7 Tipps für das gemeinsame Üben des Schulwegs
494 Kinder wurden 2023 auf dem Schulweg in Österreich verletzt, zwei davon getötet. Umso wichtiger sind Planung und Vorbereitung eines sicheren Schulwegs. Doch worauf sollten wir dabei achten? Und wie können wir unsere Kinder bereits im Kindergartenalter an den Straßenverkehr gewöhnen?
7 Tipps für ein bewusstes Verhalten im Straßenverkehr, basierend auf den neuesten Erkenntnissen des ÖAMTC, mithilfe von Eye-Tracking-Brillen, die das kindliche Blickverhalten aufzeichneten.
#1 Sich mit der Gegend vertraut machen
Beginnend im Kindergarten, fragte ich unseren Sohn auf sich oft wiederholenden Strecken regelmäßig, ob er die Gegend wiedererkennt. Und forderte ihn auf, mir zu verraten, WORAN er erkennt, ob wir schon aussteigen müssen oder nicht. So konnte ich überprüfen, ob seine Erkennungsmerkmale kontinuierlich vorhanden sind, wie z. B. eine lange Mauer, die um die Kurve führt oder ein Haus in einer markanten Farbe. Im Gegensatz zu einer Werbung auf einer Werbetafel, die monatlich wechselt und daher nicht zuverlässig ist.
Auch durfte er mir manchmal seine Lieblingsabkürzungen zeigen. So hatte ich nicht nur einen Überblick darüber, wie gut er sich in der Gegend auskennt, sondern konnte auch sein Selbstvertrauen stärken.
Jetzt mit zwölf Jahren prüfe ich meinen Sohn oft spielerisch die Namen der S-Bahn-Haltestellen ab, um gewährleisten zu können, dass er auch dann nach Hause findet, wenn er irrtümlich einmal zu weit oder in die falsche Richtung gefahren ist.
#2 Den Weg zur Schule planen
Nicht immer ist der kürzeste Schulweg auch der sicherste.
Befindet sich auf dem Weg zur Schule ein Zebrastreifen oder eine Ampel, ist es besser, einen längeren Weg einzuplanen, um diese Einrichtungen auch nutzen zu können. Als unser Sohn noch in der Volksschule war, nahmen wir z. B. einen Umweg von einer Viertelstunde in Kauf, um den stark befahrenen Gürtel zu meiden. Gleichzeitig konnten wir so eine Strecke benutzen, die er bereits vom Kindergarten kannte.
#2.5 Realistische Situationen zum Üben auswählen
Es empfiehlt sich, den Schulweg bei ähnlichen Umständen wie im Schulalltag zu üben, also mit der Schultasche und an einem Werktag, wo mehr Verkehr ist als am Sonntag. Auch ist es wichtig, nicht nur Teilstrecken, sondern den ganzen Weg mit den geplanten Verkehrsmitteln in beide Richtungen gemeinsam zurückzulegen. Z. B. von der Haustür weg zu Fuß, die Haltestellen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und das letzte Stück zur Schule wieder zu Fuß.
#3 Den richtigen Zeitpunkt wählen
Kinder sind nicht zu jeder Tageszeit hoch konzentriert und aufnahmebereit.
Sie kennen Ihr Kind am besten und wissen, wann es noch fähig ist, einen neuen Weg einzutrainieren. Bleibt keine Zeit mehr zum Üben, oder ist Ihr Kind am späten Nachmittag schon zu müde, trainieren Sie den Weg lieber am Sonntag unter nicht realen Bedingungen. Dafür ist Ihr Kind aufmerksam und behält das gemeinsam Trainierte im Gedächtnis.
#4 Kurze, klare Anweisungen sind einprägsamer
Bei längeren Wegen empfiehlt es sich mit kurzen Übungseinheiten zu klaren Aufgaben zu beginnen. Wie z. B. die Ampelnutzung, die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel oder das Queren von Zebrastreifen ohne Ampel, bevor der ganze Schulweg in einem geübt wird.
Durch spielerisches Nachfragen lässt sich leicht kontrollieren, was tatsächlich beim Kind angekommen ist. So forderte ich meinen Sohn öfter auf, den „Lehrer“ zu spielen und mir „Schulkind“ zu erklären, worauf man im Straßenverkehr achten muss.
