität bewahren möchten.

#3. Notwendige Anschaffungen wie Kleidung, Schulsachen und Nahrung bezahlen wir. Um eigene Erfahrungen machen zu können, muss das Taschengeld wirklich für eigene Bedürfnisse zur Verfügung stehen.

#4. Pädagogisch sinnvolle Konsequenzen sollten immer in einem nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem beobachteten „Fehlverhalten“ stehen.

Taschengeldentzug ist keine angemessene Strafe!

#5 Kommt ihr Kind nicht mit dem Geld aus, besprechen Sie dies gemeinsam. Was ist der Grund? Warum benötigt ihr Kind so viel Geld? Gibt es einen Kompromiss? Ist die Höhe des Taschengeldes noch angemessen? Kann sich ihr Kind durch gezielte Mithilfe oder kleine Jobs bei Nachbarn Geld verdienen? Ist es bereit, nicht mehr gebrauchte Spielsachen am Flohmarkt zu verkaufen?

 

Kinder müssen erst lernen, dass nicht alle Bedürfnisse spontan und sofort befriedigt werden können, sondern manchmal darauf hingearbeitet, angespart werden muss.

Auch der Umgang mit dem Gruppendruck ist nicht immer einfach.

Muss es wirklich das Markenprodukt sein? Können wir unseren Kindern vermitteln, dass sie wertvoll sind, auch wenn sie nicht immer mit dem Mainstream gehen?

 

Orientierungshilfe bei einem durchschnittlichen Einkommen:

  • 6 - 8 Jahre 0,50 - 2 Euro wöchentlich
  • 8 - 10 Jahre 2 - 3 Euro wöchentlich
  • 10 - 12 Jahre 8 - 14 Euro monatlich
  • 12 - 14 Jahre 12 - 20 Euro monatlich
  • 14 - 16 Jahre 18 - 35 Euro monatlich
  • 16 - 18 Jahre 30 - 60 Euro monatlich

Quelle: Taschengeld (oesterreich.gv.at)

 

Fazit

Mittlerweile ist unser Sohn 12 Jahre alt, besucht erfolgreich die 2. Klasse Gymnasium und die Zeiten, in denen alles bis auf den letzten Cent ausgegeben werden musste, sind längst vorbei. Nicht mehr gebrauchte Spielsachen werden 2x im Jahr auf dem Flohmarkt der Erzdiözese verkauft und sein angespartes Geld liegt sicher verwahrt im Tresor.

Erst gestern überraschte er mich, als er nach Monaten des Sparens wieder einkaufen ging. Obwohl er mehr Geld mithatte, meinte er nach seiner Entscheidung: „Ich habe meinen Bieterhöchstbetrag erreicht. Außerdem brauche ich nicht mehr.“ Nahm die Schachteln und legte den Rest des Geldes wieder in den Tresor zurück.

Die nächsten Schritte, die wir angehen werden, sind wahrscheinlich ein eigenes Konto oder eine Spar-Card, über die er selbst verfügen kann.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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