Menschlein ärgert sich – Ab wann ist ein Kind bereit fürs Regelspiel?
Gesellschaftsspiele sind pures Training fürs zukünftige Leben als erwachsenes Mitglied einer Gesellschaft. Also ein kleiner Meilenstein im Leben eines Kindes und daher auch nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen.
Das „Regel- oder Gesellschaftsspiel“ trägt nicht umsonst seinen Namen, so ist das Entscheidende an dieser Spielform, dass die Spieler nicht immer so handeln können, wie sie gerne möchten: Sie müssen ihre Handlungen an die Regeln der Spielgemeinschaft (Gesellschaft) anpassen. Ein echtes Training fürs Leben als Mitglied einer Gesellschaft also, und damit nicht so einfach …
Bei dem Wort Regelspiel denken die meisten von uns sofort an den Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“ – doch es gibt noch mehr. Was allen Regelspielen gemeinsam ist, sind der über Regeln genau vorgegebene Ablauf, ein konkretes Ziel und ein vorgegebenes Ende aus dem Gewinner und Verlierer hervorgehen. Bevor wir aber loslegen mit Familienbrettspielen und Co und uns voller Vorfreude ins Spielvergnügen werfen, sollten wir erst einmal abchecken, ob unser Kind dazu überhaupt schon in der Lage ist.
Woran erkenne ich, dass mein Kind für Regelspiele bereit ist?
Sobald Eltern wahrnehmen, dass ihr Kind nicht nur neben anderen Kindern, sondern auch mit ihnen spielt und über eine gewisse Bereitschaft Regeln einzuhalten verfügt, können erste Versuche gestartet werden. Von „richtigem“ Regelspiel sprechen wir allerdings erst, wenn die Regeln nicht nur eingehalten, sondern auch verstanden werden. Das ist bei vielen Kindern erst um den 5. Geburtstag der Fall. Spiele wie „der Obstgarten“, „Elefanten Parade“, „Tempo kleine Schnecke“ u.v.m. können zwar schon von Dreijährigen gespielt werden, in diesem Alter braucht es aber noch einen Erwachsenen oder ein größeres Kind als Spielpartner und kein gleichaltriges Kind. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht, besonders bei Zehnjährigen sind Regelspiele sehr beliebt, die wöchentliche Kartenrunde ist aber auch bei vielen Hochbetagen sehr angesagt.
Wozu sind Regelspiele gut?
Neben dem Sachverhalt dass Regelspiele mächtig Spaß machen können und sollen, gibt es eine Reihe an Kompetenzen, die gestärkt werden:
- Verantwortung übernehmen, wenn Regeln beschlossen wurden, diese auch wenn wir uns nicht gerade auf der Siegerstraße befinden, beizubehalten
- Selbstkontrolle, die Erfahrung sich selbst soweit im Griff haben zu können, auch das Verlieren auszuhalten, beflügelt und stärkt das Selbstvertrauen
- Teamfähigkeit, der Wechsel von kooperieren und konkurrieren braucht Übungsräume
- Strategisches Denken und Handlungsplanung, wer aus Fehlern lernen kann, darf sich freuen: aus Problemen werden dann Lerngeschenke
- Allerlei praktische Kompetenzen, je nach Spiel werden verschiedenste Kompetenzen gefördert: Geschicklichkeit, Kopfrechnen, Umgang mit der Sprache, Kommunikation untereinander, Grob-/Feinmotorik, Ausdauer, genaues Hinschauen, schnelles Reagieren, u.v.m.
- Last but not least: Frustrationstoleranz, die Fähigkeit sich von Frust (Verlieren) nicht aus den Schienen heben zu lassen, entwickelt sich nach und nach. Da die Gehirnentwicklung dabei eine große Rolle spielt, haben Zweijährige „gehirntechnisch“ gesehen noch gar nicht die Möglichkeit mit widersprüchlichen Gefühlen souverän umzugehen. Zugleich sind aber Übungsräume von zentraler Bedeutung um emotionale Kompetenz gut ausbilden zu können.
Viele Eltern machen sich Sorgen, weil ihr Kind „nicht verlieren kann“. Darum gibt es nächste Woche den passenden Beitrag zum Thema: „Wenn Kinder nicht verlieren können“ – sei dabei 🙂