Vom Zauber des Advents - und wie wir ihn (wieder)finden

Advent. Die Zeit im Jahr, in der wir Kekse backen und verzieren, Adventkalender planen und befüllen, Nikolo- und Weihnachtsgeschenke besorgen, das Weihnachtsfest und die Tage drum herum organisieren, Weihnachtskarten basteln, schreiben und versenden, Lichterketten aufhängen, auf Christkindlmärkte gehen. – Eine zauberhafte Zeit. In der wir oft viel tun, und vergessen, zu sein.

Mit einem warmen Gefühl im Herzen denke ich an meine eigene Kindheit im Advent zurück. Draußen kalt, drinnen gemütlich. Ein Tag schöner, heimeliger und freudiger als der andere.

Was soll ich sagen? Ich war Kind.

Ich konnte den Christbaum mit strahlenden Augen ansehen, ohne mich zu fragen, ob ich auch genügend Wasser in den Ständer gefüllt habe, ob die Kerzen zu nah an den Ästen stehen und ohne mich schlecht zu fühlen, weil ich mir dieses Jahr schon wieder keine Zeit für die Auseinandersetzung mit einer nachhaltigeren Christbaumform genommen habe.

Ich war Kind.

Ich konnte Geschenke auspacken, ohne sie davor zu organisieren, zu besorgen, einzupacken, und an alle und jeden zu denken. Ohne die Verantwortung.

Ich war Kind.

Ich konnte Kekse backen, ohne davor das Rezept und die Ausstecher zu suchen, zu planen, wann welche Sorten gebacken werden, ob mit oder ohne Zucker, und ohne danach das Küchenchaos zu beseitigen und die Teigreste zu verarbeiten, wenn die anderen keine Lust mehr auf Backen haben.

Ich war Kind.

Ich konnte genießen. Einfach sein. Den Zauber des Advents spüren, in mich aufnehmen mit allen Sinnen.

Wo ist diese besondere, be-zaubernde Qualität hin?

Viele von uns haben das Spüren, das Sein, das Genießen im Alltag verlernt.

Wir funktionieren, organisieren. Wir planen.

Gerade im Advent, wo es noch mehr zu organisieren gibt, als sonst. Und dann singen und schreiben wir von der „besinnlichen Adventzeit“. Und fragen uns, wo diese erlebbar und spürbar sein soll.

Bei all dem, was wir geben, vergessen wir, uns selbst zu geben.
Uns selbst den Wert zu geben, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, einfach zu spüren, zu sein und diesen Zauber des Advents – für uns - zu genießen. Mit dem Flow zu gehen.

Denn die Winterzeit ist traditionell eine Zeit der Stille, der Ruhe und der Regeneration.

Die Natur ruht, die Ernte ist geerntet. Nun gilt es, still zu werden, leise zu werden und die Kraft – den Blick – nach innen zu richten. Wie eine Pflanze, die sich im Winter in ihren Kern zurückzieht, um im Frühjahr wieder mit neuer Kraft und Energie auszutreiben.

Doch in unserer schnelllebigen Zeit scheint es keine Phasen der Ruhe und Regeneration zu geben. Höher, schneller, weiter, am besten ohne Pause. Wir leben konträr zu dem, was wir bräuchten. Statt uns Ruhe zu schenken, den Blick nach innen zu richten, still zu werden, werden wir umso aktiver. Besorgen Geschenke, dekorieren, backen...

Und niemals, niemals wird alles erledigt, alles getan, alle Lieben um uns herum versorgt und alle Whatsapp-Nachrichten beantwortet sein, so dass wir endlich zur Ruhe kommen können. – Wir müssen und dürfen uns diese Zeit bewusst nehmen.

Sich Räume der Ruhe schenken

Diese Räume der Ruhe und Stille können wir uns nur selbst schenken, diese besondere Qualität für uns erlebbar machen, in dem wir uns immer wieder auf uns besinnen, unseren Kern, unser Sein. Unsere Basis. - Unser Wurzelballen sozusagen.

Und dann können wir diese besondere Qualität aus uns heraus mit in den Familienalltag nehmen, Geschenke zum Beispiel in einer liebevollen Haltung auswählen.

Nicht getrieben und im „müssen“ sondern aus der Liebe und Ruhe heraus, achtsam und gern auch reduziert - vielleicht nur ein bis zwei Geschenke, die dafür von Herzen kommen (es gibt ja auch noch die Großeltern, Tanten und Onkel...).

Bewusst dekorieren, in dem wir nicht des Dekorierens wegen dekorieren, sondern in der Haltung, dass wir uns einen Raum schaffen, in dem WIR  diesen Advent besonders genießen können – was auch immer das bedeutet. Für mich ist das eine Lichterkette und mein Lichthaus. Und meine Weihnachtstasse.

Auch hier:

Weniger (Druck) = Mehr (Genießen).

Auf uns hören, bei all diesen Dingen. Will ich das (heute) wirklich? Brauche ich das? Tut es mir gut oder macht es mir Druck?

Will ich heute backen oder kuscheln wir uns mit einer Weihnachtsgeschichte ins Bett und verbringen den Nachmittag hier, zusammen, in dem Zimmer, das wir vielleicht gemeinsam dekoriert haben, oder auch nicht.. Und genießen den Adventzauber zusammen. Und essen gekaufte Kekse. Oder Gummibärchen.

Lassen wir uns bezaubern von dieser besonderen Zeit. Lassen wir sie nicht einfach vorbeiziehen, als gäbe es keinen Winter in unserem System, als bräuchten wir keine Ruhe und keine Pause.

Hören wir auf zu funktionieren. Und fangen wir an, zu genießen. Wenn Kinder spüren, dass ihre Eltern sie und die gemeinsame Zeit genießen, ist das das größte – und nachhaltigste - Geschenk, das wir ihnen machen können.

Und uns?

Wir wollen unseren Kindern schöne Kindheitserinnerungen erschaffen. Was ist mit unseren Erinnerungen - an unser Weihnachten als Mama oder Papa, die wir gerade erschaffen?

Welche Qualität wollen wir der Zeit geben? Was wollen wir uns schenken?

Was braucht ihr, damit es für euch eine schöne, zauberhafte Zeit werden darf? – Und was braucht ihr alles nicht?

Habt eine wundervolle Adventzeit! – Und schaut auf euch, liebevoll. Das Fest der Liebe ist auch das Fest der Selbstliebe!

Willkommen im Familiennest im Advent

Um euch im Advent jeden Tag einen kurzen Moment für euch zu schenken, damit ihr von innen heraus strahlen könnt, haben wir in unserem Podcast „Willkommen im Familiennest“ einen Adventkalender für euch entworfen, den ihr kostenfrei auf der Podcast-Plattform eurer Wahl hören könnt.

Darin findet ihr 24 Adventimpulse für EUCH rund um das Thema Selbstliebe, Sein und Spüren. Gedanken, Gedichte, Ideen und Impulse, die euch jeden Adventtag mehr zu euch, mehr in die Selbstliebe bringen und den Zauber des Advents so richtig aufleuchten lassen. Ein paar Minuten jeden Abend nur mit euch und für euch.

Meine Kollegin Patricia und ich freuen uns, wenn ihr unseren Podcast abonniert - dann wartet am Abend des 1. Dezember direkt das erste Türchen auf euch. Wir freuen uns auf euch und eure Ohren!

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Portraitfoto Barbara Grütze

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