#5 Volle Konzentration auf den Schulweg
Kinder benötigen doppelt so lange wie Erwachsene, um in Gefahrensituationen angemessen reagieren zu können.
Auch sind sie leicht ablenkbar und können Gefahren noch nicht richtig einschätzen. Handys sollten sich am Schulweg daher immer in der Schultasche befinden.
Obwohl unser Sohn bereits zwölf Jahre alt ist, gelten immer noch folgende Regeln: „Kurz nach der Schule am Handy nachsehen, ob ich ihn kontaktiert habe, falls sich Abmachungen geändert haben. Am Gehsteig, während dem Gehen kein Handy!“ Müssen wir etwas nachsehen oder einen Weg suchen, dann bleiben wir bewusst stehen und tun dies konzentriert.
#6 Ausnahmen besprechen
„Sich den Schulweg zu merken ist ja nicht schwer. Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, dass Kinder bei der kleinsten Änderung des normalen Ablaufes überfordert sind.“ Der Satz unseres Elternvertreters gab mir zu denken. Auch der ÖAMTC rät dazu, das richtige Verhalten bei Ausnahmen im Vorhinein mit den eigenen Kindern zu besprechen. Wichtig ist, Fragen zu stellen, wie: „Was machst du, wenn?", rät die Verkehrspsychologin. "So lernen die Kinder mitzudenken und selbst sichere Lösungen zu finden."
• Was ist, wenn du einmal zu spät dran bist?
Die meisten Schulwegunfälle geschehen zwischen 7 und 8 Uhr.
"Besonders in der Früh ist es wichtig, ein paar Minuten früher aufzustehen, um Stress zu vermeiden und im Fall des Falles nicht hektisch zu werden“, so Verkehrspsychologin Seidenberger. Kommen Bus oder Bahn zu spät, in Ruhe bei der Haltestelle warten und nicht auf die Fahrbahn treten, um nachzusehen.
• Was machst du, wenn eine Baustelle/Umleitung auf dem Schulweg ist?
Hier hilft es sich aktiv regelmäßig zu erkundigen und bei Bedarf um eine sichere Streckenalternative zu kümmern. Auch sollten die neuen Strecken mit den Kindern einige Male eingeübt werden.
• Was ist, wenn du an einer Kreuzung plötzlich nicht mehr auf die Straße siehst, weil ein großes Auto dir die Sicht versperrt?
Am besten kurz abwarten, ob der Lkw/Müllwagen oder SUV wegfährt und die Sicht zum Queren wieder frei wird. Wenn das nicht der Fall ist, eine besser einsehbare Stelle zum sicheren Überqueren suchen. Zuerst in beide Richtungen schauen und wenn die Fahrbahn frei ist, diese langsam – um gesehen zu werden - queren. Niemals plötzlich zwischen parkenden Autos hervorlaufen.
An unübersichtlichen Stellen habe ich meinem Sohn früher oft erklärt, dass er langsam und vorsichtig ein kleines Stück auf die Straße gehen kann, um überhaupt herannahende Autos erkennen zu können. Vor allem wenn geparkte Autos die Sicht verstellen.
• Was ist, wenn dich Mama oder Papa deiner Freunde fragen, ob du mitfahren willst?
Hier empfiehlt es sich von vornherein klarstellen, ob und wer das eigene Kind mitnehmen darf. Ein passendes Rückhaltesystem im Auto ist verpflichtend und sollte auch richtig verwendet werden.
#7 Unsere Vorbildrolle ernst nehmen
Auch während der Übungssituation mit Erstklässlern sowie im gemeinsamen Alltag mit Kleinkindern empfiehlt es sich, das eigene Handy einzustecken und mit gutem Vorbild voranzugehen.
Kinder sind gute Beobachter und unser eigenes Verhalten bedeutsamer als uns bewusst ist. Ich erinnere mich noch gut an die Rüge meines Sohnes, als ich vor Jahren ausnahmsweise ein wichtiges Telefonat annahm und gleichzeitig eine Straße überquerte.
Auch die Abmahnung einer alten Dame, die gerade dann bei Rot über die Straße gegangen war, als die Polizistin mit der Klasse das Überqueren der Straße übte, war eine Sensation für ihn.
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