Wie viel Ordnung muss sein?

In einem Haus voller Kinder ist Unordnung vorprogrammiert. Doch wie schmutzig darf es sein? Wie können Kinder zur Ordnung erzogen werden? Ein Ehepaar erzählt von seinen Erfahrungen, beim Putzen das richtige Maß zu finden.

„Das Wohnen prägt unser Leben“, haben wir in einem Vortrag gehört. Wie man wohnt, hat einen Nachklang in der Seele. Wenn wir das auf unsere Familie übertragen, so trägt die Ordnung bei uns daheim dazu bei, dass auch in unseren Seelen Ordnung herrscht, dass sich die Ordnung in unseren Häusern auf unser und das Leben unserer Kinder positiv auswirkt.

Unser Zuhause – ein Ort des Wohlfühlens

Aufräumen und putzen assoziieren wir beide, vor allem aber Klaus, aus unserer Kindheit mit Stress. Warum? Am Tag bevor wir Gäste hatten, war daheim immer dicke Luft. Meine Mutter war im Stress, um das ganze Haus sauber zu bekommen und das spürte die ganze Familie. Am besten, wir Kinder verkrochen uns im Kinderzimmer. An spontane Gäste kann sich keiner von uns beiden erinnern. Wir haben uns daher vor unserer Hochzeit als Eheteam gefragt: Wie soll das bei uns zuhause sein, wie wollen wir das?

Wir wollen es daheim schön haben, damit sich unsere Kinder, unsere Gäste und wir uns selbst wohl fühlen. Wir wünschen uns eine Atmosphäre des Wohlfühlens und Geborgenseins.

Denn „wo wir Geborgenheit finden und geben, da ist Heimat“, so Pater Kentenich. Zum Wohlfühlen gehört auch, dass man beim Gehen durch das Wohnzimmer nicht auf herumliegenden Murmeln ausrutscht oder bei angelutschten Zuckerln picken bleibt. An ein gewisses Mindestmaß an Ordnung wollen wir uns halten. Und das fordern wir auch von unseren Kindern ein.

Daher binden wir unsere Kinder in die regelmäßige Hausarbeit ein. Gestern erst haben unsere Mädels mit viel Freude das ganze Erdgeschoß Staub gesaugt. Das Aufräumen und Putzen gehört zur Erziehung zur Selbstständigkeit dazu. Für die Ordnung in den eigenen Zimmern sorgen sie selbst. Bei uns gibt es darüber hinaus die Regel, dass das nächste Spiel erst dann begonnen wird, wenn das alte weggeräumt ist. Das verstehen schon die Kleinsten – und damit lernen sie Ordnung zu halten. Am Boden herumliegende Wäsche tolerieren wir nicht. Die schmutzige Wäsche gehört in den Wäschekorb. Es ist uns auch wichtig, dass die Kinder lernen, die Toiletten sauber zu halten. Wir haben ihnen auch schon gezeigt, wie man Spiegel oder Fenster putzt,  nachdem sie diese verschmutzt haben. Wenn wir alle gemeinsam mithelfen, unser Haus schön zu halten, fühlen wir uns auch alle wohl. So sind dann auch spontane Gäste willkommen und niemand muss sich für die herumliegende Unterhose im Zimmer genieren, denn die liegt ja im Wäschekorb.

Entrümpeln muss sein

Wir haben uns angewöhnt, zwei Mal im Jahr mit offenen Augen durch unser Haus zu gehen und zu schauen, was sich in den letzten Monaten angesammelt hat und wir eigentlich nicht mehr brauchen. So durchforsten wir gemeinsam mit den Kindern auch die Kinderzimmer und prüfen, welche Dinge ihnen mittlerweile eher im Weg stehen oder welche Spiele sie nicht mehr verwenden.

Beim Gewand der Kinder macht man das ja automatisch, denn wenn die Hosen zu kurz werden, müssen sie aus dem Kasten geräumt werden und längere Hosen werden hineingeräumt. Wenn wir also merken, dass unseren Kindern die Hosen zu kurz werden, werden wir automatisch ans Entrümpeln auch in den anderen Bereichen erinnert. So werfen wir dann auch einen Blick in das Bücherregal, in die Spielzeugkisten, ins Arbeitszimmer, in den Keller, in Küchenkasterl,… Die Altlasten, die wir finden, werden dann in Kisten geräumt und zur Caritas oder zum Pfarrflohmarkt gebracht. Wir merken, es tut uns gut, zu entrümpeln und dadurch mehr Ordnung und Platz zu schaffen. Wir werden dadurch frei für Neues.

Das Wichtigste sind unsere Kinder

Wenn wir ehrlich sind: Solange unsere Kinder klein sind, könnten wir ununterbrochen putzen. Unter dem Esstisch, beim Eingang, die Fingertapser auf den Fensterscheiben und im Stiegenaufgang. Sind wir in einem Stock fertig, könnten wir im nächsten bereits von vorne anfangen.

