Unwetter in Niederösterreich: Wie bespricht man Krisensituationen mit Kindern?

Nach den schweren Unwettern in Niederösterreich stellen sich Eltern vielleicht die eine oder andere Frage: Wie erkläre ich meinem Kind, was passiert ist? Ängstigen die Nachrichten mein Kind? Und wie vermittle ich älteren Kindern den richtigen Umgang mit Medien und wie können sie Fake News erkennen?

In diesem Beitrag bekommst du Ideen, wie du deine Kinder als Elternteil in solchen Situationen begleiten kannst.

Verunsicherung

Die Unwetter vom letzten Wochenende in Niederösterreich haben viele Familien verunsichert. Häuser wurden zerstört, Straßen überschwemmt und Menschen mussten evakuiert werden, das alles war vielleicht Gesprächsthema und wurde in den Nachrichten geschaut.

Gerade für Kinder ist eine solche Ausnahmesituation oft schwer zu verstehen.

Kleinkinder sind mit der emotional angespannten Situation schnell überfordert, ältere Kinder machen sich vielleicht Sorgen über Angehörige und Freund:innen und können zudem mit widersprüchlichen Nachrichten konfrontiert werden. In dieser Zeit liegt es an den Bezugspersonen, ihnen Sicherheit zu geben.

 

Wie schützt man Kleinkinder vor belastenden Nachrichten?

Kleinkinder können noch nicht erfassen, was „Katastrophe“ oder „Krise“ bedeutet und was damit verbunden ist. Sie nehmen jedoch die Emotionen und den Stress der Erwachsenen wahr. Wichtig ist es deshalb, Kleinkinder vor belastenden Bildern und Nachrichten zu schützen. Schalte den Fernseher aus, wenn Berichte und Bilder über das Unwetter kommen oder höre die für dich wichtigsten Dinge auf deinem Handy mit Kopfhörern an. Erkläre deinem Kind in einfachen, ruhigen Worten, dass ihr als Familie sicher seid und ihr als Eltern dafür sorgt, dass alle in Sicherheit sind.

  • Tipp: Vermeide dramatische Worte oder eine zu ausführliche Erklärung. Sätze wie „Es gab viel Regen, aber wir sind sicher“ sind oft ausreichend.

 

Sicherheit vermitteln

Kinder orientieren sich prinzipiell stark an den Reaktionen ihrer Bezugspersonen.

Zeigst du Panik oder Angst, wird auch dein Kind Panik und Angst haben.

Du darfst natürlich deine Gedanken und Gefühle äußern, gleichzeitig bleibst du im Idealfall dabei ruhig und vermittelst somit deinem Kind, dass es selbst auch ruhig bleiben kann.

  • Tipp: Nutze Körperkontakt und Zuwendung, um deinem Kind zusätzlich Sicherheit zu vermitteln. Ein beruhigendes „Ich bin da, du bist in Sicherheit“ während einer Umarmung wirkt oft Wunder.

 

Einfache Erklärungen für ältere Kinder finden

Ältere Kinder fragen oft genauer nach, was passiert ist. Sie haben vielleicht selbst Nachrichten gehört, Freunde haben erzählt, was sie aufgeschnappt haben oder sie haben Bilder im Fernsehen oder den Medien gesehen und wollen verstehen, warum es so viel Regen gab und was nun passiert.

Wichtig ist hier, altersgerechte Erklärungen zu finden, ohne Panik zu verbreiten.

Erkläre naturwissenschaftliche Zusammenhänge wie den Klimawandel oder Wetterphänomene auf eine einfache und kindgerechte Weise.

  • Tipp: Nutze die Gelegenheit, um deinem Kind auch andere Aspekte der Situation aufzuzeigen, z. B. die vielen Menschen, die helfen, oder die Unterstützung der Gemeinschaft.

 

Der richtige Umgang mit Nachrichten

Ältere Kinder haben oft Zugang zu Medien über das Fernsehen, das Internet oder soziale Medien. Es ist wichtig, mit ihnen über die Flut an Informationen zu sprechen und ihnen zu erklären, dass nicht alles, was sie lesen oder sehen, der Wahrheit entspricht.

Gerade in Krisensituationen machen Fake News schnell die Runde.

Sprich mit deinem Kind darüber, wie es verlässliche Quellen erkennt und wie es Nachrichten kritisch hinterfragen kann. www.saferinternet.at kann dir dabei helfen.

  • Tipp: Zeige deinem Kind vertrauenswürdige Quellen und schau Nachrichten z.B. gemeinsam an, um dein Kind direkt zu begleiten und so Missverständnisse oder Fragen so schnell wie möglich aufzuklären.

 

Wie erkennt man Fake-News?

Fake News sind gerade in Krisenzeiten ein großes Thema. Sie verbreiten sich schnell und können Panik auslösen. Ältere Kinder, die bereits auf TikTok und Co. unterwegs sind, sollten wissen, wie sie falsche Informationen erkennen können. Erkläre deinem Kind, dass es immer mehrere Quellen über den Inhalt solcher Nachrichten überprüfen sollte und dass extrem reißerische oder angstmachende Nachrichten oft nicht der Wahrheit entsprechen. Auch wenn sie von Freund:innen kommen, kann es sein, dass der Inhalt nicht der Wahrheit entspricht.

  • Tipp: Besprecht gemeinsam konkrete Beispiele von Fake News und wie solche Meldungen oft aufgebaut sind. Macht vielleicht eine kleine „Fake News-Detektivarbeit“, indem ihr Nachrichten prüft und die Glaubwürdigkeit verschiedener Quellen vergleicht.

 

Kinderfragen ernst nehmen

Kinder können viele Fragen haben, wenn sie mit Ausnahmesituationen konfrontiert werden.

Nimm diese Fragen ernst, auch wenn sie manchmal ungewöhnlich erscheinen.

Indem du die Sorgen deines Kindes ernst nimmst und unaufgeregt beantwortest, gibst du ihm das Gefühl, dass es okay ist, Angst zu haben oder verwirrt zu sein. So stärkst du sein Vertrauen in sich selbst und in deine Fürsorge.

  • Tipp: Tue Fragen nicht einfach mit einem „Ach, das wird schon nicht passieren“ ab. Es ist OK, wenn du keine Antwort auf eine Frage hast. Du kannst sagen, dass du es nicht weißt oder deinem Kind versichern, dass du das nachlesen wirst und die Frage später beantworten.

 

Selbstfürsorge für Eltern

Gerade in Krisenzeiten müssen Eltern besonders stark sein. Doch das gelingt nur, wenn man auf sich selbst nicht vergisst. Gönn dir Pausen, wenn es möglich ist, nimm Hilfe an, wenn sie dir angeboten wird und sprich mit anderen Erwachsenen über deine Sorgen.

 

Unwetter und Krisen wie es in Niederösterreich am Wochenende der Fall war, können für Kinder sehr beängstigend sein. Doch du kannst deinen Kindern helfen, solche Situationen besser zu verstehen und zu verarbeiten. Während Kleinkinder vor belastenden Informationen geschützt werden sollten, ist es bei älteren Kindern wichtig, sie in den Umgang mit Nachrichten und Fake News einzuführen. Indem du ihnen ein sicheres Umfeld bietest und ihre Fragen ernst nimmst, stärkst du ihr Vertrauen und gibst ihnen die nötige emotionale Sicherheit in schwierigen Zeiten.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Melanie Scheucher

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