Wenn das Haustier von den Kindern vernachlässigt wird
Am Anfang war die Freude groß: Endlich ein Haustier und sogar eine Katze! Die anfängliche Begeisterung wurde zur Routine und die Arbeit blieb, mal wieder, an den Eltern hängen.
Zu Beginn wurde mit dem Kater, damals der Optik nach ein niedliches, kleines Kätzchen, ausgiebig gekuschelt und viel gespielt. Auch die im Umfeld anfallenden, durchaus als lästig empfundenen Arbeiten, Stichwort Katenzklo & Co.,wurden von den Mädels (11 und 14 Jahre alt) anstandslos erledigt.
Nach einigen Wochen kam dann der „Alltag“. Man hatte sich an die immerwährende Anwesenheit des flauschigen Mitbewohners gewöhnt und reduzierte die Spielzeiten. Ließ die anfallenden Arbeiten ringsum auch mal liegen. Diese wanderten dann quasi stillschweigend wieder zu 100 Prozent in Richtung Eltern und vor allem in Richtung Vater.
Ist dieser neue Alltag mit Kater normal?
Wir wissen es nicht. Ich für meinen Teil möchte mich auch nicht beklagen. Es war die absolut richtige Entscheidung, damals in „Corona-Zeiten“ einen Kater „anzuschaffen“. Er hat uns und die Kinder gut durch diese schwierigen Zeiten getragen und allein mit seiner Anwesenheit und seinem Schnurren ein wenig zu unserer inneren Ruhe und zu unserem Seelenfrieden beigetragen.
Haben wir ihn als Familie zu sehr in die „Funktion“ gestellt und mit dem Wegfall dieser Funktion insgesamt ein wenig vernachlässigt?
Vieles passierte ja quasi automatisch: Die Kinder gingen wieder regelmäßig in die Schule und wir verließen die Homeoffice-Wohnung wieder in Richtung Büros und Kunden. Auch damit kehrte wieder ein gänzlich andere Realität ein, als wir sie bisher mit unserem Haustier leben konnten. Womöglich leben wir nach der Lockdown-Zeit auch intensiver und waren noch weniger zuhause als zuvor. Da unser Kater ein Hauskater ist, war es automatisch so, dass wir unsere Leben deutlich mehr ohne in einrichteten.
Dazu kam und kommt, dass wir dennoch an ihn gebunden sind: Urlaube wollen rund um das Haustier organisiert sein bzw. braucht es natürlich Personen, die ihn füttern und ihn hegen und pflegen, sollten wir mal länger als zwei Tage unterwegs sein – was doch einigermaßen regelmäßig vorkommt.
Dennoch: Wir lieben unseren Kater. Und im Grunde kann man eigentlich auch nicht von „vernachlässigen“ reden.
Wir haben uns nur aneinander gewöhnt. Alles läuft reibungslos, jeder hat seine Aufgaben und seine Funktionen. Ein Leben ohne ihn wäre wirklich nur schwer vorstellbar. Er ist einfach immer da! Vielleicht nehmen wir – und vor allem unsere Mädels – diese Tatsache einfach als zu selbstverständlich hin.
Vielleicht sollen wir sie dazu animieren, wieder jeden Tag fixe „Spielzeiten“ einzuführen. Ihn mehr zu streicheln und mehr wertzuschätzen. Vielleicht ist diese Routine aber auch normal und ich mache mir zu viele Gedanken. Es scheint ihm jedenfalls sehr gut zu gehen. Er liebt uns offenbar genau so, wie wir sind. Eben nicht perfekt, aber zumindest bemüht.