Was (nicht) zu tun ist, wenn Freundinnen plötzlich das Wichtigste sind
Es gleicht fast einer Kränkung: Zuvor war die Tochter wahlweise ein Mama- oder ein Papa-„Kind“. Das war spätestens, seit sie 13 ist schlagartig vorbei. Doch wie damit umgehen?
Präambel: Es gibt sie, die Wochenenden, an denen wir unser „Kind“ fast gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vor allem an den Wochenenden, an denen sie nichts für die Schule zu tun und damit über relativ viel Tagesfreizeit verfügt. Dann geht es von Treffen zu Treffen, von Aktivität zu Aktivität und manchmal auch von Geburtstagsfeier zu Geburtstagsfeier.
Neu gewonnene Freiheiten
Das sind dann Tage, an denen wir unsere neu gewonnenen „Freiheiten“ als Eltern natürlich genießen. Zumal auch die jüngere Tochter (11) mittlerweile bei der einen oder andern Party eingeladen ist. Doch irgendwie ist das Gefühl auch befremdlich.
Braucht uns unsere Tochter (mittlerweile fast 15) jetzt nicht mehr? Sind wir abgeschrieben?
Mit dieser veränderten Situation einher geht freilich auch das Thema „Loslassen-Können“. Wenn man selbst aus der Ebene der nächsten Bezugsperson entlassen zu sein scheint, wer nimmt dann diese Rolle ab sofort an? Es scheint, als ob es die beste Freundin wäre, der sie fortan alles anvertraut. Eltern hingegen sind immer noch wichtig, aber sie sind mehr der Rahmen, die Instanz, an der man sich festhält und manchmal auftreibt.
Wenn es hart auf hart kommt
Sprich: Wenn es hart auf hart kommt, sind die Eltern noch immer „gut genug“. Sie sind wichtige Personen, sie organisieren, sie planen, sie setzen Grenzen, sie geben Liebe. Oft genug fühlt man sich in diesem Kontext aber als eine Person, die eigentlich nur gibt, die herausfordernden und zum Teil unangenehmen Aufgaben übernimmt, während eine „beste Freundin“ die schönen Seiten der eigenen Tochter kennenlernt und auskosten darf.
Wenn man das weiterdenkt, könnte man sich fast schon in eine „Eifersuchtspirale“ verstricken.
Ehrlich gesagt: Nichts wäre unangemessener als das. Dass es ein wenig weh tut, wenn die Tochter weniger Nähe und weniger Zuwendung braucht, ist aber absolut verständlich.
Doch dann gilt es loszulassen, und zwar wirklich, ohne Vorbehalte.
Das wiederum bedeutet nicht, verantwortungslos zu handeln, sondern alles ganz genau im Blick zu haben. Mit wem verkehrt sie, welche Ratschläge kann man ihr mit auf den Weg geben? Dann auch wenn die Ratschläge oftmals offenbar nicht angenommen werden, so wirken sie doch nach.
Eltern müssen in dieser Phase des Lebens, eine Phase der Abnabelung und der Autonomie seitens des Kindes, vor allem Samen säen, Hinweise geben, Rahmen geben. All das wirkt nicht sofort, nicht offensichtlich. Aber das „Kind“, so viel ist sicher, wird später oder in den richtigen Momenten daran denken und darauf zurückgreifen.