"Schauen wir nicht weg!" Gewalt und Aggression unter Kindern und Jugendlichen (Teil 1/2)
Gerade wenn man die aktuellen Meldungen in den Medien mitverfolgt, ist man wahrscheinlich immer häufiger schockiert von der rohen Gewalt und Aggression, die sich in Schulen, in Freizeiteinrichtungen und unter Jugendlichen immer häufiger zeigt.
Es ist erschreckend, wie hilflos man diesen Situationen gegenübersteht.
– Zumindest erscheint es auf den ersten Blick so, als könnte man selbst als Einzelner nichts dagegen machen. Lieber macht man sich aus dem Staub, wenn man merkt, dass eine bedrohliche Stimmung aufkommt, als dass man sich einmischt und den Schwächeren schützt, oder ihm zur Seite steht.
Ein Balanceakte
Denn aus Erfahrung weiß man: Einmischen erfordert viel Mut und kann schnell gefährlich werden. Aber ist Wegschauen und Flucht wirklich die angemessene Reaktion? Die einfachere bestimmt. Unser Gewissen klagt uns jedoch sicherlich an und wir wissen, dass es so nicht ganz richtig ist, denn Gutes unterlassen und unterlassene Hilfeleistung sind nicht zu unterschätzende Verhaltensweisen.
Wir brauchen die gesunde Balance: in der entsprechenden Situation ist Selbstschutz das Um und Auf, aber unsere Kinder sollen auch zu starken Persönlichkeiten heranwachsen, die Mut beweisen und auf ihre Art und Weise eingreifen.
Von der Situation abhängig
Sehr häufig macht es Sinn, sich bestimmten Situationen gar nicht erst auszusetzen. Oft spielen bei Gewaltdelikten unter Jugendlichen Alkohol und Drogenmissbrauch eine große Rolle. Daher ist es gut, diese Umstände als Eltern bereits im Grundschulalter zu besprechen und das Kind zu ermutigen, dass „Nein Sagen“ eine Stärke ist.
Zudem ist es ratsam zu erklären, dass zu bestimmten Uhrzeiten, gewisse Gegenden und Situationen besser gemieden werden.
Und das Wichtigste: üben Sie mit Ihrem Kind ein selbstbewusstes Auftreten!
So ist es weniger angreifbar. Gerade schüchterne Kinder fallen durch ihre oft unsichere Auftretensweise auf und werden dadurch leichter zu Opfern als selbstbewusste Kinder und Jugendliche. Das zu „erarbeiten“, ist freilich nicht einfach (besonders dann, wenn das Kind bereits viel Ablehnung durch Gleichaltrige erfahren hat) und erfordert etwas Übung, ist aber auf jeden Fall machbar.
Liebe und Grenzen
Gerade Jugendliche brauchen eine klare Linie, verbunden mit bedingungsloser Anerkennung und Wertschätzung, auch wenn das oft nicht einfach für uns Eltern ist. Denn nur so bleiben der sichere Kontakt und die Gesprächsbasis zu ihnen auch in schwierigen Zeiten bestehen und man weiß als Eltern, welche Situationen das Kind gerade durchlebt.
Das Verhalten der Eltern
Das Verhalten als Eltern ist von Klein an das wichtigste Vorbild für unsere Kinder, denn das, was sie in der Familie erleben und sehen, prägt ihr ganzes weiteres Leben - im positiven wie auch im negativen Sinn.
Kinder, die viel Geschrei und Drohungen erleben, werden sich auch anderen gegenüber so verhalten, da sie keine anderen Möglichkeiten, ihren Unmut Kund zu tun, gelernt haben.
„Das, was wir leben, redet deutlicher als alles, was wir sagen.“
Also ist es gut, darauf zu achten, welchen Kommunikationsstil wir unseren Kindern von Klein an beibringen und wie wir unsere Konflikte in der Familie konstruktiv lösen.
Wenn zu Hause nicht an liebevollen Worten, Lob und Anerkennung gespart wird, wenn die Kinder Wertschätzung und Unterstützung erfahren, auch wenn sie draußen „Mist gebaut“ haben, werden sie im Allgemeinen diesen Umgang in ihr Leben mitnehmen und auch anderen mit Wertschätzung und Akzeptanz begegnen.
Außerdem werden sich selbst so viel wert sein, dass sie sich von Menschen fernhalten, die ihnen Schlechtes tun wollen.