Trotzreaktionen bewältigen: „Den Spieß umdrehen“

„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“: Wie man aufmüpfigen Kindern begegnen kann, sei es in der Trotzphase oder in der Pubertät.

Klein Valentin, erst 22 Monate, zeigt schon jetzt eine starke Persönlichkeit und nervt immer öfter mit offenem Widerstand oder den klassischen Aussprüchen „Ich will aber!“ beziehungsweise „Ich will aber nicht!“, oft begleitet von ohrenbetäubendem Geschreie. Wie kann die Mutter die natürliche Trotzphase in geordnete Bahnen lenken, Gefühlsausbrüche abfedern und ihm das Folgen lernen beibringen? Es geht darum, seine Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen, die Steuerung aber nicht dem Kind zu überlassen.

Sich nicht den Mund „fusselig“ reden.

Diese Mutter begegnet ihrem Kind sehr respektvoll und erklärt Valentin geduldig, warum dieses oder jenes zu tun oder zu unterlassen sei. Leider stößt sie dabei oft auf „taube Ohren“. Valentin will halt nicht verstehen, sondern seinen Kopf durchsetzen. Wenn sie es ihm wieder und wieder zu erklärt, ist das zwar gut gemeint, aber ineffizient. Sie vermittelt nämlich unbewusst zwischen den Zeilen die Botschaft „Ich halte dich für zu doof um zu verstehen“, aber auch „Ich tu so als wäre ich zu dumm, dein Manoever zu durchschauen“. Damit nimmt sie Valentin in Wirklichkeit nicht ernst.

Authentischen Kontakt herstellen: Die Dinge beim Namen nennen

Wie kann sie nun einen authentischen Kontakt herstellen? Einfach, indem sie die Dinge beim Namen nennt: „Kannst du mich nicht verstehen, oder willst du mich nicht verstehen?“ Unwillkürlich folgt darauf ein verschmitztes Lächeln, ein leises Eingeständnis. Dann kann die Mutter leicht wieder Führung übernehmen, z.B.: „Du musst dich jetzt anziehen. Bitte mach…“

Den verbalen Spieß umdrehen

Größere Kinder, die rhetorisch sehr geschickt sind, wissen schon sehr gut, wie sie uns verbal „weichkochen“, das heißt, wieder einmal zum Nachgeben bringen können. Es geht dabei um die Frage „Wer setzt sich durch?“ Wir dürfen dies auch als ein Zeichen unglaublich intuitiver, hoher sozialer und rhetorischer Fähigkeiten werten und uns darüber freuen. Allerdings sind wir auch aufgefordert, kompetent darauf zu reagieren.

Wenn Ihr Kind stur bei seiner Aussage „Ich will aber...!“ bleibt, fragen Sie: „Was ist dir dabei so wichtig?“ oder einfach „Weil?“ Auf „Ich will aber nicht!“ können Sie zurückfragen: „Was spricht dagegen?“, „Was stört dich daran?“ oder „Nenne mir einen guten Grund, weshalb du…“ Jetzt hat Ihr Kind Erklärungsbedarf, nicht Sie! Gleichzeitig erfahren Sie mehr über die dahinter liegenden Motive und können einen ernsthaften Dialog beginnen.

Die Oberhand behalten, auf Basis von Empathie und Respekt

Vor allem aber vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, ernst genommen zu werden und, ganz entscheidend, Sie behalten die Oberhand. Sie können Ihre Führungsaufgabe wieder wahrnehmen, Ihren Zeitplan einhalten oder was auch immer zu geschehen hat. Ihr Kind lernt auf Sie zu hören beziehungsweise auf respektvolle Weise mit Ihnen zu verhandeln.

Authorität, ohne laut zu werden

Wenn wir es lernen, Autorität auszuüben, ohne laut werden zu müssen, tragen wir entscheidend zum Wohlbefinden der ganzen Familie bei. Dann SIND wir einfach Autorität und brauchen nicht mehr nachzugeben um des Friedens willen oder autoritäre Maßnahmen einzusetzen, die meist nur Ausdruck unserer Hilflosigkeit sind.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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