Wahrer Balanceakt: 6 Tipps für Eltern, die an ihre Grenzen kommen

Nicht enden wollende Müdigkeit, Stresslevel hoch, unzählige Aufgaben und Verantwortung für ein oder mehrere Menschenleben. So in etwa kann man Elternschaft beschreiben.

Dazu noch unser Berufsleben, steigende Ansprüche an uns als Eltern aber auch an unsere Kinder, sowie der Druck sogar in der Freizeit sinnvollen Aktivitäten nachgehen zu müssen.

Kein Wunder, dass wir Eltern tagtäglich an unsere Grenzen kommen und oft das Gefühl haben, wir können nicht mehr.

Unsere eigenen Bedürfnisse ernstnehmen

Während bindungs- und bedüfnisorientierte Erziehung heutzutage großgeschrieben wird und wir uns Gedanken darüber machen, was unseren Kindern guttut, vergessen wir oft das Wichtigste – nämlich uns selbst. Und ja, wir sind tatsächlich das Wichtigste, denn wenn wir keine Ressourcen haben, können wir auch unseren Kindern nichts mehr bieten. Deshalb sollten wir ganz genau darauf achten, dass wir unsere Bedürfnisse ernst nehmen und uns – so oft es geht – aus dem Alltagswahnsinn herausnehmen, um Kräfte zu tanken.

Schon mit einfachen kleinen Ritualen können wir dafür sorgen, dass es uns innerlich gut geht.

 

#1. To do’s mit Spaß verbinden

Wäsche waschen, Küche aufräumen, Baby in den Schlaf schaukeln, Hund ausführen, Pflanzen gießen… Die To-Do-Liste ist endlos lang, doch auch die vermeintlich nervigsten Sachen der Welt können zu einer lustigen Angelegenheit werden.

Wie? Stichwort: Kopfhörer. Als ich angefangen habe Hörbücher und Podcasts zu hören, wurden die meisten Tätigkeiten, die ich vorher gehasst habe, zur Lieblingsbeschäftigung. „Ich muss Wäsche aufhängen,“ hieß plötzlich, ich kann 15 Minuten von meinem Lieblingspodcast hören. Garten gießen habe ich mit einigen Tanzeinlagen verbunden und meine Lieblingsmusik aufgelegt – zur Belustigung meiner Nachbarschaft.

Seit der Geburt meiner Tochter habe ich über 260 Hörbücher gehört – von Krimi über Sachbücher bis zu Comedy war alles dabei. Ich lernte viel über meine Kinder, über mich selbst und hatte Spaß dabei. Als mein Baby noch ganz klein war und ohne mich gar nicht schlafen wollte, habe ich Stunden stillend mit Kopfhörern im Bett verbracht. Das Baby hatte meine Nähe und ich war nicht verzweifelt, dass ich schon um 20 Uhr im Schlafzimmer liegen muss.

Bis heute bin ich ein großer Fan von Kopfhörern und habe mir damit meine eigene Ruheinsel geschaffen. Denn größere Kinder können schon lernen, dass man 10 Minuten Auszeit braucht. Da sind Kopfhörer eine gute Erinnerung daran, dass Mama jetzt nicht gestört werden möchte und kurz Zeit für sich braucht…

 

#2. Reize von außen reduzieren

Kopfhörer sind ein richtiger Game Changer, aber manchmal habe ich bemerkt – es wird mir alles zu viel. Stress in der Arbeit, zu Hause zwei Kinder, die sich unterhalten wollten, abends sich durch die Kopfhörer berieseln lassen. Wenn man auf den eigenen Körper hört, merkt man schnell: jetzt brauche ich Ruhe.

Also Medien aus!

Lege dein Handy zur Seite, lass dein Tablet ausgeschaltet, Fernbedienung in der Schublade. Manchmal brauchst du einfach nur Ruhe. Wenn du „nichts tun“ nicht kannst, bist du kein Einzelfall. Viele Menschen halten es kaum aus, weil wir heutzutage Dauerreizen ausgesetzt sind und es gar nicht mehr kennen, in Ruhe zu verweilen. Wenn du es also nicht sofort schaffst, kannst du damit anfangen, eine Minute einfach ruhig zu sitzen und Gedanken kreisen zu lassen, konzentriere dich auf deine Atmung oder auf das, was du im Raum siehst. Danach kannst du dir eine einfache Tätigkeit suchen. Zum Beispiel kannst du malen, basteln, häkeln lernen oder Kreuzworträtsel machen. Egal was, Hauptsache Medien bleiben aus und du kannst deinen Kopf freibekommen.

Ein Spaziergang oder kurze Sporteinheit sind auch toll, allerdings muss es einem Spaß machen, denn sich zum Sport zu zwingen bringt zusätzlichen Stress mit sich.

 

#3. Reden, reden, reden

Wir sitzen doch alle im gleichen Boot, oder? Wenn du das Gefühl hast, alles wächst dir gerade über deinen Kopf, rede offen darüber. Wenn andere so tun, als wäre alles leicht, neigen wir auch dazu, alles zu verharmlosen und so zu tun, als wäre unser Leben auch so leicht.

Zu Hause fragen wir uns dann: „Warum fällt es allen so leicht nur mir nicht?“

Also versuche es mal anders: Fange das nächste Gespräch damit an, dass du dich so müde und ausgelaugt fühlst, beschreibe, was dich so müde und fertig macht und warte ab – wenn dein Gegenüber ehrlich ist, wirst du schnell erfahren, dass auch andere Familien mit gleichen Problemen kämpfen und falls es die eine oder andere Familie wirklich leichter hat, erfährst du vielleicht zumindest ein wenig Mitgefühl.

