Die erste Ferienwoche: Wie wir uns jetzt „eingerichtet“ haben

In Tirol ist die erste Ferienwoche „geschlagen“. So schön der Sommer auch sein kann, herausfordernd ist er aber allemal. Doch wir bewältigen die Situation von Jahr zu Jahr besser.

Am Anfang steht die Euphorie: Endlich keine Schule mehr!

Das gilt sowohl für Kinder als auch für Eltern. Denn keine Schule mehr bedeutet weniger Stress, weniger Druck, keine Schularbeiten und – auf Elternseite – keine Schultermine, keine Vorbereitungen und kein Sich-Organisieren so wie in den letzten Schulwochen, die wirklich die eine oder andere Überraschung parat gehalten haben.

Diese Euphorie – die bei uns meist nur ein paar Stunden andauert – folgt schnell einer Art Leere. Diese Leere ist umso größer, als dass wir in den wenigsten Fällen gleich nach der Schule in den Urlaub fahren. Dieser gemeinsame Familienurlaub lässt bei uns meist ein wenig auf sich warten. Häufig gönnen wir uns erst vor dem Schulbeginn eine gute Auszeit, quasi auch um den Sommer zu verlängern.

Was dazwischen passiert, ist ein Wechselbad der Gefühle.

Der bereits beschriebenen Euphorie, dass wir jetzt als Familie gesamtheitlich aus der Schulverantwortung entlassen wurde, folgt das Gefühl, dass jetzt wieder viel neu „aufzubauen“ ist. Denn so ganz ohne Strukturen und Regeln geht es nicht.

Struktur

Diese gilt es dann in den ersten Tag zeitnah im Familienkollektiv „auszuhandeln“: Wann ist aufzustehen, wer hat welche Tätigkeiten und Rollen im Haushalt zu übernehmen? Letzteres unterscheidet sich doch gravierend vom normalen Familienalltag „unter dem Jahr“, in dem die Kinder in der Schule eingespannt sind.

Obwohl wir ihnen gerne die sogenannte unbeschwerte Zeit im Sommer lassen möchten, gilt es doch neue Strukturen und neue Tätigkeiten zu etablieren.

Die Frage ist: Was ist zumutbar, was ist zu viel, was trägt wer bei?

Dass das alles nicht reibungslos über die Bühne geht, liegt in der Natur der Sache.

Es wird verhandelt, etwas dezent gestritten, ausgelotet und dann ein Konsens erzielt, mit dem alle leben können. Meist halten wir diesen Konsens irgendwie fest, zumal das gesprochene Wort bekanntlich flüchtig ist. Im allerbesten Falle stehen die Regeln auf einem Plakat und prangern an einer gut frequentierten Wand in der Wohnung, an der alle Familienmitglieder mehrmals täglich vorbeigehen.

Das alles ist dann aber doch kein Selbstläufer: In den ersten Tagen müssen wir etwa unsere Kinder zur vereinbarten Zeit aufwecken und auch sonstige vereinbarte Tätigkeiten „überwachen“. Das erfolgt natürlich nicht mit „voller Strenge“, sondern eben wachen Auges und gegebenenfalls mit dezenten oder – wenn notwendig – klaren Hinweisen auf unsere Vereinbarungen.

Erst nach einigen Tagen läuft die Sache besser.

Doch wie immer kommen unerwartete Dinge dazu: Entweder gibt es Konflikte mit der besten Freundin, das Mithelfen im Familienbetrieb läuft weniger rund als geplant oder es gibt sonstige Irritationen und Störungen. Das wirft Pläne schon einmal gehörig – zumindest temporär – durcheinander und im schlimmsten Fall gilt es noch einmal „von vorne“ zu beginnen und neue, adaptierte Vereinbarungen zu fassen.

Im Moment geht es uns aber gut. Die erste Woche ist gut überstanden. Es läuft rund. Die anfänglichen Diskussionen sind einem Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche des jeweils anderen erwachsen. Wir gehen gut miteinander um, hören uns zu, übernehmen die jeweiligen Aufgaben ohne zu murren oder diese gar in Frage zu stellen. Durch die neuen Strukturen scheint jedem etwas mehr Zeit als normalerweise zu bleiben.

Es ist wie ein Zahnrad, bei dem alle Rädchen ineinandergreifen.

So mögen es bleiben

Das gelingt uns – wie bereits geschrieben – Jahr für Jahr besser. Auch ist unser „System“ widerständiger und weniger irritationsanfällig. Unvorhersehbare Ereignisse – wie hier bereits kurz angedeutet – bringen uns nicht mehr total aus dem Konzept. Wir gehen damit gelassener um, planen sie fast schon mit ein.

So gelingt ein Sommer, wie er sein sollte und wie er vielleicht früher einmal war.

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