Wenn Eltern Versprechen brechen
Manchen Eltern ist nicht bewusst, wie wichtig es ist, Versprechen einzuhalten – auch und vor allem Kindern gegenüber.
Dienstagabend muss Papa Rasen mähen, aber danach, so verspricht er, wird er mit Tina, 7, eine Runde „Mensch-ärgere-dich-nicht“ spielen. Tina hat sich schon so sehr darauf gefreut. Jedoch: statt Rasen zu mähen und mit ihr zu spielen, verbringt er den Abend vor seiner Play-Station. Tina schildert Mama ihre Enttäuschung. Die Mutter erinnert den Vater an sein Versprechen. Die Nachbarn hatten Besuch bekommen und da wollte er nicht mit dem lauten Gerät stören. Infolgedessen hat er ganz auf Teil zwei des Abendprogramms vergessen. Tina möge daraus kein Drama machen.
Zuverlässigkeit stärkt die Vertrauensbasis
Offenbar ist sich dieser Vater nicht bewusst, welch wichtige Rolle er im Leben seiner Tochter einnimmt und wie viel Freude oder Enttäuschung er bei ihr verursachen kann. Er hat gleich zwei Kardinalsfehler gegangen: Sein Versprechen gebrochen und ihre Gefühle missachtet. Obendrein hält es nicht für nötig, sich zu entschuldigen.
Mit solchem Verhalten können wir das Selbstwertgefühl unserer Kinder tief verletzen.
Es kann doch nicht die Absicht des Vaters sein, seine Tochter zu kränken? Jedem kann einmal etwas dazwischenkommen und Kinder können viel Verständnis aufbringen – vorausgesetzt, sie fühlen sich ernst genommen und respektiert.
Die Liebe und das Vertrauen unserer Kinder sind ein großes Geschenk, mit dem wir behutsam umgehen sollten. Wer Kindern gegenüber zuverlässig ist, kann bei ihnen enorm punkten. Außerdem müssen wir mit gutem Beispiel voran gehen, wenn wir wichtige Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und um Verzeihung bitten auch von ihnen erwarten.
Warum beklagt sich Tina bei der Mutter, und nicht direkt beim Vater?
Auch wenn es durchaus normal ist, dass Kinder zu einem Elternteil den emotional stärkeren Bezug haben können, sollte diese Tatsache dem Vater doch zu denken geben. Warum ist Tina nicht direkt zu ihm gegangen, um sich zu beklagen? Kritik von seinem eigenen Nachwuchs zu bekommen, direkt ins Gesicht, mag zwar unangenehm sein, aber wir dürfen es auch als Vertrauensbeweis sehen und froh darüber sein, auch wenn sie aus momentaner emotionaler Überforderung vielleicht den guten Ton verfehlen. Darüber lässt sich vielleicht zu einem späteren, passenderen Zeitpunkt sprechen. Es darf auch die Regel gelten: „Du darfst mich kritisieren, aber beleidigen darfst du mich nicht!“
Nur wenn ein Kind offen und ehrlich sein kann, können wir Dinge rasch und unkompliziert klären und eine herzliche, authentische Beziehung kann sich entwickeln.
Kindheit lässt sich nicht aufschieben
Wir Erwachsene sollten unsere Prioritäten manchmal neu überdenken.
Viele Tätigkeiten können wir zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Kindheit lässt sich jedoch nicht aufschieben – und im Nachhinein gesehen, vergeht sie viel zu schnell. Was gibt es Wichtigeres, als Kinder zu fördern und ihnen eine Freude zu machen? Wer sich ehrlich auf Kinder einlässt wird erfahren, dass die Freude, die von ihnen ausgeht, mit einem oberflächlichen Fernseh- oder Computerabend nicht zu vergleichen ist.