Wie das Haustier unseren Kindern guttut
Vor mittlerweile fast fünf Jahren haben wir uns dazu entschieden, uns einen Kater „zuzulegen“. Damals war es im Schatten einer Pandemie. Doch auch heute noch tut der Kater gut.
Als es zuhause bleiben hieß, war der Kater tatsächlich Gold wert.
Ein wertvoller Mitbewohner
Unser Kater „Merlin“ war eigentlich gar kein „Coronaprodukt“, sondern kam kurz vorher zu uns. Fast so, als ob er wir eine Vorahnung gehabt hätten, dass wir ein weiteres Lebewesen in unserem Leben brauchen, das uns gewissermaßen begleitet, beschützt, spürt, wie es uns geht und dann im richtigen Moment auf der Couch mit uns kuschelt und damit Sorgen und Ängste fast schon „wegzaubert“.
Doch auch abgesehen von dieser emotionalen und „zwischenmenschlichen“ Ebene: Unser Kater hat uns auch auf anderen Ebenen gutgetan. Er hat uns und vor allem unseren Kindern gezeigt, wie es sich anfühlt, für ein anderes Lebewesen verantwortlich zu sein, das gewissermaßen komplett von einem abhängig ist.
Es ist ein Lebewesen, das einem vollständig vertraut - für das man die ganze Welt ist.
Die ganze Welt auch in diesem Fall wohl auch deshalb, weil unser Kater eine reine Hauskatze ist. Schnell hatten wir damals für ihn beschlossen – auch aufgrund der exponierten Lage unsere Wohnung und der damit verbundenen Gefahr für ihn, „zusammengefahren“ zu werden – dass er zuhause bleiben sollte.
Unsere Wohnung ist also seine Welt - sein „Spielplatz“, in dem er sich frei bewegen darf.
Seither sind wir – scherzhaft gesagt – nur mehr seine Mitbewohner und er der eigentliche Hausherr.
Verantwortung übernehmen
Worum es aber geht und was unsere Mädels (12 und 16 Jahre alt) mit „Merlin“ mehr und mehr gelernt haben: Eine solche Abhängigkeit eines Lebewesens von dem Gutdünken seiner Besitzer bzw. Halter bringt auch große Verantwortung mit sich.
Es gilt – ganz im Sinne der Schöpfungsverantwortung – mit seinem Haustier gut umzugehen, es zu hegen und zu pflegen und natürlich nicht zuletzt zu lieben.
Noch eine weitere Ebene kommt dazu, neben der emotionalen Ebene und neben der hier kurz skizzierten „Schöpfungsverantwortung“, die einem „ausgelieferten“ Lebewesen natürlich voll greift. Es ist die Verantwortung der Tätigkeit rund um den Kater: Ein Kater muss gefüttert werden, sein Katzenklo soll gesäubert werden und auch sonst sind in regelmäßigen Abständen diese oder jene Tätigkeit zu verrichten.
Das bringt Kontinuität in ihr Leben. Das zeigt ihnen auch, was es heißt, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Das belegt auch eindeutig, dass es nicht nur schöne Seiten gibt und dass es nicht nur darum geht, dass einem der Kater gut tut, etwa wenn es einem mal schlecht geht und man krank auf der Couch liegt. Es heißt auch, dass es ein Geben und Nehmen ist.
Man sollte nichts für Selbstverständlich betrachten, sondern es braucht Bemühungen, es braucht Unterstützung. Es geht darum, der anderen Person einen passenden Rahmen zu schaffen. Einen Rahmen, in dem sich dieser wohlfühlt, entfalten kann, indem die jeweiligen Bedürfnisse ernst genommen werden. Und ja, ich rede hier nicht mehr „nur“ von Katzen und Kater, sondern vom Leben generell. Und davon, was wir für das Leben lernen können, wenn wir uns mit Haustieren umgeben.
Ist das alles nicht etwas zu hochgegriffen und sollte das eigentlich nicht selbstverständlich sein? Ja, aber offenbar ist es zum Teil auch notwendig.
Wenn wir „unter Menschen“ bleiben, ist zu vieles selbstverständlich.
Wenn wir uns mit einem Haustier umgeben, ermöglicht es uns, noch einmal mit einem anderen Blick auf die Dinge zu blicken. Zu sehen, was notwendig ist. Zu sehen, wie wir miteinander umgehen. Ein Lebewesen, das uns im Grunde eigentlich schonungslos ausgeliefert ist, kann dazu einen guten Beitrag leisten. Und uns eine Lektion in Sachen Achtsamkeit lehren.