Sollte beides nicht passieren, suche nach einem anderen Gesprächspartner. Nach jemandem, der bereit ist, sich zu öffnen. Denn manchen ist es wichtig, das Image von Supermenschen, die alles schaffen, nicht zu verlieren. Und es gibt auch solche, die es tatsächlich leicht haben. Aber nach denen suchen wir hier nicht.

 

#4. Hilfe suchen und Hilfe annehmen

Apropos suchen: Wir müssen nicht alles allein schaffen. Und wir können es oft auch gar nicht. Gerade wir Frauen wurden so sozialisiert, dass wir uns aufopfern sollen und möglichst alles stemmen – früher waren es die Kinder und unser Zuhause. Heutzutage kommt noch der Beruf dazu, wir sollen bezaubernd aussehen, großartige Freizeitaktivitäten haben und unsere sozialen Beziehungen pflegen. Es ist einfach zu viel.

Deshalb – wenn du merkst, es wird dir zu viel, suche dir Hilfe.

Ein freier Nachmittag in der Woche kann schon Wunder wirken. Wenn du keine Familie hast, die dir unter die Arme greifen kann, frage in der Nachbarschaft. Vielleicht kannst du einen Tag in der Woche Nachbarskinder zu euch einladen, dafür sind deine Kinder einen Tag in der Woche bei den Nachbarn. (Ganz wichtig, es ist Zeit für dich – nicht für den Haushalt!)

Wenn deine Probleme tiefgreifender sind, zögere nicht dir professionelle Hilfe zu holen. Für Familien gibt es viele Familienberatungen, oft auch kostenlos von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Hilfe suchen und Hilfe annehmen ist kein Zeichen der Schwäche – ganz im Gegenteil!

 

#5. Eigene Erwartungen hinterfragen

Oft sind unsere Vorstellungen davon, wie etwas laufen soll, so tief in uns verankert, dass wir gar nicht bemerken, dass wir uns selbst Stress machen.

Deshalb – lehne dich zurück und lass es auf dich zukommen!

Weihnachten muss nicht perfekt dekoriert sein, beim Mittagessen mit Schwiegereltern müssen Kinder nicht ruhig sitzen und vorbildlich essen, beim Sonntagsspaziergang müssen nicht alle die Natur genießen. Wir sind verschieden und so sind auch unsere Vorstellungen.

Während wir unsere Erwartungen in uns tragen, leben unsere Kinder eher im Augenblick und dieser ist von der Laune, des Sättigungsgefühls und der Müdigkeit geprägt. Manchmal hilft es, sich die Konsequenzen vorzustellen – ist es wirklich so schlimm, wenn deine Schwiegereltern eure Kinder als unerzogen betiteln? Ist es schlimm, wenn die Beleuchtung heuer nicht am Haus hängt? Und ist es schlimm, wenn nur du mit deinem Sohn zum Sonntagsspaziergang gehst, während dein Mann mit deiner Tochter auf der Couch liegen bleiben?

Loslassen, durchatmen, geschehen lassen. So ist das Leben oft einfacher.

#6. Dinge, die uns guttun

Manchmal sind es die kleinen Dinge… Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mir meinen Alltag zu verschönern. So habe ich fast immer frische Blumen auf dem Tisch. Weil ich Blumen liebe. Ich mache jeden Tag Übungen – egal oder Dehnen, Atemübungen oder einfach nur eine kleine Sporteinheit. Es tut mir gut und dauert nur paar Minuten. Wenn ich einen Kaffee trinke, lege ich mein Handy weg und starre vor mich hin. Das sind meine paar Minuten Ruhe. Von Hörbüchern und Podcasts habe ich bereits beim Punkt 1 geschrieben, aber auch gute Musik macht mich froh. So läuft oft bei mir zu Hause das Radio oder einfach Lieder aus meiner Lieblingsplaylist.

Ich lese unheimlich gerne – schwer, wenn man Kinder hat.

So habe ich mir aber angewöhnt, lieber nur 2-3 Seiten zu lesen als gar nicht. Das geht oft auch einfach so zwischendurch. Wenn Kinder gerade brav spielen und die Waschmaschine noch paar Minuten braucht. Lavendelsäckchen neben meinem Bett sorgt für bessere Entspannung und ein wohliges Gefühl, Wasser über mein Handgelenk fließen zu lassen, bringt mir Ruhe, Eiswürfeln in meinem Getränk und schön dekoriertes Essen erinnern mich daran, dass ich mir selbst wichtig bin.

 

Fazit

Schau, was dir guttut: ein paar Mal bewusst ein- und ausatmen, meditative Musik hören, früher ins Bett gehen, den Partner mit Kindern zu einem Ausflug schicken, Haushalt links liegen lassen, Haushaltshilfe suchen, aber auch Kinder verstehen und wissen, warum sie so handeln, wie sie handeln... Das alles hilft uns den Alltag besser zu überstehen und Kräfte zu tanken.

Und wenn es dennoch nicht geht, suche dir Hilfe. Eine Therapie kann so viel bewirken. Zum Glück sind Menschen heutzutage immer offener und lassen sich mehr darauf ein. Denn nur wenn unser Energietank voll ist, können wir gut für andere sorgen. Deshalb: schlechtes Gewissen bei Seite schieben und Zeit für sich genießen!

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