Wie motiviere ich meinen "kleinen Hausaufgabenmuffel“?

Das immer wiederkehrende Problem mit den Hausaufgaben kennen viele Eltern.

Die wenigsten Kinder (vor allem Grundschüler) sind so intrinsisch motiviert, dass sie regelmäßig aus sich selbst heraus damit beginnen und keine Unterstützung von außen dafür brauchen - geschweige denn gewissenhaft und selbständig arbeiten.

Ein paar Vorüberlegungen

Einige Eltern treibt die Hausaufgabensituation, besonderes wenn es mit mehren Kindern schwierig ist, immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Nach einem langen Schultag fällt es besonders den jüngeren Kindern häufig schwer, wieder still zu sitzen und konzentriert zu arbeiten, wo es doch draußen oder auch drinnen viel Spannenderes zu erleben gäbe.

Zudem ist es auch als Eltern, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, manchmal schwer zu verstehen, warum das Kind, das eben noch jung ist, die wenigen freien Stunden noch am Schreibtisch verbringen muss.  Wir wissen doch alle mittlerweile, wie wichtig Bewegung, Freispielzeit, die Zeit in der Natur (…) sind.

Trotzdem müssen die Hausaufgaben erfüllt werden, damit das Klassenziel erreicht werden kann.

Kinder erlernen bereits in diesem Alter, wenn auch oft schmerzlich, wichtige Skills wie Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen, Anstrengungsbereitschaft und: dass ohne Fleiß nur wenig Erfolg erzielt werden kann.

Das in der Schule Erlernte wird am Nachmittag im Rahmen der Hausübung vertieft und gefestigt und das Kind merkt schon recht schnell selbst, ob es die Inhalte verstanden hat, oder ob es in einem Bereich noch Hilfe und Unterstützung benötigt.

Wie schaffen wir es, unsere Kinder zu motivieren?

Wie schaffen wir es, sie anzuspornen und gleichzeitig nicht auf die Freiräume, die sie benötigen, zu vergessen?

Falls das Thema in der gesamten Schulklasse bereits sehr problemlastig ist, tut es gut, den Lehrer oder die Lehrerin direkt anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Vielleicht können gewisse Themenbereiche an bestimmten Tagen besser portioniert werden.

Es hat sich bewährt, die Hausaufgaben nach einer kurzen Entspannungsphase doch zeitnah zu beginnen, damit sie dann bald abgeschlossen sind und abends keine Zeit mehr dafür verwendet werden muss. Eine solche Zeit der Entspannung kann das Mittagessen sein, eine Zeit des gemeinsamen Erzählens, oder einfach eine Pause des Musikhörens, oder Rastens am Sofa.

Es macht Sinn, die leistungsfähigste Zeit zum Lernen zu nutzen.

 Erfahrungsgemäß ist das die Zeit am Vormittag, wenn die Kinder sowieso in der Schule sind. Über die Mittagszeit fallen der Kreislauf und die Hirnfunktionen in das erste große Leistungstief. Das kann durch eine angemessene Mittagspause überwunden werden, um dann am Nachmittag noch einmal in ein Hoch zu gelangen.

#1. Die Lernzeit

Wann fühlt sich Ihr Kind am Nachmittag am besten ausgeruht? Wann ist es am aufnahmefähigsten und kann sich am besten konzentrieren? Diese Zeiten variieren von Kind zu Kind oft stark, meist wird es aber, umso später es wird und umso mehr das Kind bereits an „Freizeitaktivitäten“ erlebt hat, gegen Abend von Stunde zu Stunde schwieriger.

Somit hat sich meist die frühe Nachmittagszeit zur Erledigung der Hausübungen bewährt.

#2. Der Lernplatz

Ein ruhiger Platz zum Lernen und zur Erledigung der Hausaufgaben ist eine der Grundvoraussetzungen für ein effektives Gelingen. Eine vertraute Atmosphäre mit so wenig Ablenkungen wie möglich, hat sich gut bewährt. Bei mehreren Kindern, die gleichzeitig zu Hause sind, vor allem bei kleineren Geschwistern und beengtem Wohnraum, kann dies zu einer wirklichen Herausforderung werden. Schnell kommt ein jüngeres Kind daher, möchte auch den Stift, oder muss genau jetzt auf den Topf, während Mama dem einen Kind etwas erklären möchte. Doch es lohnt sich wirklich, um diese ruhige Arbeitsatmosphäre zu kämpfen und sie den Schulkindern nicht vorzuenthalten.

