7 Tipps, wie Regeln den Familienalltag erleichtern
Ob sie nun aufgeschrieben, aufgemalt oder einfach gesagt werden, ist Geschmackssache, doch jedes Zusammenleben braucht Regeln. In der Familie wird dadurch das Verhalten der Eltern für die Kinder vorhersehbar und bietet auf diese Weise einen wichtigen Halt.
Einige Zeit, nachdem meine beiden Töchter ihren neuen Kindergarten besucht hatten, in dem Regeln mit den Kindern sehr bewusst thematisiert und eingefordert wurden, sagte eine der beiden zu mir: “Mami, wir brauchen zuhause auch Regeln.“ Sehr erstaunt antwortete ich: “Entschuldige, wir haben doch Regeln, oder?“ „Ja, aber so richtige Regeln, die man aufschreibt und aufhängt, wo jeder genau weiß, was erlaubt ist und was man nicht darf.“
Ich staunte nicht schlecht über diesen reglementarischen Zugang, war mir doch das ungefähre Wissen über das, was in unserem Haushalt geht oder nicht geht, irgendwie sympathischer und entgegenkommender. Ich dachte auch, dass diese Regeln jedem klar waren, auch wenn ich sie so nie als Regel verkündet hatte und diese noch viel weniger bei uns am Kühlschrank hingen.
Der Wunsch meiner Tochter zeigte mir, dass Regeln für Kinder nicht unbedingt Einengung oder Freiheitsentzug, sondern Halt und Sicherheit bedeuten.
Regeln zu haben, ist durchaus cool, selbst wenn man sich nicht immer daran halten möchte oder manchmal einen zähen Kampf führt, um Ausnahmen zu erreichen. Und vorhandene Regeln sind den Kindern durchaus nicht immer so klar, wie wir Erwachsene es annehmen.
Auch wenn bis heute bei uns keine Regeln am Kühlschrank hängen, so hat sich diesbezüglich einiges geändert. Regeln werden jetzt wahrgenommen. Sie werden von den Geschwistern untereinander eingefordert. Und unsere mittlerweile älter gewordenen Kinder kommen mitunter mit einem missmutigen: „Ihr immer mit euren Regeln“ in eine neue Lebensphase.
Wie viele Regeln braucht ein Kind?
So wenige wie möglich und so viele wie nötig. Es ist nicht nötig, Dinge zu regeln, die keinen Konflikt darstellen. Regeln in der Familie sind abhängig von der jeweiligen Familiensituation und den einzelnen Kindern. Dort, wo die Vorstellungen der Eltern auf unterschiedliche Wünsche und Forderungen der Kinder prallen, helfen Regeln, Konflikte und Diskussionen zu reduzieren oder auch diesen vorzubeugen. Sie geben dem Tag eine Struktur, die dem Kind hilft, sich zurechtzufinden. Sie helfen dem Kind, in der Fülle der Möglichkeiten zurechtzukommen. Regeln sind für Kinder wie ein Leuchtturm, der anzeigt, wo es langgeht.
Wie vermitteln wir Regeln? Ob wir sie aufschreiben, aufmalen, aufhängen oder einfach nur verbalisieren ist Geschmackssache.
#1 Regeln verbindlich kommunizieren.
Das bedeutet, dass unsere Kinder verstehen sollen, dass wir ab jetzt möchten, dass gewisse Dinge auf eine bestimmte Art und Weise gehandhabt werden. „Wir möchten, dass ihr während des Essens nicht aufsteht, sodass alle ruhig essen können.“ „Wir möchten, dass ihr Kinder um halb acht ins Bett geht, sodass ihr genügend Schlaf bekommt.“
Verbindlich kommunizieren bedeutet auch, sie kontinuierlich einzufordern.
Erst unsere Konsequenz vermittelt die Verbindlichkeit. Sehen wir über das Verhalten der Kinder hinweg, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, dann nehmen wir unseren Regeln die Verbindlichkeit.
#2 Regeln begründen
Es ist gut, unseren Kindern zu vermitteln, warum uns eine Regel wichtig ist. Dass Regeln notwendig sind, weil die Sicherheit, die Gesundheit, der Respekt vor anderen Menschen etc. dies notwendig macht. Wenn wir das tun, vermitteln wir unseren Kindern, dass wir uns Gedanken gemacht haben und Regeln nicht einfach willkürlich einfordern. Wir dürfen aber nicht erwarten, dass Kinder unsere Begründungen immer ganz genau nachvollziehen können. Die Prioritäten der Kinder sind oft sehr anders gelagert als die der Erwachsenen.
#3 Regeln immer wieder neu kommunizieren
Regeln geraten in Vergessenheit. Und Kinder sind eben Kinder, und nicht Erwachsene. Sie machen immer neue Phasen durch, daher wird es immer wieder neu notwendig sein, unsere Regeln zu kommunizieren und in Erinnerung zu rufen. Manchmal müssen wir bei etwas neu beginnen, von dem wir dachten, dass es bereits „a gmahde Wiesn“ wäre.
#4 Regeln außerhalb der Konfliktsituation kommunizieren
Regeln, die mitten im Gefecht der Auseinandersetzung und mit viel Emotionen versehen vermittelt werden, lassen Regeln zu einer Strafe werden. „Es geht mir so auf die Nerven, ab jetzt steht hier kein Mensch mehr auf, wenn wir essen.“ Solche Aussagen sind mehr eine Art Revanche als eine sinnvolle Regel, die dann oft wieder fallengelassen wird, sobald die Stimmung besser wird. Wenn Regeln außerhalb des Konfliktes mit Ruhe und Festigkeit, aber ohne Ärger mitgeteilt werden, tun sich Kinder viel leichter, diese anzunehmen. Haben sich in letzter Zeit schlechte Verhaltensweisen eingespielt und sind wir mit bestimmten Situationen grundlegend unglücklich, können wir durchaus gerade mit den etwas älteren Kindern einmal eine „Krisensitzung“ einberufen, in der wir ihnen unsere Unzufriedenheit klarmachen. Gemeinsam können dann Lösungen besprochen werden, die in Regeln „verpackt“ werden.
#5 Sind Ausnahmen erlaubt?
Der Alltag ist bunt und vielseitig; das macht Ausnahmen immer wieder nötig. Wichtig ist, dass die Ausnahmen nicht gemacht werden, weil uns das Kind erfolgreich unter Druck gesetzt hat, sondern weil gewisse Umstände eine Ausnahme rechtfertigen. Eine Ausnahme soll dem Kind gegenüber begründet werden. „Heute warst du so lange mit Mami einkaufen und hast mich dabei so großartig unterstützt, dass es ausnahmsweise ein Eis gibt.“ Oder „du darfst heute ausnahmsweise länger fernsehen, weil du krank bist.“
#6 Regeln regelmäßig überdenken
Regeln sind nicht in Stein gemeißelt und auch keine Gesetze, die einer Parlamentsabstimmung bedürfen, um geändert zu werden. Wenn wir merken, dass eine Regel einfach nicht greift, kann es sein, dass sie unserer Familiensituation oder dem jeweiligen Kind nicht gerecht wird oder dieses gänzlich überfordert. Auch müssen Regeln dem Alter der Kinder entsprechend immer wieder neu angepasst werden.
#7 Regeln sind auch für die Eltern da
Viele Eltern fühlen sich unwohl beim Ausformulieren von Regeln, weil sie sich dadurch festlegen müssen. Nur gerade das macht ihr Verhalten für ihre Kinder vorhersehbar und bietet auf diese Weise einen wichtigen Halt.