"Am 21. Chromosom sitzt die Freude"
Groß war der Andrang auf die 8. Österreichische Down-Syndrom Tagung, die dieses Jahr wieder in Salzburg stattfand. Viele Familien aus dem ganzen deutschen Sprachraum nutzten die Gelegenheit der Fortbildung und der Vernetzung.
Dr. Silvia Behrendt, Mutter von 5 Kindern - der Jüngste ist ein Down-Syndrom Bub - hat an der Tagung teilgenommen. Wir haben sie zum Interview getroffen.
meinefamilie.at: Liebe Silvia, du warst bei der Tagung in St. Virgil dabei. Was hat dir besonders gut gefallen?
Silvia: Besonders auffallend war die gute Stimmung während des Kongresses. Die Atmosphäre war geprägt vom liebenvollen Umgang miteinander.
Jugendliche haben getanzt und es wurde viel gelacht!
Ich denke, jeder der Teilnehmer hat die Tagung als wichtiges Willkommenszeichen nach außen wahrgenommen.
meinefamilie.at: Solche Tagungen sind ja auch immer wichtig, um Kontakte zu knüpfen...
Silvia: Ja, auf jeden Fall! Es war eine gute Möglichkeit, mit anderen betroffenen Eltern ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und so zu merken: wir sind nicht alleine! Aber nicht nur für die Eltern sind solche Kontakte wichtig, sondern vor allem auch für die Kinder!
meinefamilie.at: Die Eltern haben sich untereinander vernetzt und gleichzeitig waren auch viele Experten im Bereich Down-Syndrom anwesend. Welche Impulsvorträge und Workshops gab es?
Silvia: Es gab ein weites Spektrum, wo für jeden etwas dabei war: sei es aus dem Bereich der Medizin, der Erziehung oder alle Fragen rund um das Teenager-Alter. Von Kreativ-Workshops, Tanz, Theater bis hin zu einem Überblick über den Behördendschungel. Besonders angesprochen hat mich, wie man Down Syndrom Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen kann - sei es mit der Rotatherapie oder mit so genannten LIFEtool Apps.
meinefamilie.at: Kann man sagen, dass alle Down-Syndrom Kinder gleich sind?
Silva (lacht): Nein! So, wie jedes Kind unterschiedlich ist, so sind auch Down-Syndrom Kinder ganz verschieden. Die einen können dies, die anderen jenes. Wichtig, so denke ich, ist es, diese Vielfalt anzunehmen und sichtbar zu machen.
meinefamilie.at: Silvia, du bist selbst Mama von einem Down-Syndrom Bub. Wie geht´s dir damit?
Silvia: Er ist sicherlich das Kind, das uns am meisten Freude bereitet. Wir sind sehr froh, dass er da ist. Es gibt vieles, das er einfach nicht macht wie zum Beispiel: Er streitet mit niemandem! Auf der Straße reagieren die Leute meist freundlich und ich merke: er berührt einen wunden Punkt in der Gesellschaft, da die meisten dieser Kinder nicht erwünscht sind.
meinefamilie.at: Gibt es abseits der Down-Syndrom Tagung Möglichkeiten der Vernetzung zwischen betroffenen Familien?
Silvia: Die Tagung ist für mich fast wie ein Pflichttermin für alle Eltern mit Down-Syndrom Kindern. Es hat uns wieder gezeigt: Wir sind nicht alleine! Das ist wichtig, denn es macht uns stärker! Darüber hinaus gibt es in der Stadt Salzburg immer am 1. Freitag im Monat eine Eltern-Kind-Gruppe . Freundschaften unter uns Mamas und unter den Kindern werden gepflegt und wir haben es immer lustig - wenn der Nikolaus kommt oder wenn wir Fasching feiern, um nur ein paar Highlights zu nennen. Über neue Kinder - mit und ohne Down Syndrom - freuen wir uns sehr, denn ich denke, wir können viel voneinander lernen!