Hierbei muss auch angemerkt werden, dass das „Dabeisitzen“ bei den Hausübungen, das oft sehr verpönt wird, gerade in den ersten Schuljahren sehr wertvoll sein kann. Das Kind lernt durch die Person, die anwesend ist, den Überblick zu behalten, es bleibt bei der Sache und wird weniger abgelenkt. Was dadurch in den ersten Jahren verinnerlicht wird, ist ein Gewinn für das lebenslange weitere konstruktive Lernen.

#3. Gliederung der Aufgaben

Sind die Schüler bereits in einer höheren Schulstufe, macht es Sinn, die Hausaufgaben in der Reihenfolge zu erledigen, wie es am sinnvollsten ist. Außerdem ist es gut, gemeinsam mit dem Kind zu planen, um bei größeren Mengen und verschiedenen Fächern nicht den Überblick zu verlieren und um nicht am oft großen Umfang zu „verzweifeln“.

Es hat sich bewährt, Aufgaben nach Dringlichkeit, Schwierigkeit und verfügbarer Zeit zu gliedern.

Wochenpläne können dabei helfen, nicht zu viel oder zu wenig an einem Tag zu arbeiten.

Mutter und Tochter haben Spaß beim lernen

#3. Pausen

Zwischendurch braucht jeder Schüler seine Pausen. So kann eine Tasse Tee und Kuchen wieder neue Motivation schaffen oder ein kurzer Spaziergang (vielleicht mit dem Hund eine Runde um die Siedlung) bringt noch einmal frische Luft und hilft, den letzten Rest zu schaffen.

Kleine Motivationsanreize wie: „Mal sehen, ob ich es schaffe, die Bügelwäsche fertig zu machen, bis du deine Vokabeln abgeschrieben hast“, können das Kind zusätzlich anspornen.

Das Arbeiten nebeneinander schafft Verbundenheit.

Umgang mit Frustration

Manchmal gelingt es nicht, jene Ergebnisse zu erreichen, die das Kind und die Eltern vielleicht erhofft haben - auch nachdem fleißig und viel gelernt wurde. Vorwürfe wie: „Du hättest mehr lernen sollen“ oder: „So wird das nichts werden mit dem Gymnasium“ sind kontraproduktiv. Sie schwächen das Kind in seinem Selbstwert und lassen Gefühle der Traurigkeit, Frustration und Wertlosigkeit entstehen.

In solchen Situationen braucht es die Unterstützung Erwachsener, um realistische Ziele stecken zu können. Hier ist es wichtig, dem Kind immer wieder die eigenen Stärken, die vielleicht eher im handwerklichen, sportlichen oder kreativen Bereich liegen, bewusst zu machen. Der aktuelle Lebensabschnitt besteht nun mal zu großen Teilen aus Schulbesuch und dem damit verbundenen Lernen. Daraus gilt es das Beste zu machen.

"Die Schule ist niemals ALLES, aber aktuell ist sie ganz wichtig."

Fazit

Der Blick in die oft harte Realität der Welt kann und soll auch bereits Kindern zugemutet werden. Es tut gut, bereits früh zu erfahren, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, lernen zu dürfen.

Viele Kinder müssen in unzähligen Ländern der Welt auch heute noch, bereits mit sechs Jahren und jünger, anfangen zu arbeiten - häufig in gesundheitsschädlichen Umgebungen, um zum Familienunterhalt beizutragen. Da stellt sich die Frage nicht, ob es Spaß macht, die Hausaufgaben zu machen, oder ob man doch lieber spielen würde.

Es ist ein Privileg, freien Zugang zu Bildungsstätten zu haben.

Dieser andere Blickwinkel auf das große Gut der Bildung schafft immer wieder Zufriedenheit, auch wenn es durchaus schwer ist, täglich hinter den Büchern und Heften zu sitzen, wie auch wir Erwachsenen aus eigener Erfahrung wissen.

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