Zeit und ein Miteinander ist das größte Geschenk – warum die Adventzeit 2021 trotz Corona-Pandemie wunderschön ist.
Der Lockdown im Dezember hat mir etwas geschenkt: Zeit. Obwohl die Schließung von Schule und Kindergarten, von Restaurants und Geschäften, das Absagen von Adventmärkten und Veranstaltungen anfangs ein Gefühl der Beklemmung hervorriefen und ich mich ein paar Tage lang fühlte, als wäre ich eingesperrt, kann ich es jetzt als Chance begreifen.
Ich wurde von der Pandemie und dem Lockdown mehr oder weniger dazu ‚gezwungen‘ die Dinge zu entschleunigen. Jahr für Jahr habe ich mir vorgenommen, eine stille Adventzeit zu genießen, mich in Ruhe und Besinnlichkeit auf das große Fest vorzubereiten. Geklappt hat es erst heuer so richtig.
Gerade die Zeit vor Weihnachten ist es alles andere als still.
Viele mögen es kennen: Gerade die Zeit vor Weihnachten ist es alles andere als still. In der kurzen Dauer von nur 24 Tagen soll viel erledigt werden. Weihnachtsfeier in der Firma und mit dem Freundinnen-Stammtisch, eine Glühweinrunde mit den engsten Arbeitskollegen, eine weitere Adventmarktrunde mit den ehemaligen Studienkollegen, die Weihnachtsfeier des Sportvereines und der Pflichtbesuch bei weit entfernten Verwandten. Diese abendlichen Termine sind herausfordernd – noch dazu wenn stets ein Babysitter für die Kinder organisiert werden muss, denn wenn Mama und Papa abwechselnd nicht zu Hause sind bleibt kaum gemeinsame Zeit. Dazu sollen Geschenke überlegt, besorgt oder gar gebastelt werden, die Wohnung auf Hochglanz poliert, der Baum gekauft und die Tischdekoration für das Weihnachtsmahl wohl überlegt werden.
Dieses Jahr ist die Adventzeit anders. Und das ich (auch) gut so.
Dieses Jahr ist die Adventzeit anders. Und das ich (auch) gut so.
Heuer ist die Adventzeit besonders, weil wir schon bei Einbruch der Dunkelheit Zuhause sind. Wir erfreuen uns an dem leuchtenden Stern, der im Fenster hängt, wir beobachten, wie sich die elektrische Laterne entzündet und die Terrasse in warmes Licht taucht. Dabei leuchten die Augen der Kinder und ich sehe, dass sie diesen Moment als magisch erleben.
Heuer ist die Adventzeit anders, weil wir nun endlich Zeit haben, jeden Abend zusammen zu sitzen und das Miteinander zu genießen. Wir zünden die Kerzen des Adventkranzes an und reden miteinander. Nicht nur ein paar rasch hingeworfene Sätze, nein, dieses Jahr haben wir viel Zeit um die Weihnachtsgeschichte zu erzählen, über Nikolaus zu sprechen und gemeinsam zu singen.
Heuer ist die Adventzeit entschleunigt, weil ich liebe alte Bekannte nicht im Dezember, sondern erst im Frühjahr sehen werde und mir die Zeit nehmen kann, mit jedem einzelnen ausgiebig zu plaudern. Ich werde nicht gestresst von meiner To-do-Liste sein und mich nicht müde und abgehetzt fühlen, weil ich in einer Adventwoche schon zwei Glüchweinabende unterbringen wollte. Oder gar ein schlechtes Gewissen haben, weil ich die Kinder wieder nicht ins Bett bringen kann.
Dieses Jahr ist anders, weil wir uns ganz entspannt nur mit Oma und Opa treffen, durch die weihnachtlich erleuchtete Stadt spazieren, die Lichter bestaunen und die Adventstimmung ohne Konsumzwang genießen können.
Heuer erleben wir die Adventwochenenden bewusster und stiller, weil nur wenige Freunde uns besuchen. Auf der Terrasse stehen Kerzen und Laternen, die Kinder spielen im Schnee, während die Erwachsenen sich bei Glühwein und Maroni unterhalten. Es ist friedlich. Wir müssen keinen Menschenmassen ausweichen und keine plärrend laute Weihnachtsmusik ertragen.
Dieses Jahr ist besonders, weil es viel weniger Weihnachtsgeschenke geben wird. Wir besinnen uns auf das wichtige – die Freude und die liebevollen Gedanken, die ein Geschenk begleiten.
Heuer ist die Adventzeit produktiver, weil ich die Muse hatte, mit den Kindern einen Fotokalender für die Großeltern zu gestalten und einen persönlichen Bilderrahmen für Patenonkel und Patentante zu basteln. In einem nicht-Pandemie-Jahr hätte ich wahrscheinlich alles online bestellt, so aber hatten wir ein schönes Schaffenserlebnis zusammen.
Dieses Jahr ist anders, weil ich abends bei einer Tasse Tee am Küchentisch sitze und ganz bewusst und ausführlich meinen Freunden eine persönliche Weihnachtskarte schreiben werde.
Heuer ist die Adventzeit auch weniger stressig und vor allem weniger konsumfreudig, weil ich mich nicht dazu getrieben fühle, durch Läden zu ziehen auf der Suche nach einer neuen Tischdekoration oder Christbaumschmuck, die ich ohnehin nicht brauche. Die Geschäfte haben geschlossen und ich kann entspannt zu Hause sein.
Dieses Jahr ist jedoch auch so viel anders, weil die Großfamilie am 24. Dezember nicht zusammen kommen kann. Die vielen Tanten und Onkeln, Omas und Opas treffen wir nun an den Tagen davor und danach.
Das Gute daran: es ist das erste Mal, dass in der Familie schon so früh über das Weihnachtsfest geredet und Unklarheiten ausgesprochen wurden. Wir mussten offen miteinander umgehen, unsere Erwartungen aussprechen, unsere Vorstellungen und Wünsche darlegen und manch alte Tradition brechen. Das erste Mal seit vielen Jahren steht jedoch wieder das Fest und ein friedliches Miteinander im Vordergrund.
Heuer verläuft die Adventzeit anders als in den Jahren davor, weil wir gezwungen wurden, Zeit zu haben. In den vergangenen Wochen habe ich nichts vermisst, vielmehr habe ich es genossen, mich für das Wesentliche entscheiden zu können und auf das Wichtigste zu besinnen.