Wenn Eltern eine Auszeit brauchen – und was die Kinder damit zu tun haben

Es gibt so Zeiten: Da ist alles zu viel. Dann heißt es vor allem: Die Reißleine ziehen und sich eine Auszeit gönnen. Oder etwa doch nicht?

 

Ausgebrannt

Man fühlt sich innerlich leer. So, als ob nichts mehr ginge. Dabei geht eigentlich alles: Alles läuft routiniert ab, die Tage vergehen, die Wochen verschwimmen. Kurzum: Man (und frau) funktioniert, hat alles verinnerlicht und ist dennoch nicht (mehr) zufrieden mit dem „Output“.

Nicht, weil es objektiv schlecht läuft, sondern weil man subjektiv/ innerlich nicht mehr so wirklich daran beteiligt ist.

Daran haben Kinder erst einmal keinen Einfluss – und schon gar keine Schuld.

Doch natürlich ist es so, dass alles letztlich mit der Familie zusammenhängt. War man nicht früher – als man (und frau) noch jung war – viel unbeschwerter, leichter, weniger organisiert, dafür aber deutlich und zwar wirklich deutlich spontaner?

 

Früher war es anders

Ja, natürlich waren wir spontaner!

Aber das war auch eine Lebensphase, die man mit dem heutigen Leben nicht mehr wirklich vergleichen kann. Spätestens wenn man Kinder hat, geht sich das mit dem „in den Tag hinein leben“ einfach nicht aus. Schließlich erwarten uns – unter anderem – Termine ohne Ende, Elternabende, Schularbeiten, Ausflüge, Geburtstagspartys und und und.

Das alles will gemanagt und organisiert werden, oder zumindest in einen zeitlichen und konkreten Rahmen gesetzt werden. Gelingt das nicht oder nur sehr unzureichend, dann bricht dieses Gefüge zusammen oder funktioniert nur noch so, dass keine der daran beteiligten Akteure glücklich ist.

Was wiederum paradox ist, denn auch in einem funktionierenden Gefüge will sich oftmals kein wirkliches Glücksgefühl einstellen. In diesem Gefüge fühlt man sich als Zahnrädchen, vielleicht auch als der oder die Hauptverantwortliche, um dieses am Laufen zu halten.

 

Auszeit

Was bringt in diesem Zusammenhang also wirklich eine „Auszeit“ – sei es gemeinsam oder „nur“ mit dem Partner oder der Partnerin? Meiner Meinung nach gar nicht allzu viel. Zumindest dann nicht, wenn man diese Auszeit nur als kompensatorischen Raum des temporären Anderswo begreift.

Dieses Anderswo ist ein Ort, an dem die Strukturen, die Gefüge und die geschaffenen Abläufe nicht mehr anwesend sind.

Das ist ein zeitweises Gefühl der Freiheit. Das Empfinden eines Neuanfangs.

Denn im Urlaub oder im Anderswo kann man darüber nachdenken und verhandeln, was einem wirklich wichtig ist und wie man in dieser befristeten Zeit zusammenleben möchte. Die „Zügel“ werden in dieser Zeit bewusst lockerer gehalten, ganz einfach, weil sie auch lockerer gehalten werden können.

Keine Termine sitzen einem Nacken, die Alltagssorgen und -pflichten sind weit weg und auch sonst gibt es deutlich weniger zu organisieren.

Es kann aber wirkungsvoll sein, wenn man dieses Gefühl des „Frei-Seins“ mit nach Hause nimmt. Ich meine nicht das utopische Ziel, eben so wie im Urlaub oder in dieser Auszeit leben zu können.

Aber man kann das Gefühl mitnehmen, dass es auch im Alltag einen Verhandlungsspielraum gibt.

 

Einiges neu überdenken

Wenn die Beteiligten an der Überfülle der Strukturen und Rahmen leiden, dann gilt es wohl auch hier die Zügel lockerer zu lassen. Oder neue Strukturen zu schaffen. Oder zumindest mit den vorhandenen Strukturen lockerer und gelassener umzugehen.

Man sollte sich selbst nicht allzu wichtig nehmen und auch mal delegieren können.

Wenn man sich als Hauptverantwortlicher fühlt und glaubt, dass ohne einen alles zusammenbrechen würde: Es ist nicht so! Es gibt auch noch andere Akteure, die mitgestalten, mitdenken und an der Struktur mitbauen. "Locker lassen" ist dann wirklich die Devise, was natürlich nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Aber es geht darum, die eigene Rolle realistischer einzuschätzen.

Wenn eine Auszeit also eines bringt, dann kann es ein Perspektivenwechsel sein.

Nicht alles muss dann zuhause über den Haufen geworfen werden.

Einiges ist nämlich tatsächlich unveränderlich. Und auch diese Erkenntnis kann heilsam sein: Das, was sich nicht verändern lässt, muss mir keine Sorgen mehr bereiten.

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