Was tun, wenn das Wutmonster auftaucht? Umgang mit kindlichen Aggressionen

Diverse Studien sprechen eine eindeutige Sprache: Durch Corona-Maßnahmen und Lockdowns sind Kinder zum Teil aggressiver geworden. Es ist ein Mittel zum Ausdruck dessen, was eigentlich nicht ausdrückbar ist. Doch wie geht man damit um?

Schließlich kennt man es von einem selbst: Die Veränderungen im Alltag und im Verhalten sind belastend. Die Schulen und Geschäfte mögen wieder offen sein, die „Normalität“ ist dennoch in weiter Ferne. 

Wir bemerken es vor allem an unserer Kleinen (9 Jahre alt). Obwohl sie an sich wieder wie gewohnt in die Schule geht, steigt ihre Frustration, die sich oftmals auch in aggressivem oder zumindest ungehaltenem Verhalten entlädt. Offenbar sind es die kleinen Verschiebungen, die sie so irritieren. Immer noch, zumindest versuchsweise, Abstand halten, immer noch Masken am Gang, mittlerweile wöchentlich dreimalige Testungen. 

Zuhause bemerken wir, neben dem schon beschriebenen Verhalten, dass sie noch mehr „Alltag“ und Routine braucht als normalerweise. Nach dem Nachhausekommen ging sie stets gerne in ihr Zimmer, im Moment ist dieses Ritual noch stärker und das Alleinspielen, das schon damals als Ausgleich zum Schulalltag so wichtig war, dauert länger.

Eingeforderte Struktur

Wir bemerken auch neuerdings paradoxe Momente: Gerne plant sie mit uns den Tag durch. Struktur ist offenbar wichtiger als je zuvor. Zugleich sind es diese Strukturen, die sie belasten und langweilen. Wir versuchen ihr möglichst viel Alltag zu vermitteln, aus naheliegenden Gründen. Doch wenn die Highlights fehlen, dann reagiert sie abweisend und mit leicht enttäuschtem Blick.

Die kleinen Verschiebungen sind das eigentliche Problem. 

Es ist also zugleich so, dass sie viel Sicherheit und zugleich auch im richtigen Augenblick Abwechslung braucht. Eine Abwechslung, die man ihr im Moment nur schwer bieten kann. Allerhöchstens kann man sich (noch) zum Skifahren aufmachen oder ihr ein kleines kurzes Treffen mit der besten Freundin im Freien ermöglichen. Auch hier gilt: Die kleinen Verschiebungen sind das eigentliche Problem. 

Was die Eltern dem Kind als „normal“ verkaufen, fühlt sich für dieses nur allzu oft gezwungen, bemüht und konstruiert an. Normalität lebt hingegen von der Ungezwungenheit, von der Selbstverständlichkeit und von der Spontanität. Jeder Versuch, diese an sich „unherstellbaren“ Situation herzustellen, ist per se schon Konstruktionen. 

Wir gehen (auch) von unserem eigenen Befinden in der anhaltenden Corona-Krise aus, die sich zu einem „Dauerbrenner“ zu entwickeln scheint. Wir akzeptieren die guten und die schlechten Tage unserer Kinder. Lassen Aggressionen zu und versuchen dennoch diese zu kanalisieren. 

Reden hilft

Bei letzterem hilft es, und das geht auch schon bei einer 9-jährigen, darüber zu reden. Wir erzählen davon, dass wir uns manchmal auch wütend und machtlos fühlen. Natürlich alles in kindgerechter Sprache. Wir erzählen auch, dass es in Ordnung ist, wütend zu sein. Dass es dabei aber darum geht, andere Menschen nicht emotional und mit Worten zu verletzen.

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Schließlich, und so lautet der Tenor unserer Ausführungen und Bemühungen, müssen wir diese Zeit alle gemeinsam überstehen. Wir müssen da gemeinsam durch. Es hilft nur eine gute Balance aus Akzeptanz für die jeweiligen Bedürfnisse und emotionalen Befindlichkeiten des Anderen und eine gehörige Brise Respekt voreinander.

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