Abendrituale für Kinder: Mehr Ruhe und Sicherheit in der dunklen Nacht
Während die meisten Erwachsenen bereits vergessen haben, wie es sich anfühlt Angst vor einem dunklen Zimmer zu haben, nehmen unsere Kinder all die unheimlichen Schatten und dunkle Ecken intensiver wahr, als uns manchmal bewusst ist. Schlafen gehen bedeutet für Kinder nicht nur Trennung von den Eltern – räumlich sowie emotional. Es ist auch eine kleine Mutprobe. Tag für Tag.
Wenn du dich fragst, warum dein sonst so kooperatives Kind am Abend plötzlich nicht mehr zusammenarbeiten will, kannst du dir sicher sein, dass die bevorstehende Nacht und die Dunkelheit dafür verantwortlich sein können.
Gepaart mit Müdigkeit und dem Verlangen nach der elterlichen Nähe, wird so das Zubettgehen oft zu einem kräftezehrenden Kampf. Was helfen kann die Abende ruhiger und harmonischer zu gestalten, sind Rituale und Gewohnheiten. Also eine stabile Abendroutine.
Was mag mein Kind?
Ein fester Ablauf jeden Abend sorgt dafür, dass sich unsere Kinder bestimmte Gewohnheiten aneignen. Diese schaffen sichere Grenzen, in denen sie sich, ohne groß nachzudenken, bewegen können. Wenn du diese Abläufe (wie Zähne putzen, Pyjama anziehen, auf die Toilette gehen, usw…) durch kleine Rituale ergänzt, wird der Abend nicht nur „nach Arbeit“ klingen.
Denn gerade Spaß und Entspannung sind sehr gute Begleiter in das Land der Träume. Doch bevor du planlos an die Sache ran gehst, denk kurz darüber nach, was dein Kind mögen könnte:
- Bücher
- Hörbücher
- Kuscheleinheiten
- Besondere Körperpflege, wie Füße eincremen, Haare kämmen, Rückenmassage
- Gespräche über den vergangenen Tag
- Singen
- Phantasiegeschichten erfinden (gerne auch eine Geschichte auf mehrere Tage aufgeteilt)
- Spielerisches Zubettgehen, wie Pyjama suchen, mit verbundenen Augen aus- und anziehen…
Natürlich kannst du mehrere kleine Rituale kombinieren und sagen: nachdem wir uns spielerisch bettfertig machen, wird ein Buch gelesen. Danach schalten wir das Licht ab und es wird über den Tag noch kurz gesprochen. Anschließend wird ein Gute-Nacht-Lied vorgesungen und danach wird geschlafen. Wie so ein Abend aussehen wird, liegt nur an dir und deinem Nachwuchs.
Es kann auch sein, dass die Mama einen anderen Abendablauf hat, als der Papa. Nur aufpassen, dass die Kinder dann nicht immer nur nach dem Papa verlangen, weil seine Abendroutine so unterhaltsam ist. ;-)
Bedürfnisse und Wünsche nicht ignorieren
Abends sind Kinder oft sehr müde, weshalb sie sich nicht mehr alleine aus- und anziehen wollen. Außerdem möchten sie umsorgt werden und dazu gehört auch das Ent- und Bekleiden, pflegen und verwöhnen.
Denke daran und anstatt unnötige Kämpfe auszutragen, kannst du selbst aktiv vorschlagen: Ich ziehe dich aus, dafür ziehst du dir deinen Pyjama selber an.
So wird ein Kompromiss gefunden, mit dem beide Seiten zufrieden sind und wenn du es deinem Kind auch noch erklärst und sagst, was ein Kompromiss ist und warum er so wichtig ist, hat dein Kind auch etwas für die Zukunft gelernt.
Oft kooperieren Kinder besser, wenn sie die Hintergründe unseres Handelns verstehen.
Außerdem ist es wichtig zu vermitteln, dass auch wir Erwachsene unsere Bedürfnisse haben, müde sind und nicht immer alles tun möchten, was unsere Kinder von uns verlangen. So gehen wir als gutes Beispiel voran und zeigen, dass man auch auf eigene Bedürfnisse achten sollte.
Natürlich immer altersgerecht. Ein zweijähriges Kind wird es kaum noch verstehen können, während ein Sechsjähriges bestimmt das Thema der Kompromisse und Bedürfnisse schon ganz anders wahrnehmen wird.
Auch ein ständiges Ablehnen ist nicht sehr ratsam, denn dann zeigen wir nur, dass kooperieren nicht sein muss, wenn man nicht will und dass man „alles darf aber nichts muss“… Nicht vergessen: wir sind der Spiegel unserer Kinder.
Abendroutine immer dem Alter entsprechend gestalten
Es ist nicht nur wichtig, Rituale und Abläufe dem Alter entsprechend zu gestalten. Es ist vor allem wichtig diese Abendroutine regelmäßig zu hinterfragen und neu anzupassen. Während kleine Kinder noch viel Körperkontakt und Nähe verlangen, kann es vorkommen, dass Kinder ab einem gewissen Alter einiges alleine schaffen wollen und somit auch die einzelnen Rituale angepasst gehören.
Vielleicht werden längere Gespräche mehr Sinn machen, als Kinderlieder vorzusingen. Vielleicht will dein Kind plötzlich alleine mit einem Hörbuch einschlafen, oder du merkst, dass nun die Zeit gekommen ist, wo es dein Kind ausprobieren könnte. (Natürlich ohne Druck und Zwang!)
Auch Unruhe, Streitigkeiten oder plötzliche Machtkämpfe können ein Zeichen dafür sein, dass die Abendroutine neu gestaltet gehört.
Keine Angst davor! Klar – es können gewisse Abläufe schon sehr verfestigt sein und ihre Veränderung kann sich anfangs befremdlich anfühlen. Dennoch lassen sich neue Gewohnheiten recht schnell etablieren und die meisten Kinder kommen damit bestens klar. Achte also auf die Entwicklung und Reife deines Kindes und frage auch gezielt und bewusst, ob es bestimmte Rituale nicht bereits zu langweilig findet. Vielleicht bekommst du sogar Vorschläge, was besser passen würde. Dann kannst du eure Abende wieder ein Stückchen verbessern.