Wenn aus kleinen Kindern „Ausräum-Monsterchen“ werden
Wer ein Kind rund um den ersten Geburtstag hat, kann wahrscheinlich den „Alles-wird ausgeräumt-und ausgeleert-Blues“ mitsingen: Wie kleine Arbeitsameisen beginnen Einjährige den Tag damit, ihr Spielzeug und alles was sonst noch so erreichbar ist, von einer Ecke in die andere zu räumen. Ein wichtiger Entwicklungsschritt und ein Grund zur Freude!
Alles was irgendwie erreichbar ist, wird von oben nach unten, von einer Seite auf die andere, in eine Schublade rein- und dann auch gleich wieder rausgeräumt. Zudem wird geschüttet, befüllt und ausgeleert, gestapelt was das Zeug hält. Auch wenn uns diese Aus- und Einräumerei manchmal vielleicht nervt, ist sie ein Zeichen gesunder Entwicklung und damit eigentlich ein Grund zur Freude, denn jetzt befindet sich unser Kind in der Vorstufe zum Konstruktionsspiel:
Forschen und spielen
Bevor es nämlich um das Erstellen eines Produktes, wie zum Beispiel einen Turm aus Bausteinen, eine Zeichnung, einen Sandkuchen oder eine Bastelei geht, werden Spielmaterialien ausgiebig erforscht. Seelig werden kleine Schüsselchen in größere Schüsselchen gelegt, kleinere Gegenstände in Dosen oder Schachteln gestopft, Schlüssel von Kästen abgezogen und in Schubladen verstaut, Kartons mit Stofftieren bepackt und durch die Zimmer geschoben, Küchenkästen aus- und eingeräumt, Klötzchen aufeinander gestapelt. Ziel dabei ist noch nicht das Endprodukt, sondern das Trainieren der Geschicklichkeit und das Einschätzen von Größen- und Mengenverhältnissen. Dabei können wir unsere Kinder unterstützen in dem wir ihnen einen möglichst „verbotfreien“ Entwicklungsraum bieten: Einige Regale bei denen gefahrloses Rumräumen erlaubt ist, Küchenkästen mit leeren Vorratsdosen, freier Zugang zur Sockenschublade, etc. Toll, wenn wir nach dem Spiel ein Rituale einbauen, bei dem das gemeinsame Aufräumen am Plan steht und Spaß macht.
Spaß haben und vorleben
Natürlich im vollen Bewusstsein, dass wir im Alleingang wesentlich schneller wären – ganz besonders hier ist der Weg das Ziel. Das gemeinsame Aufräumen wiegt also wesentlich schwerer als das aufgeräumte Kastl. Genießen wir es, dass wir in diesem Alter unsere Kinder mit solchen einfachen Aktivitäten noch glücklich machen können – ganz so bleibt das nämlich nicht 😉
Allerdings finden auch größer Kinder aufräumen nur dann doof, wenn sie an uns wahrnehmen, dass es eine lästige Verpflichtung ist und sogar als Bestrafung eingesetzt oder durch Drohung erzwungen wird. Wenn wir selbst gerne Ordnung schaffen und das auch zeigen, können wir es uns und unseren Kindern leichter machen. Nächste Woche geht es um das Konstruktionsspiel und welche elterliche Haltung dabei eine entwicklungsfreundliche Wirkung zeigt, sei dabei 🙂