Streit unter Geschwistern – wer am lautesten schreit gewinnt oder auch nicht

Im Kinderzimmer knallt die Tür zu und Mama hört nur noch das Gebrülle von zwei Kindern „Die Mimi gehört mir!“ –  ein lautes Aufschreien und dann das eindeutige Wimmern der Dreijährigen. Das hat weh getan! Ist jetzt der richtige Moment einzugreifen?Abwarten, bis sich ein Kind an Mama wendet? Oder die beiden das gar alleine regeln lassen?

Streitigkeiten sind an der Tagesordnung und das obwohl sich die Geschwister grundsätzlich ausgezeichnet verstehen und oft stundenlang miteinander spielen und lachen. Plötzlich legt sich ein Schatten über die Szene und ein Streit bricht los. Wer selbst Geschwister hat, mag sich erinnern, dass es uns als Kinder bzw. Teenager nicht anders gegangen ist, und solche Auseinandersetzungen unter Familienmitgliedern sind ganz normal. 

Wenn es wieder einmal besonders heftig zugeht, versuche ich mich damit zu trösten, dass meine Kinder diese Auseinandersetzungen brauchen um später im Leben zurechtzukommen. Das Streiten ist somit eine Art „Übung“, bei der die Kinder lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, Wünsche auszusprechen und sich Gehör und Anerkennung zu verschaffen. Sie machen die Erfahrung, dass sie Situationen selbst verändern können. Im besten Fall erfahren sie, wie man Konflikte lösen kann und lernen gelassen mit Widrigkeiten umzugehen. Manchmal braucht es da ein bisschen Hilfe von außen – also von Mama und Papa. Wann aber soll man eingreifen?  

Laute Stimmen– beobachten und machen lassen

Manchmal geht es darum, wer welche Rolle einer Figur übernimmt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt oder beide Kinder behaupten, es sei ihre Puppe, melden also Besitzansprüche an. Im Spiel kommt es schon mal zu heftigen und lautstarken Diskussionen. Diese Szenen beobachte ich immer ganz genau und warte erstmal ab (oder höre zu). So gebe ich den Kindern die Chance, noch selber aus der Sache rauszukommen und sich zu einigen. 

Hitzige Streitigkeiten

Wenn dann der Streit immer lauter wird, Schimpfworte hin- und herfliegen oder es schon zu ersten Handgreiflichkeiten, wie dem Wegschlagen der Hand kommt, ich also einfach den Eindruck habe, dass sie nicht alleine die Kurve kriegen, frage ich ruhig nach. Ich mische mich nicht ungefragt ein, erst wenn es gefährlich zu werden scheint.   

„Braucht ihr Hilfe oder geht es noch?“

Mit dieser Frage signalisiere ich, dass ich jederzeit da bin und gleichzeitig erlaube ich ihnen, das Problem alleine zu lösen. Manchmal reicht dieser Satz aus, um die Lage zu entspannen und die Kinder ziehen wieder an einem Strang. Das, was ich mitbekommen habe, war dann wohl nur ein ‚harmloses Kräftemessen‘. 

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Wenn dem nicht so ist, die Kinder also Hilfe anfordern, dann reden wir über ihr Problem und den Anlass des Streites. Beide bekommen die Möglichkeit mir jeweils ihren Standpunkt zu erklären, ich arbeite heraus, was jeder wollte und versuche so gut es geht, das nachzuvollziehen.

Ich signalisiere Empathie, die Streithähne beruhigen sich dann meist.

Beide Geschwister sollen sich verstanden fühlen, ich signalisiere Empathie, die Streithähne beruhigen sich dann meist. Was wirklich nicht funktioniert, ist, dass ich einen „Schuldigen“ für den Streit suche, das ist unmöglich und ich ende meist verwirrt und voller Frust. Dann überlegen wir uns gemeinsam eine Strategie, die auch in Zukunft funktioniert. Ich frage z.B. „Wenn das wieder passiert, was könntet ihr dann tun?“. Wir reden drüber, wie man so einen Streit vermeiden kann. „Sag deiner Schwester klar und deutlich, dass du das nicht magst“ oder „Frage, bevor du ihre Sachen nimmst“ und lade die Mädchen ein, sich selbst was zu überlegen „Wenn ihre beide das selbe Duplo-Mädchen haben wollt, wie können wir das hinkriegen?“

Körperliche Auseinandersetzungen

Ab da wo es gefährlich wird, Kratzer, blaue Flecke und Bisswunden drohen, greife ich ungefragt ein und trenne die Streithähne.
Ich finde, es ist erlaubt, Gefühle zu zeigen, wütend oder traurig zu sein, es darf auch mal geschrien werden. Aber jemand anderen weh zu tun übersteigt eine Grenze. Wer sich ärgert, darf mit dem Fuß aufstampfen oder einen Polster hauen, die Schwester aber nicht. Dann bekommen die beiden eine Pause von mir verordnet: „Macht mal kurz eine Spielpause“.
Manchmal trenne ich die beiden auch räumlich – ein Kind auf die Couch, eines auf die unterste Treppenstufe. 

„Vertragen wir uns wieder?“ 

Wenn sie sich beruhigt haben, reden wir über den Streit und suchen Lösungen (siehe oben) oder – was auch erstaunlich oft vorkommt – legen die Sache ad acta.
Für Kinder ist das Aufhören von schreien oder hauen gleich zu setzten mit „wieder vertragen“, d.h. der Streit wird im Nachhinein nicht ewig durchgekaut, Kinder vertragen sich viel schneller wieder als Erwachsene das tun und kehren zurück zum Spiel.

Was nicht hilft

Wie sooft im Umgang mit Kindern hilft es weder zu schreien, laut zu werden, noch irgendetwas anzudrohen. In der hitzigen Situation eines Streites nehmen sie mich ohnehin kaum wahr und die Drohungen verpuffen ungehört.
Da hilft es besser, gelassen zu bleiben, mit den Kindern gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu überlegen und ihnen schließlich zuzutrauen, die Konflikte selbst zu lösen. 

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