Manchmal geht es auch darum, ein gewisses Maß an Unordnung auszuhalten. Zum Beispiel, wenn unsere Kleinkinder selber essen lernen und es während dem Essen entsprechend ausschaut.

Es wäre um vieles einfacher und sauberer, die Kinder zu füttern. Doch weil wir wollen, dass unsere Kinder Freude am Essen entwickeln, lassen wir sie selbst probieren. Oder wenn unsere Kinder gerne im Wohnzimmer in unserer Nähe spielen, dann wimmelt es im Wohnzimmer von Spielsachen. Wir haben keine Designerwohnung, sondern ein Haus gefüllt mit Kinderlachen.

Ich als Mutter bin ein wenig perfektionistisch und möchte es gern pipifein zu Hause haben. Es ärgert mich einfach sehr, wenn es zu Hause unordentlich und schmutzig ist und ich werde auch oft grantig deswegen. Aber mit der Zeit bin ich von meinen hohen Erwartungen heruntergekommen. Ja, wir wollen es sauber und ordentlich haben, aber nein, wir wollen es nicht übertreiben. Es macht Freude zu sehen, wie die Kinder mit mir Kuchen backen oder Plastilin spielen und dabei verschiedene Figuren gestalten oder bei Hitze im Sommer eine Wasserschlacht im Garten machen. Natürlich fällt Mehl oder Knetmasse auf den Boden oder es landen ein paar Wasserspritzer im Vorzimmer. Und da habe ich gelernt, dass es für mich zwei Möglichkeiten gibt:

Entweder, ich rege mich bei jedem Bröserl auf, dann haben die Kinder aber bald keine Freude mehr, mit mir zu backen. Oder wir genießen die gemeinsame Zeit und wischen danach unseren Schmutz weg.

Und bei der Wasserschlacht hab ich einfach mitgemacht und nicht jeden Wassertropfen aufgewischt. Dadurch habe ich erkannt, dass es mir gut tut, ein wenig (Dreck) loszulassen.

Wir lassen uns helfen

Wir wollen uns auch helfen lassen. Als Eheteam mit fünf Kindern gibt es immer viel zu tun. Manchmal fallen wir beide müde ins Bett. Da geht es oft einfach nur darum, für die Kinder da zu sein, ihnen zuzuhören, in einem Streit als neutrale Partei zu vermitteln, sie in der schulischen Laufbahn zu unterstützen, Taxi-Dienste zu machen etc. Und dann ist da noch der Haushalt – einkaufen, Wäsche waschen, kochen, Marmeladen einkochen, Betten überziehen und putzen. Ach ja, und Freunde wollen wir auch noch einladen. Kein Wunder also, dass wir dann abends k.o. sind.

Also lernen wir, uns helfen zu lassen.

So wie wir uns manchmal als Eheteam eine Auszeit gönnen und einen Babysitter kommen lassen, so organisieren wir uns auch hier Hilfe von außen.

Das können die Eltern, eine gute Freundin oder eine Putzfrau sein, die dann dafür sorgen, dass unsere Wohnung, unser Haus hin und wieder glänzt und wir daheim den Luxus der Wohlfühlatmosphäre genießen können.

Klaus hat ein Burnout-Vorsorge Seminar besucht. Darin erzählte der Seminarleiter von Frauen, die hinter ihrer Putzfrau nachputzen, weil sie es selbst gründlicher machen oder von Frauen, die vor ihrer Putzfrau vor-putzen, damit die Putzfrau bei den Nachbarn nicht schlecht über sie redet… Nun, in einem solchen Fall bringt es wenig, sich helfen zu lassen – das artet eher in Stress aus. Helfen lassen hat mit Loslassen und Dankbarkeit zu tun. Wir sind dankbar dafür, dass wir Unterstützung im Haushalt und dadurch mehr Zeit und Kraft für das Wesentliche haben: für unsere Kinder.

So wagen wir daheim den Spagat zwischen sauberer Wohlfühlatmosphäre und Zeit für unsere Kinder. Und so können wir manchmal auch spontan Gäste nach der Hl. Messe zu uns zum Kaffee einladen, ohne vor- oder nachputzen zu müssen.

Eheteam-Fragen
  • Wann fühlen wir uns Zuhause wohl? Was ist unser Mindestmaß an Ordnung und Sauberkeit?
  • Wir wollen, dass unsere Kinder mithelfen – Wie kann das gelingen?
  • Entrümpeln: Wovon können wir uns trennen? Loslassen lernen ist gefragt.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Familie als Berufung erschienen. Autor ist diesmal Familie Umschaden, eine Schönstatt-Familie mit fünf Kindern aus Wien.

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